Zurück zur ECO-World Startseite

Haftungsausschluss
Impressum
Datenschutzerklärung









  Forum
 
 
HOME | Top-Nachrichten | Umwelt & Naturschutz alle Nachrichten
 Hier finden Sie laufend aktuelle Nachrichten aus dem Themenbereich Ökologie.
Wenn Sie Meldungen zu einem bestimmten Thema suchen, steht Ihnen die Navigation links zur Verfügung. - Mit ECO-News, dem Presseverteiler der ECO-World sind Sie immer auf dem Laufenden.

Stichwort    Art 
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 01.10.2020
Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln
30 Jahre Klimaschutzprogramm - 30 Jahre Verdrängen und Versagen
Vor 30 Jahren wurde der Bericht der Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" vorgestellt. Dazu erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller:

"Heute, am 1. Oktober, ist ein Tag der Trauer. Denn vor 30 Jahren gab es die Chance, die Menschheitsherausforderung der globalen Klimakrise zu bewältigen. Sie wurde vertan.

Die Klimakrise als Negativ-Beispiel für den verheerenden Widerspruch zwischen Wissen und Handeln Foto: Gerd Altmann, pixabay
Am 1. Oktober 1990 übergab die Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" des Bundestages der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth den Bericht "Schutz der Erde". Er war mehr als die Zusammenstellung wissenschaftlicher Fakten über den kritischen Zustand der Erdatmosphäre. Er war vor allem eine Pionierleistung, um die beiden großen globalen Menschheitsherausforderungen Ozonabbau und die heraufziehende Klimakrise, die die planetaren Grenzen überschreiten, zu bewältigen. Der 1. Oktober ist sowohl ein Beleg dafür, dass die Menschheit die Klimakatastrophe abwenden kann, als auch ein erschreckendes Dokument für ein verantwortungsloses Verdrängen und Versagen.

Die erste Bedrohung, die Erosion der lebensschützenden Ozonschicht, konnte durch ein Verbot der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und Halone vergleichsweise schnell entschärft werden, da die Ursachen erkannt und die Zahl der Schadstoffproduzenten begrenzt waren. Der Enquete-Kommission gehörte auch der weltweit führende Atmosphärenforscher Paul J. Crutzen an, der 1995 für die Entschlüsselung der Ozonzerstörung mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde.

Dagegen betrifft die anthropogene Erderwärmung viele Bereiche unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Der Klimawandel verursacht einen ökologischen Kolonialismus - die reichen Länder emittieren, die armen Länder baden die Folgen aus. Die Folgen davon sind mittlerweile alltäglich. Weil die Erderwärmung immer schneller voranschreitet, droht auch das Ozonproblem zurückzukehren. Denn mit der Aufwärmung der unteren Luftschicht, der Troposphäre, wird es in der Stratosphäre kühler. Damit wird in den nördlichen Regionen, in denen der Chlorpegel relativ hoch ist, im polaren Winter immer häufiger die kritische Temperatur von minus 70 Grad Celsius erreicht. Wenn dann der nordpolare Frühling einsetzt, beginnt der chemische Prozess der Zerstörung der Ozonmoleküle, heute bereits im März in der Größenordnung Grönlands.

Die Klimakrise ist ein warnendes Beispiel für den eklatanten Widerspruch zwischen Wissen und Handeln.

Mit einem bis heute einzigartigen Aufwand erarbeiteten die 22 Mitglieder der Klima-Enquete (elf Wissenschaftler und elf MdBs) in einem zweijährigen Prozess die erste Klimaschutzstrategie weltweit. Dafür wurden von über 50 wissenschaftlichen Instituten rund 150 Studien im Strom-, Wärme- und Verkehrsbereich erstellt sowie weitere Arbeiten zu den borealen und tropischen Wäldern, zum Bodenschutz und der Zukunft der Landwirtschaft einbezogen. Danach konnten wirtschaftlich vertretbar allein in den alten Bundesländern die Treibhausgas-Emissionen bis 2005 deutlich gesenkt werden: Kohlendioxid und Methan um mindestens 30 Prozent, Stickoxid um 50, Kohlenmonoxid um 60 und flüchtige organische Verbindungen um 80 Prozent.

Die politische Hauptverantwortung für das Klimaschutzprogramm trugen für die Union Bernd Schmiedbauer und für die SPD Michael Müller. FDP und Grüne spielten keine besondere Rolle in der Kommission.

Das detaillierte Programm hatte einen Dreiklang:
  • Effizienzrevolution, also eine deutlich höhere Steigerung der Energie- und Ressourcenproduktivität als des Bruttosozialprodukts,
  • Einsparen, zu dem auch Suffizienz gehört, und
  • der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien
.
Die Studien belegten, dass fast 45 Prozent des Energieumsatzes wirtschaftlich einsparbar sind. Einsparen und Verzicht können einen Beitrag von 8 bis 10 Prozent leisten. Bei den Erneuerbaren Energien wurden die Grundlagen für das Erneuerbare-Energien-Gesetz geschaffen.

Damals waren die politischen Rahmenbedingungen günstig. Die in Ost und West geteilte Welt war zu Ende. Die Friedensdividende hätte für eine friedliche Welt genutzt werden können. Der Erdgipfel von 1992 in Rio de Janeiro wurde zur großen Chance für einen sozialen und ökologischen Aufbruch in eine Weltinnenpolitik, die ein Leben ohne Mangel, aber auch ohne Maßlosigkeit möglich machte. Aber die Chance wurde vertan.

Wäre das Klimaschutzprogramm umgesetzt worden und - wie vorgeschlagen - über 2005 hinaus bis 2020 fortgesetzt worden, lägen die nationalen Treibhausgase heute um rund 70 Prozent niedriger. Deutschland wäre tatsächlich Vorreiter bei der ökologischen Modernisierung geworden. Und das ist notwendig, denn die Corona-Pandemie zeigt, wie dünn die sozialen und ökologischen Schutzschichten des Lebens geworden sind.

Doch die größte Pandemie, der anthropogene Klimawandel, steht erst bevor. Die Erderwärmung ist das Fieber, das das Immunsystem unseres Lebens, die Erdatmosphäre, zerstört. 30 Jahre verpasste Chancen sind ein Armutszeugnis für unser Land. Ein gewaltiges Versagen.

Es sind vor allem kurzfristige wirtschaftliche Interessen, die den Klimaschutz seit drei Jahrzehnten verhindern. Wirtschaftliches Wachstum war wichtiger als der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen.

Nach dem Erdgipfel von Rio drehte sich das Bild. Die Ignoranz und Überheblichkeit der "Sieger" bestimmten die Entscheidungen. Hinzu verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage, die deutsche Einheit war nicht "aus der Portokasse" zu finanzieren. Deutschland wurde zum "kranken Mann" Europas. Die Wirtschaft, die anfangs in der Erderwärmung die Chance auf eine Rückkehr der Atomenergie sah, formierte sich gegen den Klimaschutz. Von zentraler Bedeutung war ein Treffen von Helmut Kohl in der Sauna der BASF mit Vorstandschef Struve, dem ein Krisentreffen mit den Spitzen der Industrie folgte. Generell machte die Politik den Kardinalfehler, den Aufbau Ost nicht mit dem Umbau West zu verbinden. Die Treuhand zog mit aller Härte eine Abwicklung durch, statt die Wirtschaft in den neuen Bundesländern zu sanieren. Dadurch gingen in der ehemaligen DDR die CO2-Emissionen um über 50 Prozent zurück.

In den alten Bundesländern sanken die Treibhausgase nur geringfügig, eine Klimaschutzpolitik fand nicht statt. Die Regierung Kohl nahm die Entindustrialisierung der ehemaligen DDR zum Anlass, die Folgen als Klimaschutz hinzustellen. Die gesamtdeutschen Emissionen gingen zwar um rund 12 Prozent zurück, mit Klimaschutz hatte das nichts zu tun. Die schwarz-gelbe Bundesregierung ließ sich dafür als Klimavorreiterin feiern - eine bodenlose Dreistigkeit.

30 Jahre nach dem ersten Klimaschutzprogramm sind die damaligen Vorschläge noch immer aktuell. Wir waren schon einmal viel weiter. Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln ist größer geworden."

Diskussion

  Login



 
 
  Aktuelle News
  RSS-Feed einrichten
Keine Meldung mehr verpassen

24.04.2025
Symbolkarten als Seelenhelfer 111 Symbolmittel für mentale, emotionale und seelische Gesundheit


Für Klima, Luft, Boden: Multitalent Wald schützen VERBRAUCHER INITIATIVE zum Tag des Baumes am 25. April

22.04.2025
Earth Day 2025 Deutsche verlieren Interesse am Klimaschutz


12 Jahre nach Rana Plaza Gewerkschafter in Bangladesch inhaftiert, Lieferkettengesetz vor der Abschwächung


Von Kopf bis Fuß: Pilze sind natürlich nachhaltig Als hochwertiges Nahrungsmittel und als Werkstoff der Zukunft


Ausgezeichnet! Reformierter Tierschutzforschungspreis stärkt tierversuchsfreie Wissenschaft Kommentar

Weniger Kunststoffe im Bioabfall ab Mai 2025 Neue Vorgaben der Bioabfallverordnung treten in Kraft.


ÖDP ruft bundesweit zu Aktionstag am "Tag des Baumes" auf Naturschutzpartei fordert "konsequenten Schutz der Wälder": "Jeder gepflanzte Baum sichert uns eine lebenswerte Zukunft."


Gut geschützt die Frühlingssonne genießen VERBRAUCHER INITIATIVE mit Tipps zu Sonnenschutzmitteln


17.04.2025
Photovoltaik-Ausbau landwirtschafts- und umweltgerecht gestalten AbL legt neuer Bundesregierung Vorschläge für Photovoltaik-Ausbau vor

"Noch mehr Trinkwasserbrunnen für Rheinland-Pfalz" Trinkwasserversorgung

Bilanz des Koalitionsvertrags Transparency Deutschland fürchtet deutliche Einschränkungen demokratischer Beteiligungs- und Kontrollrechte

Hummel-Challenge begeistert - Über 11.000 Beobachtungen Ergebnis Citizen Science Projekt

In tiefer Trauer: Der SFV nimmt Abschied von Wolf von Fabeck Eine große Persönlichkeit der Energiewende ist verstorben.


Tag der Landlosen: FIAN weist auf wachsende Landkonzentration hin Forderungen an die deutsche Entwicklungszusammenarbeit

16.04.2025
Carsharing-Anbieter lassen die verkehrsentlastende Wirkung ihrer Angebote überprüfen Carsharing ist ein wichtiger Baustein nachhaltiger Mobilität

Projekt "Trinkbecher für Trinkwasser" 100.000-Euro-Spendenrekord für sauberes Wasser in Afrika


15.04.2025
Evaluierung der Recyclingquoten des Verpackungsgesetzes Eine aktuelle Studie evaluiert die Recyclingquoten des Verpackungsgesetzes und entwickelt Vorschläge für deren Weiterentwicklung

Videonewsletter der Möbelmacher Nr. 216 Newsletter 216: Actionhelden F. Kusz, D. Scheck, U. Plank; Küche in Lindau; elektrisches Schrankbett; Sommerzudecken; Hifirack in Elsbeere; Wozi und Sessel bei Übriges;


PRISMA in Frankfurt Ein nachhaltiges Bürobestandsgebäude als gesellschaftlicher Impulsgeber