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Presseinformation
Marktanteil von Bioprodukten wächst rasant
Jährlicher Treffpunkt des internationalen Biomarktes und unbestechliches Konjunkturbarometer ist die BIO FACH, Weltfachmesse für Naturkost und Naturwaren. Erwartet werden rund 1.600 Aussteller (2000: 1.457) und mehr als 18.000 Fachbesucher aus aller Welt. Zum nächsten Termin 15. bis 18. Februar 2001, Messezentrum Nürnberg geht die BIO FACH erstmals mit dem UFI-Signet an den Start. Das UFI-Gütesiegel signalisiert: Die BIO FACH wurde nach den strengen Richtlinien der Weltorganisation für das internationale Messewesen (Union des Foires Internationales, Paris) geprüft und offiziell als international führende Messe anerkannt. Am Messeplatz Nürnberg ist die BIO FACH damit die 14. Fachmesse, die dieses begehrte Prädikat trägt.
Die Höhe der Geschäftsabschlüsse auf der BIO FACH 2000 erzeugten eine fast euphorische Stimmung, zum Teil waren die Ernten ganzer Länder ausverkauft. Zu ihrer Einschätzung über die zukünftige Entwicklung des Biomarktes befragt, erwarten 95 % der Besucher und 88 % der Aussteller deutlich steigende Tendenzen. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der Studie des International Trade Center der UNCTAD/WTO in Genf von Ende 1999. Die Studie sagt bis zum Jahr 2005 einen Bioanteil an den nationalen Lebensmittelmärkten entwickelter Länder von 5 bis 10 % und damit ein jährliches Wachstum
des Biomarktes um mindestens 20 % voraus. In Ländern, die heute erst einen Bioanteil am Gesamt-Food-Markt von 1 % haben, liegen die Steigerungen entsprechend höher.
Das von der Verbrauchernachfrage her mögliche Wachstum kann jedoch nur eintreten, wenn Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung gleichermaßen den Markterfordernissen angepasst werden. So kommt eine auf der BIO FACH 2000 vorgestellte Studie von Prof. Ulrich Hamm, Fachhochschule Neubrandenburg, zu dem Schluss, dass als Begrenzungsfaktor für die Ausdehnung von Bioprodukten eher die Erzeugung und Vermarktung, nicht jedoch die Nachfrage angesehen werden müssen.
Der ökologische Landbau kommt zügig voran
Die Anbauflächen in Europa haben sich zwischen 1998 und 1999/2000 um fast 900.000 Hektar kräftig ausgedehnt. Großbritannien, das Schwerpunktland der BIO FACH 2001, legt nach enormen Steigerungen von über 400 % im Vorjahr weiter zu und hat mit einem Zuwachs von 125 % inzwischen Deutschland in Fläche und Flächenanteil überflügelt. Da in Großbritannien bisher ca. 70 % der Bioprodukte importiert werden, ist die Umstellung entsprechend reizvoll. Ähnlich rasant verläuft mit einem Plus von 111 % die Entwicklung in Schweden, wobei in beiden Fällen hauptsächlich Weideland umgestellt wurde. Qualitativ hochwertiger sind die Steigerungen in Griechenland (+ 163 %), Portugal (+ 62 %), Frankreich (+ 35 %), Spanien (+ 31 %) und Italien (+ 22 %) einzuordnen, wo überwiegend der Gemüse- und Fruchtanbau ausgeweitet wurde. Bewegung zeigt sich auch im Ökolandbau in Ungarn (+ 15 %), Irland (+ 13 %) und Polen mit einer Zunahme von 10 %.
Deutschland, das den mit Abstand größten Absatzmarkt für Bioprodukte in Europa stellt und in der Erzeugung den 3. Platz belegt, weist mit 8,6 % die geringste Steigerungsrate beim Anbau auf. Tatsächlich sind derzeit in Deutschland bereits Engpässe bei Brotgetreide und Braugerste sowie bei Eiern, Milcherzeugnissen und Schweinefleisch sichtbar, die durch erhöhte Importe ausgeglichen werden müssen. Auch Frankreich, das bis in die achtziger Jahre das führende Bio-Anbauland war, ist inzwischen zum Importland geworden und unternimmt daher erhöhte Anstrengungen in der Umstellung. Für die Marktausdehnung wird jedoch die Erweiterung der ökologischen Anbauflächen das geringste Hindernis darstellen.
Engpass: Verarbeitung und Logistik
Indizien sprechen dafür, dass der eigentlich hemmende Faktor für das Vordringen von Bioprodukten die Weiterverarbeitung ist. So weisen z.
Eine Erhebung auf der BIO FACH 2000 ergab, dass die große Mehrheit der in Herstellung und Handel von Bioprodukten tätigen Unternehmen mit Wachstumsproblemen beschäftigt ist. Bisher nur konventionell produzierende Unternehmen steigen eher zögerlich mit Kleinsortimenten ein; häufig nur, wenn konkrete Aufträge vorliegen. Auch die Logistik ist noch zu schwach entwickelt, um z.
Aktivitäten und Erfolge der Vermarkter
Die Vermarktungswege für Bioprodukte sind in Europa sehr unterschiedlich. Während in Deutschland, Italien, Spanien, Holland und Frankreich Naturkostläden und Reformhäuser den höchsten Marktanteil besitzen, sind in Österreich, der Schweiz, Großbritannien und in den skandinavischen Ländern die großen Handelsketten die Marktführer.
Naturkostläden melden zur Jahresmitte 2000 in Deutschland eine Umsatzsteigerung von 5 %, was auch Ergebnis einer Modernisierungswelle ist. Europaweit entstanden ca. 300 Bio-Supermärkte mit über 200 m_ Verkaufsfläche. Alleine in London wurden in diesem Jahr acht neue Bio-Supermärkte eröffnet. In Deutschland meldete dieser neue Vertriebstypus zur Jahresmitte ein Umsatzplus von 10 %.
Die Handelsketten in Europa verfolgen bei der Markteinführung von Bioprodukten unterschiedliche Strategien, wie eine detaillierte Studie des schweizerischen Instituts FiBL (Reserche Institute of organic agricultur) ausweist. Die Minimum-Strategie nimmt einige Artikel aus umweltgerechter Produktion ins Sortiment, ohne dies jedoch zur Profilierung des Unternehmens heranzuziehen. Bei der Basis-Strategie wird ein Grundsortiment an Bioprodukten angeboten, das überwiegend aus dem leicht zu handhabenden Trockensortiment besteht. Als Beispiele werden genannt: REWE (D), Essalunga (I), Carrefour (F), Spar (A) und Dansk Supermarket (DK). In beiden Fällen liegt das Hauptmotiv in der Erzielung einer höheren Wertschöpfung gegenüber dem konventionellen Sortiment. Dagegen fahren Unternehmen wie Tegut (D), FDB (DK), Billa-Merkur (A), Coop Schweiz, Waitrose, Sainsburys, Tesco (alle UK) eine Maximum-Strategie. Diese Unternehmen versuchen aktiv, den Bio-Markt zu entwickeln und nutzen das Bio-Sortiment als Flaggschiff in der Werbung für das eigene Unternehmen.
Zweifellos haben die Aktivitäten der großen Handelsketten die Marktausdehnung begünstigt. Für deutsche Supermärkte wird inzwischen ein Anteil von 3 bis 4 % am Gesamt-Food-Sortiment genannt. Die erfolgreiche Einführung gelingt in der Regel nur, wenn das Management voll hinter dem Konzept steht und auch Überzeugungsarbeit auf mittlerer Ebene leistet. Dies ist bei sehr großen Apparaten natürlich entsprechend schwer. So hat REWE (D) inzwischen Biofleischprodukte wieder aus den Regalen genommen. Die besten Chancen dürften mittlere Supermärkte haben, besonders wenn sie von Inhabern oder Pächtern geführt werden. Für Deutschland würde dies z.
Treibendes Element der Marktausdehnung ist die Nachfrage
Tatsächlich ist der Biomarkt heute ein echter Nachfragemarkt, der in Deutschland zwischen 1999 und 2000 ein Wachstum von 20 % erreichte. Experten schätzen, dass Bioprodukte inzwischen einen Marktanteil von 3 % am deutschen Lebensmittelmarkt erobert haben. Dies würde gegenüber 1999 einem Zuwachs von 0,5 % und damit einer Marktausdehnung um 1,25 Mrd. DM (= € 639 Mio.) entsprechen. Bei einem Gesamtumsatz im deutschen Lebensmittelmarkt von ca. 250 Mrd. DM (= € 128 Mrd.), hätte der Biomarkt damit ein Volumen von 7,5 Mrd. DM (= € 3,83 Mrd.).
War "Bio" in den achtziger Jahren in vielen Ländern noch einer kleinen, aufgeklärten Minderheit vorbehalten, die Gesundheitsbewusstsein mit Umweltengagement verband, sind die Erzeugnisse des ökologischen Landbaus heute vielfach zum Lifestyle geworden, der von Spitzenköchen wie den Eurotoques und Genussbewegungen wie z.
Diese Motivverschiebungen zeigt eine Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vom Juli 2000 über die allgemeine Entwicklung der Konsumgewohnheiten der Bevölkerung, die hierzu in 14 idealtypische Lebensstile gegliedert wurde (Euro-Socio-Styles). Obwohl sich nach dieser Studie 62 % der Bevölkerung bei Kaufentscheidungen in erster Linie nach dem Preis richten, können dennoch rund 30 % als potentielle Bio-Konsumenten eingestuft werden. Diese Gruppe zeigt eine ausgeprägte Genussmoral, verbunden mit dem Wunsch nach Selbstverwirklichung, besitzt aber auch ein starkes Verantwortungsbewusstsein für Umwelt und Natur.
Starke Potentiale für Bioprodukte bis 2020
Der Frankfurter Zukunftsforscher Matthias Horx berichtete kürzlich auf einer Tagung in Heidelberg über die Mentalitätsentwicklung der Konsumenten bis 2020. Er prognostiziert die Auflösung traditioneller Verbraucherzielgruppen in sogenannte Stilgruppen wie neue Landbewohner, neue Powerfrauen (Telewomen), neue Hausfrauen als Homemanager, Business Nomaden, die neuen Senioren und die Luxusasketen. Der Zukunftsforscher sieht "Das Jahrhundert der Alten" heraufziehen. Die Wahrscheinlichkeit eines langen Lebens wird sich auch auf die Lebensplanung der Menschen auswirken. Man wird bewusster leben, auf Gesundheit achten, im Alter Sport treiben. Gesundheitserhalt bedeutet dann nicht nur Reparaturbetrieb, sondern auch Nachfrage nach speziellen Lebensmitteln und Lifestyle-Medikamenten.
Kunden werden von Käufern von Massenprodukten zu Gourmets und individuellen Kennern. In Zukunft seien die individuelle Bindung zum Produkt gefragt, das persönliche Wissen um die Herkunft und die sinnlich erfahrbaren Konsumerlebnisse. Für den Ernährungsbereich ergeben sich daraus Trends wie Slow Food Essen als Handwerkskunst und sinnliche Inszenierung, Bio-Functional-Food, High-Class-Fast-Food, Healty Snacking Clean Food, verbunden mit Purismus in der Küche.
Schon heute muss die Nachfrage älterer Menschen beachtet werden. Bereits 2010 wird es in Deutschland 32 Millionen Mitbürger über 50 Jahre geben. Nach Infratest BURKE, Deutschland, gibt es 23 % selbstbewusste junge Alte, 21 % aufgeschlossene junge Alte und 22 % aktive junge Alte. Nur 34 % können zu den passiven, abgeklärten Alten gerechnet werden, die für Konsum weniger ansprechbar sind. Um die aktiven älteren Verbrauchergruppen sollten sich besonders die Vermarkter von Bioprodukten kümmern, da diese Zielgruppe besonderen Wert auf Qualität, Beratung, Lieferservice legt und weniger auf den Preis sensibilisiert ist.
Bioprodukten gehört die Zukunft
Die aufgeführten Studien und Fakten belegen eindrucksvoll, dass Bioprodukten die Zukunft gehört. Sie vereinigen in einmaliger Weise die Notwendigkeit einer auf Dauer angelegten Wirtschaftsweise mit einem ausreichenden Einkommen für die Bauern und einer Steigerung der Lebensqualität für den Verbraucher. Wenn die notwendigen Anpassungen in Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung vorgenommen werden, ist in entwickelten Ländern ein Marktanteil von ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln von 20 % am Gesamtmarkt bis zum Jahre 2010 keine Utopie.
BIO FACH 2001 im Internet
Weitere Informationen zur Fachmesse BIO FACH 2001 und zum Messeplatz Nürnberg sind im Internet abrufbar unter
www.biofach.de
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