Vor Projektstart im Oktober 2018 konnten bedeutende Vorkommen in Bayern nur noch im Fichtelgebirge und im Frankenwald beobachtet werden. Durch die Einbindung zahlreicher freiwilliger "Spurensucherinnen" und "Spurensucher" wurden 2019 diese Vorkommen nicht nur bestätigt, es wurden auch neue Gartenschläferfunde im Allgäu gemeldet. Nun wurden im Landkreis Miltenberg fünf verwaiste Jungtiere in einem Ferienhaus gefunden und bei der Wildtierhilfe Odenwald abgegeben. Dort werden sie nun aufgepäppelt und sollen dann wieder in der Herkunftsregion freigelassen werden. "Zuletzt wurde in der Region vor vier Jahren ein Gartenschläfer nachgewiesen. Wir hatten schon befürchtet, dass der Bestand hier ausgestorben ist. Deswegen freuen wir uns riesig über den Fund und hoffen, dass in der Folge weitere Nachweise gelingen", kommentiert Uwe Friedel vom Artenschutzreferat des BN und weiter: "Wie auch in diesem Fall kann es sein, dass Gartenschläfer zunächst für Siebenschläfer gehalten werden, solange man sie nicht zu Gesicht bekommt. Gartenschläfer sind jedoch kleiner als ihre Verwandten und haben eine unverwechselbare Zeichnung in Form einer Zorro-Maske im Gesicht." Aus Anlass des Fundes will der BN nun mit Hilfe von Freiwilligen die Suche nach Gartenschläfern vor Ort intensivieren. Weitere Untersuchungsgebiete sind in diesem Jahr der Frankenwald, das Fichtelgebirge, der Steinwald, Bayerischer Wald und das Ober- und Ostallgäu. Der BN ruft die Bevölkerung in ganz Bayern und insbesondere den genannten Gebieten auf, Sichtungen von Gartenschläfern direkt per E-Mail an gartenschlaefer@bund-naturschutz.de oder auf der Online-Meldestelle auf www.gartenschlaefer.de zu melden. Hintergrund: Der zu den Nagetieren zählende Gartenschläfer gehört wie der Siebenschläfer und die Haselmaus zur Familie der Schlafmäuse (Bilche) und hält ebenso wie diese einen Winterschlaf. Seit Jahrzehnten werden starke Rückgänge seiner Bestände verzeichnet. In vielen Regionen ist er bereits ausgestorben. Wälder in höheren Mittelgebirgslagen sind seine bevorzugten Lebensräume in Bayern. Erste Hinweise auf das Vorkommen des nachtaktiven Bilchs können beispielsweise Nester oder Haare in Vogelbrutkästen liefern. Eine gezielte Suche kann mit Spurtunneln erfolgen, in denen die Tiere ihre Fußabdrücke hinterlassen, oder mit auf Futterköder ausgerichteten Wildtierkameras. Mit Hilfe von Haar- oder Kotanalysen können weitergehende wissenschaftliche Fragestellungen beantwortet werden. Auf Basis der Daten werden durch die Senckenberg Gesellschaft und Schlafmaus-Experten der Universität Gießen mögliche Ursachen des Rückgangs analysiert: von einer genetischen Verarmung bis zu Krankheiten und Parasiten oder Einflüssen der Klimaveränderung. Aus den Ergebnissen sollen dann Schutzmaßnahmen entwickelt und mit dem BUND Naturschutz und den BUND Landesverbänden in Thüringen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vor Ort umgesetzt werden. Information im Internet: Gartenschläfer - Auf der Suche nach "Zorro" Spurensuche Gartenschläfer
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