In dem Bericht heißt es: "Wir beobachten einen Anstieg der Meerestemperatur, das Auftreten verschiedener Störungen, von der Versauerung über Bioinvasionen und Nährstoffbelastungen bis hin zur Verringerung des Sauerstoffgehalts. Einige davon verhalten sich wie "Sperrklinken", d. h. aufgetretene schädliche oder negative Veränderungen werden möglicherweise zu einem Dauerzustand, der sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Dies gilt insbesondere für weitreichende Umwelt- und Meeresprozesse." Das multidisziplinäre Team, bestehend aus Meeresforschern und Experten aus den Bereichen Recht, Politik und Finanzen, überprüfte und resümierte die Ergebnisse von 131 im Peer Review überprüfte wissenschaftliche Arbeiten zum Thema der Veränderungen der Ozeane (davon 120 Arbeiten aus den vergangenen 5 Jahren), um sowohl die auftretenden Veränderungen als auch die Folgen der Untätigkeit zu bewerten. Die heute in der Fachzeitschrift Aquatic Conservation veröffentlichte und aus dieser Analyse hervorgegangene Bewertung geht davon aus, dass die Verarmung der Nahrungskette der Meere, die verminderte Kapazität zur Einlagerung von Kohlenstoff, der sinkende Sauerstoffgehalt und das Risiko, dass die gespeicherte Wärme wieder an die Erdatmosphäre abgegeben wird, zu den Folgeprobleme der Veränderungen zählen, die entweder bereits aufgetreten sind oder nachgewiesenermaßen auftreten können, denn die Weltmeere stehen aufgrund der menschliche Aktivitäten unter einer Art Dauerbeschuss. Die IPSO-Publikation nennt acht Schwerpunktmaßnahmen, die zeitgleich eingesetzt werden müssen, um Worst-Case-Szenarien und möglicherweise irreversible Veränderungen der Ozeane abzuwenden. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane werden als "tiefgreifend und beschleunigend" sowie als "Hauptfaktor für die Veränderungen der Ozeane" beschrieben. Oberste Priorität bleibt dabei die konsequente Bekämpfung der globalen Erderwärmung und die Begrenzung des Anstiegs der Oberflächentemperatur auf 1,5 °C bis 2100. Es sollten jedoch zusätzlich Maßnahmen ergriffen werden, um auf einen Temperaturanstieg von 2-3 °C vorbereitet zu sein. Die Forderung nach einem frühzeitigen Moratorium für den Tiefseebergbau schließt nahtlos an die bei dem jährlichen Treffen der Internationalen Meeresbodenbehörde geäußerte wachsende Sorge an, dass die Abbauaktivitäten die Kohlenstoffspeicher der Sedimente des Meeresgrunds beeinträchtigen könnten. Folge wäre nicht nur eine geringere Kapazität der Ozeane zur Kohlenstoffaufnahme, sondern auch eine Minderung ihrer Fähigkeit, die Konsequenzen der Klimakatastrophe abzuschwächen. Bislang wurden 29 Explorationslizenzen erteilt, wobei das Gebiet, für das wirtschaftliche Interessen für Bergbautätigkeiten besteht, auf mehr als 4 Millionen km² geschätzt wird, was der Gesamtfläche der 20 größten EU-Länder entspricht. Weitere dringliche Sofortmaßnahmen:
Der IPSO-Bericht zeigt eine Reihe besorgniserregender Tendenzen auf, die aus den neuesten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten hervorgehen. Die Befunde deuten darauf hin, dass der Wandel der Ozeane viel schneller und tiefgreifender vonstattengeht als prognostiziert:
Der IPSO-Bericht erscheint im Vorfeld des ersten, für September 2019 geplanten Berichts des IPCC, der sich ausschließlich mit dem Zustand der Ozeane und der Kryosphäre befasst. Eine UN-Klimakonferenz im Dezember wird sich voraussichtlich auf die Bedeutung der Ozeane innerhalb der Problematik des Klimawandels konzentrieren. Hauptautor Professor Dan Laffoley von der International Union for Conservation of Nature sagte in diesem Zusammenhang: "Angesichts der gegenwärtigen Klimaeffekte ist die Tier- und Pflanzenwelt der Meere gleich mehrfach durch Ersticken, Verhungern, Überhitzung und Säurekorrosion bedroht. Die Lage verschlechtert sich kontinuierlich. Wir müssen gegen den Klimawandel vorgehen, aber auch dringend für Resilienz sorgen. Bei einem Kollaps der Ozeane ist das gesamte Leben auf der Erde bedroht. Dieser Bericht umfasst acht nicht nur praktische, sondern auch ambitionierte Maßnahmen, die gleichzeitig umgesetzt werden müssen, um dieses Szenario zu verhindern." Co-Autor Professor Callum Roberts von der York University ergänzte: "Wir haben rund 10 Jahre Zeit, um zu handeln. Wenn jetzt keine Maßnahmen ergriffen werden, ist es zum derzeitigen Zeitpunkt wesentlich wahrscheinlicher, dass kritische Schwellen bei der Zerstörung der Ozeane erreicht werden. Dabei gibt es derzeit große Chancen, tatsächlich etwas zu bewirken: Das Pariser Klimaabkommen tritt 2020 mit seinem Umsetzungsplan in Kraft, die Verhandlungen über den UN-Vertrag zum Schutz der biologischen Vielfalt außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit sollen bis 2020 abgeschlossen sein, gleichzeitig enthält eines der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung im Hinblick auf die Ozeane Zielvorgaben, die bis 2020 erreicht werden sollen. Die Umsetzung dieser politischen Möglichkeiten und die Bündelung der globalen Anstrengungen müssen Früchte tragen."
Artikel drucken Fenster schließen |