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ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:
Politik & Gesellschaft
Datum:
16.07.2020
Transformiert Euch - jetzt erst recht!
Manuel Pick und Gerd Scholl wissen: Anders Wirtschaften ist möglich
Auf der BioFach 2020 sind wir mit der - in der Branche unpopulären - These angetreten, die Bio-Lebensmittelwirtschaft sei in einer fatalen Entwicklung begriffen. Unsere Diagnose: zunehmende Konzentration, Überalterung, fehlende Nachhaltigkeitsstrategien, Bedeutungsverlust, vor allem aber, eingeschränkt zukunftsfähige Unternehmen. Transformation hieß unser Lösungsansatz.
Manuel Pick weiß, dass ein anderes Wirtschaften möglich ist.
© Manuel Pick
Dr. Gerd Scholl ist Nachhaltigkeits- und Organisationsberater. Seine Vision ist ein Wirtschaften im Einklang von Mensch und Natur. Unternehmen betrachtet er systemisch - als soziale Gebilde, die sich evolutionär entwickeln und in denen kleine Ursachen große Wirkung haben können. © privat
Vier Monate später ist unsere Welt eine andere. "Transformation" ist ein neuer Mega-Trend. Mit Covid 19 ist ein weiterer Beweis für disruptive Entwicklungen in die WUKA-Welt gekommen und hat unseren Alltag und die Anforderungen an unser Tun drastisch verändert. Als hätte die Zeit nicht schon genug Zeichen gegeben, die tiefgreifende Transformationen induzieren, verstärkt das Corona-Virus diese deutlich. Es ist das Kontrastmittel für Fehlentwicklungen in der Gesellschaft und es ist das Kontrastmittel in der Diagnostik einer Branche, die wir leidenschaftlich zur Weiterentwicklung inspirieren wollen.
Die Pandemie hat uns die bekannten transformatorischen Herausforderungen noch konkreter in die Feder diktiert, als sie in Anbetracht der weniger greifbaren Bedrohungen der Vor-Corona-Zeit erkennbar waren.
Eine Branche am Scheideweg
In der aktuellen Marktsituation ist nicht Veränderung vorrangig. Jetzt geht es um Funktionstüchtigkeit. Die Unternehmen setzen die sozialen Herausforderungen und die des deutlichen Mehrabsatzes - und das ist nichts anderes als eine bravouröse Leistung - beeindruckend gelassen und versiert um. Sie sind in einem konventionellen Sinn äußerst leistungsfähige Marktteilnehmer. Sie tragen damit - und das ist der unschätzbar wichtige Teil ihrer Leistung - zur gesellschaftlichen Stabilisierung bei. Dennoch lohnen genau jetzt die Gedanken über die gewünschte Wirklichkeit der kommenden Jahre.
Denn trotz hervorragender Noten für die Krisenbewältigung bleibt die Frage, wie gut die Branche für eine Post-Corona-Welt aufgestellt ist? Bezogen auf die längerfristigen Herausforderungen, die durch die pandemische Situation kristallisieren, herrscht weitgehend Strategielosigkeit. Die grundsätzlichen Aufgaben und die Aufgaben aus der Krise - Verdichtung der (internationalen) Wertschöpfungsketten, neue Verteilungslogiken, robuste/unabhängige Funktionseinheiten, Flexibilisierung der Versorgungssysteme, Re-Regionalisierung, solidarische Wirtschaftskonzepte, Beziehungs-Wirtschaft - bleiben aktuell ohne Perspektiven. Damit steht die Bio-Branche, die als echte Alternative gestartet war und so viel Richtiges bewirkt und hervorgebracht hat, am Scheideweg: Entweder, nach dem Ende der Krise gelingt ein Quasi-Neustart, oder die Idee Bio geht beim Hochfahren des Systems in der beschleunigten Konventionalisierung endgültig unter.
Das sehr erwünschte Branchenwachstum war und ist weitgehend ungerichtete. Es hat übersehen lassen, dass der eingeschlagene Weg nicht in zukunftsfähigen Versorgungssystemen mündet. Dass man ihn dennoch gegangen ist erklärt sich so einfach wie menschlich: weil es fast berauschend war, mit der "richtigen Idee Bio" wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Weil es eine Genugtuung war, nach den Anfeindungen vom Anfang, Recht zu bekommen, vom Öko-Spinner zum Vorzeigeunternehmer zu werden. Und selbstverständlich war dieser Perspektivwechsel vom wirtschaftlichen Erfolg der Branche getragen, nicht von der gesellschaftlichen Einsicht, dass Bio richtiger, zukunftsfähiger ist. Wirtschaftlicher Erfolg war eine starke Antwort an alle Zweifler. Jetzt aber wird entscheidend sein, ob eine Neuausrichtung entlang der Frage: "Welches System wird zukünftig die Menschen gesund (er)nähren, das gesellschaftliche Fundament erhalten und die planetaren Grenzen achten" gelingt?
Die Bio-Branche hat sicherlich das Gefühl, Nachhaltigkeitsleistung zu erbringen. Beim nüchternen Blick auf die Zahlen - die Lebensmittelausgaben sind über dem Maß gestiegen, in dem die Bio-Branche gewachsen ist - wird klar: Die Bio-Lebensmittelwirtschaft ist eine zusätzliche Lebensmittelwirtschaft. Verdrängung hat bisher nicht stattgefunden. Aber nur Verdrängung von Unternehmen aus dem bestehenden, konventionellen Versorgungssystem würde ein wirkliches Mehr an Nachhaltigkeit bedeuten. Erst Verdrängung, dann insgesamt Schrumpfung.
Transformation: Vom Modewort zum Gestaltungsprinzip
Wirtschaften muss- angesichts der Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht (Klima, Ressourcenverbrauch, Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit, Verteilungsgerechtigkeit) - transformiert werden. Die Erkenntnis, dass das bestehende System abgewirtschaftet hat, dass es schon lange nicht mehr das Wirtschaftssystem ist, dass der Menschheit dient, ist nicht neu. Deshalb muss Wirtschaften seine Zukunftsfähigkeit und seine Glaubwürdigkeit (zurück-)erlangen. Wirtschaften muss Situationen wie der jetzigen Pandemie standhalten. Und das gerade nicht, indem die bestehenden Systeme über Redundanzen abgesichert und mit milliardenschweren Hilfsprogrammen künstlich am Leben erhalten werden. Nicht "mehr vom Selben", denn das war schon vorher nicht zukunftstauglich.
Wirtschaften muss so umgebaut werden, dass es ökologisch und sozial tragfähigeren Prinzipien folgt. Es muss von der Logik des schieren Mengenwachstums entkoppelt werden und die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse in den Mittelpunkt rücken. Der Green New Deal, das setzen auf gegrüntes Wachstum, ist nicht die Lösung, sondern ein weiterer Irrweg, der ebenfalls nicht in die Zukunft führt.
Und mit Wirtschaft muss natürlich auch Gesellschaft transformiert werden, denn Wirtschaften ist die Art und Weise, wie Gesellschaften materielle Versorgung organisieren. Ihren Ausdruck finden muss und wird die gesellschaftliche Transformation daher - mit Blick auf die Wirtschaft -in anderen Konsummustern.
Zukunftslabor Lebensmittelwirtschaft
Der wirtschaftliche und der gesellschaftliche Transformationsstrang verbinden sich in der Ernährung. Ernährung als Gradmesser für den Zustand der Gesellschaft, ihre ethischen Vorstellungen, ihren Gesundheits- und Glücksbegriff, ihre Solidaritätsfähigkeit, ihr Verhältnis zu ihrer Umwelt, ihre Vorstellungen von Genuss und Bequemlichkeit. Ernährung ist mit ihrer Grundversorgungsfunktion eine Kernbranche (Systemrelevanz). Damit ist sie Muster-Entwicklungsfeld. Wenn Transformation in einem der ausdifferenziertesten Anbietermärkte überhaupt, gelingt, entsteht Orientierung und Inspiration für andere Wirtschaftsbereiche. In der Bio-Lebensmittelwirtschaft ist das transformatorische Potenzial für diese Veränderungen angelegt und in Teilen entwickelt. Wer also könnte ein besserer Treiber für die Entwicklung des Wünschenswerten sein, als die Bio-Branche
Nicht die anderen, wir!
Transformation fängt bei jedem Einzelnen an. Weil es auf individueller Ebene neue, veränderte Lebens- und Arbeitsstile braucht.
Transformation wird aber vor allem da gelingen, wo Unternehmen aktiv transformativ wirken, wo sie ihren Mitarbeitenden den Handlungsrahmen bieten Veränderungspraktiken zu erlernen und umzusetzen. Da, wo sie ihren Kundinnen und Kunden Angebote machen, die eine Veränderung des Lebensstils ermöglichen und fördern. Wo sie ihre Kommunikation zum Dialog entwickeln, wo Beziehungen im Wertschöpfungsprozess partnerschaftlich werden. Wenn es einen breiten Aushandlungsprozess über den gesellschaftlichen Nutzen des Wirtschaftens, insbesondere der Lebensmittelwirtschaft gibt. Denn es muss hier um mehr gehen, als um den Einsatz einigermaßen ökologisch erzeugter Rohstoffe und die Einhaltung einer Öko-Verordnung, die weite Aspekte der Nachhaltigkeit ausblendet. Die Strukturen und Haltungen, in denen Lebensmittel erzeugt werden müssen sich verändern, Produkte, Sortimente und Dienstleistungen müssen Ausdruck einer zukunftsfähigen Wirtschaftsweise werden.
Selbst der Zukunft beraubt
In den vergangenen Jahren waren Bio-Betriebe damit beschäftigt, sich zu "professionalisieren". Das meint die Integration der Instrumente, Denkmuster, Organisationsformen und Menschen der konventionellen Wirtschaft. Das hat die eigenen Werte und Zielvorstellungen korrumpiert. Gleichzeitig war die Adaption des Konventionellen nur eingeschränkt erfolgreich. Erstens wurde nicht zwischen Nachhaltigkeitsdienlichem und Schädlichen unterschieden. Zweitens war die Umsetzung oft halbherzig. Viele Unternehmen kämpfen heute mit unreifen Strukturen und Prozessen. Die meisten arbeiten mit - diplomatisch formuliert - sehr klassischen Führungsansätzen. Das schränkt sie in ihrer Leistungsfähigkeit ein. Die Biobranche hat versäumt Kapazitäten und Kulturen zu entwickeln, die dem alternativen Ziel zweckdienlich wären. Die in der Lage sind, angemessene Veränderungen zu initiieren und zu organisieren.
Investition in die Zukunftsfähigkeit heißt immer noch Investition in Technik. Zukünftig wird es - in Handel, Verarbeitung und Landwirtschaft - vorrangig um Investition in die Menschen und die institutionellen Rahmenbedingungen gehen.
In bestehender Form und auf bestehendem Entwicklungspfad wird die Bio-Lebensmittelwirtschat ihrer Aufgabe als Gegenentwurf zu einem abgewirtschafteten Versorgungssystem nicht gerecht. Eine Strategie für alternatives Wirtschaften, eine neue Form der Lebensmittelversorgung mit ganzheitlichen Qualitätsbegriff, haben weder Unternehmen noch die Branche bisher hervorbringen können. Die Beteiligten waren zu sehr mit der Integration in die Marktlogik des 20. Jahrhunderts, mit dem Erhalt der Funktionsfähigkeit im klassischen Mengen- und Größenwachstum, beschäftigt. Qualitatives Wachstum ist nicht definiert. Im Gegenteil fungiert der Bio-Fachhandels bei aller Positivwirkung seit geraumer Zeit (korrelierend mit seinem Wachstum) auch immer wieder als Werte-Vernichtungsmaschine. Die Qualitäten der angebotenen Produkte wetteifern mit dem Niedergang der Qualitäten der Bedingungen, unter denen Bio produziert und gehandelt wird, und mit dem Verlust an Sinnstiftung.
Bisher war das 100% Ziel (100% Bio für alle) auf Unternehmensebene Rechtfertigung für jedes noch so abstruse Wachstum. Die Unternehmen haben sich, sich dem Kostendruck beugend, in den konventionellen Effizienz-Wettlauf eingereiht. Sie haben dabei übersehen, dass die Ziele einer zukunftsfähigen Ernährungswirtschaft mit den Mitteln Losgröße und Skaleneffekt nicht zu erreichen sind. Aus seiner Nische heraus hat Bio sich darauf beschränkt, das marktliberale Paradigma kritisch zu interpretieren. Jetzt geht es darum, es zu verändern. Wollen Bio-Unternehmen dabei nicht scheitern, gilt auch für sie die einsteinsche Weisheit, dass Probleme nicht mit der Logik zu lösen sind, aus der heraus sie entstanden sind.
Blick nach Vorne
Es gibt kein Zielbild für die konkrete Ausgestaltung eines sinnzentrierten und nachhaltigkeitsorientierten Unternehmens. Eine Idee davon, was die einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette zukünftig zu leisten hätten, fehlt. Anders Wirtschaften bedeutet nicht Kurskorrektur. Es bedeutet radikalen, also von der Wurzel her gedachten, Wandel. Es bedeutet die Ökologisierung jeder einzelnen Unternehmensleistung. Über die Beseitigung der Schadleistungen bis hin zur Regenerativen Wirtschaft. Und dieses Denken braucht neue Köpfe, veränderte Organisationsformen und offene Unternehmenskulturen.
Die Lebensmittelwirtschaft in Deutschland ist aufgrund des Preisdruckes derart auf Effizienz getrimmt, dass für wichtige Zukunfts-Funktionen außerhalb der klassischen betriebswirtschaftlichen Handlungsrationalität keine Ressourcen vorhanden zu sein scheinen. Dabei ist genau da der Bedarf.
Im Lebensmittelsektor sind - außer im Bereich Verpackung - auf stofflicher Ebene kaum mehr Innovationen möglich. Auf der Produktebene ist der Markt deutlich übersättigt und befriedigt schon seit geraumer Zeit die Bedürfnisse, die er vorher selber erst schaffen musste. Das gilt auch für Bio. Die Kategorien, denen Lebensmitteln dienen können (Ernährung, Gesundheit, Genuss, Rückverbindung usw.), sind abgedeckt. Auf diesem Gebiet bedarf es der Entschlackung. Das Innovationsfeld der Zukunft ist die soziale Innovation. Die konsequente Veränderung der Strukturen, innerhalb derer Lebensmittel erzeugt, gehandelt und konsumiert werden.
Besser arbeiten
Unternehmen müssen aufräumen. Sie müssen die Menschen finden, die das tun können, die Prinzipien erarbeiten, nach denen sie das tun können und die Transformatoren identifizieren, die das befördern. Mit kritischem Blick auf ihren Sinn-Zweck zügig und konsequent alle "
Schrot
tjobs" abschaffen. Was das bedeutet? Die Effizienzmaschine hat in der Vergangenheit Arbeit in derart kleine Schritte zerlegt, dass sinnstiftende Tätigkeiten - vor allem in den Produktionsbereichen - kaum noch auszumachen sind. Im Transformationsprozesses nimmt das Unternehmen jede einzelne Tätigkeit hinsichtlich ihrer Sinnstiftung unter die Lupe. Alles was nicht dazu geeignet ist, Werkstolz hervorzubringen, wird umgebaut. Unternehmen bauen schrittweise zurück, was die natürliche Motivation der Mitarbeitenden hemmt, und fördern das, was Motivation unterstützt: Sinn, Autonomie und Meisterschaft. Unternehmen werden Orte sozialer Selbstwirksamkeit, Orte an denen Menschen an der Lösung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Probleme mitwirken.
Besser zusammenarbeiten
Kooperation wird zum Unternehmens- und Branchenprinzip. Die Institutionen, Tätigkeiten und Menschen werden konsequent auf Zusammenarbeit ausgerichtet. Das braucht dauernde Organisationsentwicklung. Führung wird so angelegt, dass sie die Zusammenarbeit fördert, die sich nicht von selbst und leicht ergibt.
Dabei geht es um Kollaboration, echtes Zusammen Arbeiten, bei dem für alle, die arbeitsteilig beteiligt sind, das gemeinsame Ergebnis ausschlaggebend wird. Der Beitrag jeder und jedes Einzelnen wird erfolgsentscheidend. Trittbrettfahren ist keine Option.
Besser führen
Führungskräfte werden in Wirkung gebracht, indem sie die Verantwortung im Sinne des Gesamterfolges übernehmen können, dürfen und müssen. Aus gut bezahlten Titelträgern werden sich selbst führende Gestalter. Führung muss Vertrauen schaffen. Der in der Branche vorherrschende Paternalismus weicht einer Kultur der Offenheit, Nachvollziehbarkeit und der Fehlertoleranz. Die Linien-Organisationen weicht flachen Hierarchien und breiten Beteiligungsmodellen. Heroische Führung wird ersetzt durch die Wirkkraft schlagkräftiger, kreativer, kollaborierender Teams. Post-Heroische Führung sorgt dafür, dass die Mitarbeitenden ihre Leistung in den Erfolg einbringen und ihre Energie nichtdabei verschwenden, sich im Hierarchie-Dschungel gegen Angriffe aus dem Nachbarsilo oder durch den Vorgesetzten abzusichern. Silo-Denken verschwindet zugunsten von Vernetzung und Funktionswechsel. Starre Planungen weichen einer wacheren Marktbeobachtung und agileren Anpassungsstrategien. Die Kommunikation in den Unternehmen wird mündlicher, direkter und ehrlicher. Gekünsteltes Manager-Deutsch wird durch klare, menschliche und wertschätzende Kommunikation ersetzt. Schluss mit Nabelschau!
Wie kann Transformation gelingen?
Das überbordende Branchenwachstum hat die Organisationen für ihre eigenen Dysfunktionalitäten blind gemacht. Umsetzungen zum Thema Resilienz in den Organisationen konnten ausbleiben, weil Wachstum Organisationsfehler überdeckt. Die Verantwortlichen in den Unternehmen brauchen den kritischen Blick auf sich selbst, der jenseits des bisherigen Erfolges Zukunftsfähigkeit sichert.
Es wird nicht mehr ausreichen, den konventionellen Markt nachzubauen. Wollen die Bio-Unternehmen ihre Existenzberechtigung behalten, dann müssen sie die menschlichen Bedürfnisse besser verstehen und ihre Angebote konsequent daran ausrichten.
Im Ergebnis ist ein modernes Lebensmittelunternehmen in der Lage, aus einer hohen Flexibilität heraus die natürliche Spannung in den Markt, also zur Kundschaft, zu den Menschen, die es beauftragen, aufzubauen und zu halten. Nur aus dieser Spannung bezieht es seinen Arbeitsauftrag.
Von der Pionier-Persönlichkeit zum Pionier-Unternehmen
Menschen haben grundsätzlich Lust an Beteiligung und Mitwirkung. Menschen wollen sich aktiv einbringen. Die Bio-Branche hat - im Wesentlichen aus Überforderung - viel dafür getan, diese Lust an der Mitarbeit zu beseitigen. Ungelöste Nachfolgesituationen sind nur ein Indiz dafür, dass sich in den Unternehmen jede Menge Innovation staut. Wo Pioniere nicht loslassen können, sind Potenziale blockiert. Nur eine moderne Organisation kann zeitgemäße Lösungen erdenken. Es braucht die Transformation weg von der Pionier-Persönlichkeit (mit all ihren Stärken und Schwächen) hin zum emanzipierten und modernen Pionier-Unternehmen, das Innovationsleistung zu organisieren kann.
Diesen Innovationsschub können nur Menschen leisten, die die Generation Y verstehen, oder ihr entstammen. Das in der Branche übliche Konzept von "Selbstausbeutung für das Gute" ist als Prinzip nicht mehr tragfähig. Unverbrauchte Führungskräfte müssen, erneut in Pionier-Manier, Arbeit neu denken. Diese Führungskräfte müssen eine klare Werte-Orientierung und ein modernes Gesellschafts- und Menschenbild mitbringen. New Work ist nur ein Stichwort. Es geht um radikale Verjüngung.
Führung mit Talent
Die Bio-Branche sammelt, leider eher zufällig, immer wieder großartige Talente ein. Menschen, die sich für sinnstiftende Arbeit in überschaubaren Strukturen interessieren. Diese Menschen zu halten und einzubinden gelingt nur eingeschränkt. Mit diesen erfolgshungrigen Talenten Teams zu bilden, die die Unternehmen unabhängig von der Gründer-Figur machen, erzeugt echte Resilienz und ermöglicht es, den Unternehmenszweck Nachhaltigkeit zu verstetigen und die Lebenswerke der Gründer abzusichern. Mit diesen neuen Führungskräften gilt es auszuhandeln, was Erfolg für Bio-Unternehmen bedeutet.
Nachfolgerinnen und Nachfolger mit der Unternehmensemanzipation zu beauftragen, ist keine leichte, aber eine notwendige Aufgabe. Den Platz zu machen, den sie benötigen, um die Unternehmen zu modernisieren und wieder zu echten Transformatoren (über die Transformationsleistung "Bio" hinaus) umzubauen, ist ebenso herausfordernd. Den Emanzipationsprozess zu initiieren fällt den Unternehmerinnen und Unternehmern selbst zu. Denn sie müssen die Veränderung aktiv und glaubwürdig ermöglichen und von Herzen wollen. Mit Ihnen und ihrer Fähigkeit dazu Freiheit zu gewähren, steht und fällt die Erfolgswahrscheinlichkeit für das Gelingen gesellschaftlichen Wandels. Die Veränderungsfähigkeit der Organisation selbst als eigenes Arbeitsfeld zu erkennen und als Erfolgsfaktor zu identifizieren, ist Teil der Aufgabe.
Die neue Rolle der Pioniere
Die Pionier-Leistung, die Voraussetzung für den Erfolg war, ist heute intern einer der größeren Hemmschuhe in der Entwicklung von Bio. Deshalb muss den Pionieren eine neue Rolle zukommen: Wenn sie die revolutionäre Kraft der Ursprungsbewegung sichtbar machen, wenn sie den Geist des Veränderns, die erste Triebfeder, breiteren Schichten zugänglich machen, dann helfen sie der Sache und nicht zuletzt auch ihren Unternehmungen mehr, als in jeder operativen Rolle. Die Devise lautet: Raus aus dem operativen Alltag, rein in die Rolle des Change-Agents für gesellschaftliche Umgestaltung. Als Wortführer, Beispielgeber, Mutmacher. Kaum jemand kann glaubwürdiger vermitteln, dass persönliche und gesellschaftliche Veränderung möglich ist, dass Mut und Tatkraft belohnt werden. Zukunft passiert uns nicht einfach. Zukunft wird gestaltet. Das ist die Botschaft, die die Bio-Pioniere senden können. Um Vorbild zu geben.
Wenn die Kräfte: die Professionalität, Neugierde und Kreativität der Jungen in den Unternehmen und der Bewegungsimpuls der Erfahrenen in der Gesellschaft zur Wirkung kommen können, dann kann die Bio-Branche weiter ihrer wichtigsten Aufgabe nachkommen: den Ausstieg aus einem kranken Versorgungssystem zu ermöglichen.
Die Krise als Chance?!
Die Disruption durch die Corona-Krise ist einzigartig. "Disruption" bedeutet "unterbrechen" oder "stören". Diese Störung wird nachhaltig sein. Wenn die Bio-Branche ihr mit einem "Weiter-So" begegnet, wird sie kurzfristig Umsätze realisieren können. Langfristig wird sie ihre Überlebensfähigkeit und die Chance, zu einem Rollenmodell für nachhaltiges und resilientes Wirtschaften zu werden, aufs Spiel setzen.
Sie hat im Laufe der Jahre Erhebliches geleistet und sich einen soliden Schatz an Wissen und Kompetenz in Sachen Nachhaltigkeit aufgebaut. Damit hat sie einen Vorteil, mit dem sie nicht kompetitiv, sondern kooperativ umgehen sollte. Sie kann Gastgeberin des Umbaus der Gesamtwirtschaft werden.
Dazu ist die pointierte Analyse der Situation dringend geboten. Schulterklopfen hilft nicht. Es braucht weniger Ego und mehr Öko. Die Ausgangsposition für die Bios ist vergleichsweise gut. Denn angelegt ist die transformative Idee in den meisten Bio-Unternehmen und ihren Geschäftsmodellen. Und das unterscheidet sie eben deutlich von den anderen Playern, die das Thema Nachhaltigkeit für sich entdecken wollen, es aber wegen entgegenstehender Geschäftsmodelle und fehlender Genetik nicht können.
Also ja, bei aller noch ausstehender Unklarheit über die Entwicklung der Corona-Pandemie: Natürlich ist sie auch eine Chance! Wenn wir das wollen! Und wenn die Bio-Branche es will, hat sie beste Möglichkeiten, wieder Treiber und Avantgarde einer zukunftsfähigen Lebensmittelversorgung zu werden.
Manuel Pick
ist Berater für Nachhaltigkeitsentwicklung mit 15 Jahre Führungserfahrung in der Bio-Branche. Deshalb weiß er: Anders Wirtschaften ist möglich. Pick unterstützt wirtschaftliche Transformationsprozesse, die systemische Erzeugung von Zukunftsfähigkeit sieht er als Kernaufgabe moderner Unternehmen.
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Manuel Pick
Email:
ichwillveraenderung@transformatorenhaeuschen.de
Homepage:
https://www.forum-csr.net
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