Zu den Gewinnern der milden Temperaturen zählen beispielsweise Eulen und Greifvögel. Weil kein Schnee liegt, finden sie ihre Hauptnahrung - Mäuse und andere Kleinsäuger - sehr viel leichter als in kalten Wintern. Auch Eisvögel vermissen die eisigen Temperaturen nicht: Ihre Jagdgewässer sind nicht durch eine Eisschicht blockiert und somit frei zugänglich. Generell profitieren vor allem Standvögel, also Vögel, die nicht in den Süden ziehen: Kohl- und Blaumeise, Amsel, Haus- und Feldsperling verbrauchen weniger Energie, finden einfacher Nahrung und können früh Brutreviere besetzen. "Weil sich die Standvögel schon so früh ihre Reviere aussuchen können, ziehen die Zugvögel den Kürzeren: Wenn sie aus dem Süden zurückkommen, sind die besten Reviere bereits besetzt - und zwar von den Standvögeln. Die sind aufgrund des bislang milden Winters gut in Form und haben zudem keinen anstrengenden Langstreckenflug hinter sich", erklärt Baumann. Auch für Tiere, die Winterschlaf halten, können milde Winter ungünstig sein. "Die milden Temperaturen kitzeln sie wach, aber Nahrung gibt es noch nicht", sagt der NABU-Experte. "Fledermäuse wie der Große Abendsegler etwa, die jetzt in Höhlen von dicken, alten Bäumen schlafen, verbrauchen bei milden Temperaturen mehr Körperfett. Und das könnte ihnen dann fehlen, wenn es noch mal richtig kalt wird, zumal sie jetzt noch keine großen Insekten zum Fressen finden." Die große Vogelzählaktion des NABU "Stunde der Wintervögel" am vergangenen Wochenende hat ergeben, dass die typischen Wintergäste aus dem hohen Norden bislang kaum nach Baden-Württemberg gekommen sind. Seidenschwänze, Bergfinken und Co. wurden deutlich seltener gemeldet. "Diese Vogelarten sind im Norden geblieben, weil sie aufgrund der warmen Witterung auch dort gut klar kommen. Sie haben sich den Flug zu uns gespart", erklärt Baumann. Dass bei der "Stunde der Wintervögel" in diesem Jahr auch insgesamt weniger Vögel pro Garten gezählt wurden, führen NABU-Experten darauf zurück, dass die Vögel in Wäldern, auf Wiesen und Feldern noch ausreichend Futter finden und noch nicht so häufig in Siedlungen geflogen sind wie üblich. Auch einem wenig geliebten Tier könnte der milde Winter zu schaffen machen: der Stechmücke. "In der Regel sind milde Winter Gift für Stechmücken, da Kälte sie vor Krankheiten schützt", erklärt Baumann. Bei relativ milder Witterung werden Stechmücken, die in Kellerräumen, Höhlen überwintern, stärker von Pilzen befallen. Auf die Eier der Plagegeister hat die Witterung dagegen kaum Einfluss: Die Mückeneier sind im Wasser von Tümpeln oder in nassen und feuchten Wiesen gut geschützt. Wie sich die Natur in den nächsten Monaten entwickelt und welche Arten wirklich einen guten Start ins neue Jahr hinlegen können, ist derzeit jedoch noch nicht vorhersehbar. "Wenn es noch ein paar eisigen Wochen gibt, mischen sich Gewinner und Verlierer neu durch und alle Einschätzungen werden Makulatur", sagt Baumann.
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