Das "altmodische" Rebhuhn kommt in intensiv genutzten Agrarlandschaften nicht auf die Beine, es benötigt Vielfalt in der Feldflur, die es vor einigen Jahrzehnten noch gab und die heute kaum noch vorhanden ist. "Seit den 1970er Jahren beobachten wir einen rapiden Rückgang der Hühner", sagt Gottschalk. Schätzungen gehen bundesweit von durchschnittlich nur noch einem einzigen Rebhuhn-Paar auf einer Fläche von etwa 700 Fußballfeldern aus. Gottschalk: "Und auch in Niedersachsen geht's bergab." Dabei gehört Niedersachsen neben Nordrhein-Westfalen zu den Regionen, die einst viele Rebhühner hatten. Doch auch dort gingen in den letzten zehn Jahren 70 Prozent der Rebhuhn-Population verloren. "Um das Ruder für die letzten Rebhühner noch herumzureißen, bedarf es keiner geringeren Institution als der Europäischen Union", meint Artenschützer Andreas Kinser. "Wie in unserer Agrarlandschaft gewirtschaftet wird, ist auch ein Abbild der Europäischen Agrarpolitik. Sie hat die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft im Auge, aber noch immer viel zu wenig Natur- und Artenschutz." Derzeit diskutiert die EU über die Zukunft der Agrarförderung, die 35 % des EU-Haushaltes in Anspruch nimmt. Kinser weiter: "Damit das Rebhuhn und viele andere Arten in unseren Feldfluren erhalten bleiben, brauchen wir einen Paradigmenwechsel: Weg von Subventionen per Gießkanne und hin zur gezielten Honorierung von Naturschutzleistungen." Denn am Ende helfen den Rebhuhn-Küken keine Versprechen, sondern ausreichend Insekten, um in den ersten Lebenswochen nicht zu verhungern. Das internationale Projekt PARTRIDGE soll demonstrieren, dass es möglich ist, die Biodiversität in der Agrarlandschaft um 30 % zu erhöhen. Der Gradmesser für den Erfolg des Projektes ist die Entwicklung der Rebhuhnpopulation. In den untersuchten Landschaften werden dafür jeweils etwa sieben Prozent der Flächen im Sinne der Wildtiere aufgewertet. Neben dem "Game and Wildlife Conservation Trust" als Projektträger des Dach-Projektes und der Demonstrationsregionen in England und Schottland beteiligen sich Institutionen aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland an dem Projekt. PARTRIDGE wird über das EU-Interreg Nordseeprogramm gefördert. In Deutschland wird die Abteilung Naturschutzbiologie der Georg-August-Universität Göttingen von der Deutschen Wildtier Stiftung und anderen Institutionen unterstützt.
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