![]() Seit über 70 Jahren sterben Menschen auf allen Kontinenten infolge des Uranbergbaus. Während die Reaktorkatastrophen in Fukushima und Tschernobyl jedem das Risiko vor Augen geführt haben, das mit dem Betrieb von Atomkraftwerken einhergeht, ist der schleichende Tod, den der Uranbergbau verursacht, kaum jemandem bewusst. Dabei ist dieser Zusammenhang auch in Deutschland problemlos nachzuvollziehen: Das Bundesamt für Strahlenschutz führt seit Jahren eine weltweit einzigartige wissenschaftliche Untersuchung zu den Folgen des Uranabbaus in der ehemaligen DDR durch. Bis 1990 erkrankten 5492 Wismut-Bergarbeiter an Lungenkrebs, nach der Wiedervereinigung weitere 3.696. Im kanadischen Quebec findet vom 14. bis 16. April das World Uranium Symposium statt. Dieser Kongress wird von der indianischen Nation der Cree initiiert. Er soll die Gewinnung von Uran und damit den Beginn der nuklearen Kette beleuchten und eine internationale Kampagne starten: LEAVE URANIUM IN THE GROUND! - Global Ban on Uranium Mining (Lasst das Uran in der Erde! - Kampagne zur weltweiten Ächtung des Uranabbaus). Diese Kampagne wird unter dem Dach der in München ansässigen Nuclear-Free Future Award Foundation laufen und in Quebec ihren Start erleben. Ziel ist es, der Weltöffentlichkeit die gravierenden Verletzungen der Menschenrechte und die weiträumige Naturzerstörung vor Augen zu führen, die mit dem Abbau von Uranerz und dem Betrieb von Atomkraftwerken einhergehen. Im Zuge der Kampagne wird ein interaktiver Internet-Atlas des Atomzeitalters entstehen, der auf einen Blick zeigen soll, in welchen Ländern derzeit Uran abgebaut wird - Kasachstan, Kanada, Australien, Niger, Namibia und Russland, um nur die wichtigsten zu nennen - und in welchen es zum Betrieb von Atomkraftwerken und zur Herstellung von Atombomben es genutzt wird. Letztendlich verfolgt die Kampagne das Ziel, den Uranabbau vor die Vereinten Nationen zu bringen, damit die Staatengemeinschaft das Thema gemeinsam diskutieren und ächten kann, wie das beispielsweise im Fall von Uranmunition oder Streubomben bereits mehrfach geschehen ist. Zum Hintergrund des Symposiums in Quebec. Die Bundesregierung in Ottawa hatte der Bergbaufirma Strateco Resources grünes Licht für den Abbau von Uran in Quebec gegeben. Das sogenannte "Matoush Project" sieht vor, eine Uranlagerstätte von 0,9 Prozent Urananteil im Gestein in den Jagdgründen der Cree von Mistissini im Nordwesten der Provinz zu fördern. Die Bundesregierung war verfahren wie bei der Vermietung des Luftraums über Labrador für Übungen von Kampfflugzeugen der kanadischen, englischen, deutschen, holländischen und amerikanischen Streitkräfte. Mit den dort lebenden Indianern der Innu Nation gab es keine vertraglichen Regelungen. Anders in Quebec: Hier genießen die Cree seit dem James Bay Agreement von 1975 Teilautonomie und müssen einem solchen Vorhaben zustimmen. "The Grand Council of the Cree", der große Rat aller Cree-Gemeinden, hat den Plan der Urangewinnung einstimmig abgelehnt mit dem Argument, dass Eeyou Istchee, die Heimat der Cree, zum Wohl der kommenden Generationen erhalten werden müsse; eine auf Tausende von Jahren anhaltende Vergiftung und radioaktive Verseuchung des Bodens und der Gewässer mache dies unmöglich. 400 indianische Nationen in Kanada und alle nordamerikanischen Anti-Atom-Organisationen unterstützen diese Position. Die Firma Strateco Resources will jetzt die Regierung von Quebec auf Schadensersatz in Höhe von 190 Millionen Dollar verklagen. Guy Hebert, CEO von Strateco: "Wir haben das Recht, hier Uran abzubauen, wir befinden uns auf öffentlichem Grund". Antwort der Cree: "Es ist unser Land!". Die Cree erhoffen sich weltweite Unterstützung in ihrem Kampf.
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