Benning weiter: "Es darf nicht sein, dass gesetzliche Auflagen für Tierärzte bei nur einem Bruchteil der Antibiotika mit höchster Priorität für die Humanmedizin gelten sollen. Die Bundesregierung gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung, wenn sie die Liste der WHO für die wichtigsten Antibiotika für uns Menschen ignoriert. Davon profitieren die Geflügel- und Schweinefleischindustrie sowie Tierärzte, die Antibiotika zugleich verschreiben und verkaufen dürfen, während Bauern und Verbraucher wachsenden Risiken ausgesetzt werden." Germanwatch fordert daher, die Verordnung über tierärztliche Hausapotheken unverzüglich nachzubessern. Dazu gehöre ein Verbot aller Antibiotika mit höchster Priorität für den Menschen entsprechend der aktuellen WHO-Liste als Medizin in Tierhaltungen. Grundsätzlich sollte die Bundesregierung vor jedem Antibiotikaeinsatz in Tierhaltungen einen Wirksamkeitstest (Antibiogramm) vorschreiben, mit dem Tierärzte durch unabhängige Laborbefunde den Sinn von Antibiotikaeinsätzen nachweisen. Zudem müsse, wie vom Bundesrat gefordert, mit Hilfe von Festpreisen für Antibiotika dem "Verramschen" dieser Wirkstoffe ein Riegel vorgeschoben werden. "Antibiotika sind systembedingte Bestandteile der industriellen Tierhaltung. Daher brauchen wir einen Wandel der Fleisch- und Milcherzeugung hin zu tiergerechteren, agrarökologischen Verfahren", fordert Benning. "Nur mit maßgeblich verbesserten Regeln für Haltung, Betreuung, Zucht und Fütterung der Tiere kann Deutschland den Einsatz von Antibiotika und Reserveantibiotika, das sind die allerwichtigsten Antibiotikaklassen in der Humanmedizin, wirksam senken."
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