"Blaue Bibeln" der Klimawissenschaft Diese umfassenden Erhebungen des wissenschaftlichen Sachstands sind die "blauen Bibeln", die in der alleinigen Verantwortung der Wissenschaftler liegen. Daraus wird in Verantwortung der Wissenschaftler eine rund 60- bis 80-seitige Zusammenfassung erstellt. Zudem gibt es eine 25- bis 35-seitige Zusammenfassung für Politikmacher. Während der wissenschaftliche Bericht in der Hand der Wissenschaftler liegt, sind die Delegationen der IPCC-Abstimmungskonferenzen auch mit Verwaltungsvertretern, Politikern oder Juristen besetzt. Insofern ist es dort innerhalb einer gewissen Bandbreite möglich, wissenschaftliche Aussagen zu verdrehen oder zu entschärfen. Klimaskeptiker sind wissenschaftsfeindlich Kein anderer wissenschaftlicher Bericht der Welt wird so intensiv debattiert und geprüft. Von daher ist zum Beispiel die Kritik, die vor kurzem WELT-Redakteur Henryk M. Broder an dem Bericht des Umweltbundesamtes (UBA) geübt hat, ein dreistes Stück polemischer Wissenschaftsfeindlichkeit. Broder verglich das UBA, das den Stand der Klimawissenschaft wiedergegeben hatte, mit der Reichskulturkammer. Broder selbst argumentierte dabei mit den Behauptungen der selbst ernannten Klimaskeptiker, die zwar medial wirksam den Klimawandel abstreiten, aber in keiner anerkannten wissenschaftlichen Zeitschrift dazu einen kompetenten Artikel schreiben könnten. Zur Entwarnung besteht kein Anlass Im neuen Bericht wird in vier Szenarien der globale Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 ermittelt. Nur ein Szenario bleibt dabei knapp unterhalb der kritischen 2-Grad-Grenze. Die anderen übersteigen diesen entscheidenden Wert deutlich, wobei der schon dramatische Folgen für viele Erdregionen haben wird. Beim Meeresspiegel wird eine mittlere Erhöhung um 55 Zentimeter erwartet, was allerdings in dieser Form auch schon unmittelbar nach dem AR 4 berechnet wurde. Entscheidend sind die Wellenhöhen, die damit ausgelöst werden, und nun deutlich höher prognostiziert werden. Zur Entwarnung besteht also kein Anlass. Im Gegenteil: Die Grunddaten sind seit Ende der 1980er-Jahre bekannt. Die Zeit für Gegenmaßnahmen läuft davon, weil es nicht zu durchgreifenden Maßnahmen kommt. Dass der Bundesumweltminister jetzt erklärt, nun stünde der Klimawandel unbestreitbar fest, ist dabei einfach nur noch peinlich. Der ökologische Kolonialismus geht weiter Richtig ist: Durch das zögerliche Verhalten der Weltgemeinschaft wurde die erste Schlacht gegen die Erderwärmung bereits verloren. Vor allem einige der ärmsten Weltregionen wurden dem Klimawandel bereits geopfert, denn in den nächsten 50 Jahren wird ein Prozess ablaufen, den wir bestenfalls ein wenig abmildern, aber nicht mehr stoppen können. Der Klimawandel schreitet unverändert voran. Und damit ist der 5. Sachstandsbericht auch ein Dokument des Versagens der Weltgemeinschaft im Kampf gegen den Klimawandel. Der ökologische Kolonialismus geht weiter.
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