Das doppelte Dilemma der globalen Umweltpolitik Das Programm der UN-Konferenz und die entsprechenden offiziellen Erklärungen spiegeln das doppelte Dilemma der globalen Umweltpolitik: Zum einen traut sich die Weltgemeinschaft nicht, die ökonomischen Systemfragen zu thematisieren; zum anderen ist sie nicht in der Lage, die für eine politische Gestaltung erforderlichen sozialen und ökologischen Voraussetzungen zusammenzubringen. Erstaunlich ist zudem, dass die UN nicht auf der Höhe der wissenschaftlichen Weltbeschreibung ist: Die Auseinandersetzung um die Umbenennung unserer Erdepoche in "Anthropozän", welche von zentraler Bedeutung für eine politische Bewertung der ökologischen Herausforderungen wäre, scheint in Nairobi völlig ausgeklammert zu sein. Die NaturFreunde Deutschlands warnen, dass diese Meetings zu einem folgenlosen Wanderzirkus immer derselben Personen in immer neuen Schattierungen werden. Natürlich muss es zu einer viel intensiveren internationalen Zusammenarbeit in Umweltfragen kommen. Doch offensichtlich gibt es einen gravierenden Widerspruch zwischen den sich immer weiter verschärfenden globalen ökologischen und sozialen Problemen und einer wachsender Handlungsunfähigkeit auf internationaler Ebene. Eine langfristige Strategie fehlt, alles geht zu langsam. Aber ein konzeptloser Aktivismus wird die globalen Umweltprobleme nicht lösen können. Die Umweltpolitik darf nicht von von der Wirtschaft dominiert werden Die Gefahr besteht, dass die UNEA zu einer globalen Selbstdarstellungs-Bühne verkommt, während sich die eigentliche Entscheidungsmacht immer stärker auf wirtschaftliche Gruppen verlagert. Die Weltgemeinschaft muss dringend zu einer schonungslosen ökologischen Bestandsaufnahme kommen, gleichsam einer Art "Kommunistisches Manifest II". Immerhin hatte schon das Handelsblatt Marx' Schrift von 1848 als beste Beschreibung der Welt bewertet.
Artikel drucken Fenster schließen |