Dieser hat bereits vor 30 Jahren eine Katastrophe erlebt, als Orkan Wiebke 1990 fast die Hälfte aller Bäume im Hunsrück niedergefegt hat. "Dass hier heute wieder Wald steht, haben wir sowohl den natürlichen Bedingungen als auch dem nachhaltigen Handeln der Forstleute zu verdanken. Sie arbeiten mit der Natur und setzen auf Vielfalt. Dieses Prinzip muss auch heute gelten. Allerdings ist es damit allein nicht getan. Dieses Mal müssen alle mit anpacken. Jede und jeder von uns muss das Klima schützen, allen voran fossile durch erneuerbare Energien ersetzen", so die Umwelt- und Forstministerin. Klimaforscher Dr. Ulrich Matthes, Leiter des Klimawandelfolgenkompetenzzentrums Rheinland-Pfalz stellt fest: "Auch dieses Jahr ist es viel zu trocken. Dazu kommt, dass die Vegetationszeit, also die Wachstumsphase der Pflanzen, immer länger dauert, da die Winter im Schnitt um zwei Wochen kürzer geworden sind. Gleichzeitig steht ihnen aber immer weniger Wasser zum Wachsen zur Verfügung. Denn durch die steigenden Temperaturen verdunstet immer mehr Wasser. Das verursacht Trockenstress bei den Bäumen, sie werden anfälliger für Schädlingsbefall und Krankheiten oder verdursten schlichtweg. Seit Oktober 2018 fehlen im landesweiten Schnitt über 200 Liter Wasser pro Quadratmeter. Die Lage hat sich in den letzten Wochen verschärft: auf rund 270 Liter pro Quadratmeter." Gegen die Verdunstung und Schädlingsdruck können die Forstleute zum Teil gegensteuern: Mit Mischwäldern aus verschiedenen Baumarten und mit unterschiedlich alten, also unterschiedlich großen Bäumen. In einem derart strukturreichen Wald herrschen kühlere Temperaturen, die Bäume schenken sich gegenseitig Schatten, haben aber dennoch Licht zum Wachsen. Um so einen Mischwald entstehen zu lassen, setzen die Forstleute auf die Natur. Dort, wo Freiflächen entstehen, sollen sich Bäume von Natur aus ansamen. Birken, Aspen, Weiden und verschiedene Straucharten wie Faulbaum, Holunder, Schwarzdorn und Weißdorn haben Samen, die etwa durch den Wind oder von Tieren wirkungsvoll verbreitet werden. So können sie rasch für eine Bedeckung des Bodens sorgen. Zusätzlich pflanzen die Forstleute vor allem heimische Baumarten. Im Soonwald sind das unter anderem Eichen und Weißtannen. Anders als flachwurzelnde Fichten kommen tiefwurzelnde Weißtannen besser mit Trockenheit zurecht. Sie haben lange Wurzeln und kommen so besser an tiefere Wasserschichten heran. Auch bei Stürmen geben ihnen die Wurzeln mehr Halt. Beim Thema Mischwald geht es zusätzlich um eine möglichst große genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Baumarten. Geeignetes Saatgut kann man allerdings nicht jedes Jahr ernten - während die Bäume im ersten Dürrejahr 2018 noch enorm geblüht und fruktifiziert haben, sind sie im dritten Dürrejahr in Folge mancherorts bereits recht geschwächt. Ein weiterer Vorteil von Mischwäldern: Unterschiedliche Baumarten im Mischwald helfen gegen die massenhafte Vermehrung von Schädlingen, wie dem Borkenkäfer. Denn diese sind in der Regel auf eine Baumart spezialisiert. In einem Wald mit unterschiedlichen Baumarten geht ihnen dann schlichtweg der Brutraum und das Futter aus. "Natürlich stehen im Soonwald auch heute noch Fichten - solange diese gesund sind, sind sie wichtig für den Walderhalt. Sie speichern CO2 und können, wenn sie erntereif sind, als wertvoller Rohstoff dienen. Es macht keinen Sinn, gesunde Fichten vorzeitig zu ernten, da der Holzmarkt ohnehin mit Fichten überschwemmt ist", so Forstamtsleiter Bernhard Frauenberger. "Doch unter diesen Fichten pflanzen wir bereits andere Baumarten. So entsteht unter dem Fichtenwald der Mischwald von morgen - und keine Kahlfläche, sollten die Fichten dem Borkenkäfer oder Stürmen zum Opfer fallen." Die Fichten hat man im Übrigen vor allem vor rund 60 bis 70 Jahren gepflanzt - als man schnell wachsendes Holz nach den Weltkriegen brauchte, und noch früher, speziell im Soonwald, als Energielieferant für die Verhüttung von Eisen. Hintergrund: Der Wald in Zahlen Naturnahe Waldwirtschaft:
Waldanteil:
Naturverjüngung: 87 Prozent der Jungbäume (unter vier Meter Höhe) haben sich in Rheinland-Pfalz im Staatswald natürlich angesamt (bundesweit: 85 %). Das heißt, sie wurden nicht gepflanzt. Försterinnen und Förster fördern die "Naturverjüngung", indem sie gezielt einzelne stark schattende Bäume entnehmen. So dosieren sie den Lichteinfall auf dem Waldboden und der Nachwuchs der Mutterbäume kann sich einstellen und entwickeln. Schutzzonen: In Rheinland-Pfalz sind bereits 9 Prozent der Staatswaldfläche als Waldrefugien, Naturwaldreservate, holznutzungsfreie Flächen in den Rheinauen, in den Kernzonen des Biosphärenreservates Pfälzerwald-Nordvogesen, im Großnaturschutzgebiet Bienwald und im Nationalpark Hunsrück-Hochwald ausgewiesen. Damit liegt Rheinland-Pfalz mit seinem eigenen Wald, dem Staatswald, in der Spitzengruppe der Bundesländer, wenn es um die Erfüllung des diesbezüglichen 10 Prozent-Ziels der Nationalen Biodiversitätsstrategie geht. Arbeitsplätze: Rund 51.000 Menschen arbeiten in RLP in der Forst- und Holzbranche. Dazu gehören über 7.000 Unternehmen. Die Branche erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von fast 10 Mrd. Euro. Somit ist die Forst- und Holzwirtschaft am Umsatz gemessen nach der chemischen Industrie der zweitgrößte Wirtschaftszweig im produzierenden Gewerbe in Rheinland-Pfalz. Gemessen an den über 50.000 Beschäftigen steht sie in RLP sogar an erster Stelle - noch vor der chemischen Industrie. Holzpreisentwicklung: Der Durchschnittspreis für Fichten-Stammholz im Staatswald des Landes Rheinland-Pfalz ist im Laufe der letzten Jahre massiv eingebrochen. Von 90 Euro je Festmeter in 2014 bis auf unter 40 Euro in 2020.
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