Im Gegensatz zum 4. Sachstandsbericht geht das IPCC nicht mehr von denkbaren Szenarien auf der Basis von möglichen Annahmen aus, sondern von einer klaren Risikoannahme. Auch waren die Verhandlungen nun weitgehend sachlich. Vor sieben Jahren waren viele Wissenschaftler noch entsetzt, wie knallhart Regierungsvertreter einen wirtschaftlichen Egoismus vertraten und wissenschaftliche Ergebnisse polemisch niedermachten. Alternativen: Die uns bekannte Erde zerstören oder den Klimawandel sozial-ökologisch gestalten Faktisch übernimmt der IPCC das Konzept des Anthropozäns, das Nobelpreisträger Paul Crutzen im Jahr 2000 zur Beschreibung der heutigen Erdepoche vorgeschlagen hat. "Das menschlich gemachte Neue" beschreibt den krisenhaften Erdzustand, den der Mensch verursacht, weil er die Erde formt. Die Alternative, die der Bericht beschreibt, heißt: Weitermachen und die Erde zerstören - oder aber den Klimawandel gestalten: sozial und ökologisch. Aktuelle Erkenntnisse zur Erderhitzung lösen nicht mehr große Debatten aus Der aktuelle IPCC-Bericht beschreibt, mit welcher Geschwindigkeit sich die Naturverhältnisse verschieben: die atmosphärische Zirkulation, die Rhythmen und Strecken der Zugvögel, die Verschiebungen in der Landwirtschaft, das Abschmelzen der Gletscherregionen. Die Zusammenhänge werden immer klarer. Erschreckend ist, dass diese Erkenntnisse kaum noch eine öffentliche Debatte auslösen. Es hat einen Gewöhnungs- und Anpassungsprozess gegeben. Der ökologische Kolonialismus schlägt zurück Der ökologische Kolonialismus, der seit der industriellen Revolution durch den Aufstieg des Kapitalismus und dem Megaverbrauch der Kohlenstoffspeicher begann, führt in eine Welt, die auf den Menschen selbst zurückschlägt. Die erste Etappe ist bereits verloren, denn vor allem die ärmsten Weltregionen sind abgeschrieben, dem Klimawandel geopfert. Der Klimawandel ist von daher ein doppelter Kolonialismus - gegen die Natur und gegen die Armut.
Artikel drucken Fenster schließen |