Bonn, 11.04.2011 Die 2010 veröffentlichte TEEB- (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) Studie bezifferte die gesamtwirtschaftlichen Kosten des Biodiversitätsverlustes auf 4,5 Billionen Euro pro Jahr. Jüngst haben Wissenschaftler den wirtschaftlichen Wert von Fledermäusen als wichtige Vertilger von Pflanzenschädlingen auf bis zu 53 Mrd. US-Dollar allein für die US-Landwirtschaft berechnet. Obwohl diese Zahlen bereits die massiven Einflüsse auf die Weltwirtschaft verdeutlichen, fehlt auf Unternehmensebene häufig das Wissen über den direkten Bezug von Ökosystemdienstleistungen zur Geschäftstätigkeit. Die Einbeziehung von Umweltkosten in das betriebliche Rechnungswesen und in Entscheidungsprozesse ist kompliziert und deshalb noch nicht weit verbreitet.
Die Natur als Entscheidungsgrundlage Als eines der ersten großen Unternehmen kündigte der US-Chemiekonzern Dow Chemical im Januar 2011 eine Kooperation mit der Umweltorganisation The Nature Conservancy an. Ziel ist es dabei, wissenschaftliche Methoden anzuwenden, um darzustellen, wie Dows Geschäftstätigkeit von der Natur abhängt und wie diese wiederum auf die Natur einwirkt. Mit diesem Wissen könnte der Wert der Umwelt besser in die Entscheidungsprozesse des Konzerns einfließen. Hierfür stellt Dow 10 Millionen US-Dollar über die nächsten fünf Jahre zur Verfügung. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet - auch von den Kritikern, die in der Kooperation nur einen grünen Anstrich für einen Chemiekonzern durch einen großen Naturschutzverband sehen. Auch der Sportartikelhersteller PUMA will die Natur "wertschätzen". Seine Pläne für das 2. Quartal 2011 sehen vor, erstmalig eine um Umweltkosten erweiterte Gewinn- und Verlustrechnung zu präsentieren. In diese Aufstellung sollen z.B. Kosten der CO2-Emissionen des Warentransports eingehen. Durch die Einbeziehung der Umweltkosten könnte es dann unter Umständen profitabel sein, lokal zu produzieren. Das eigentlich Besondere am Vorhaben des Sportlifestyle-Unternehmens ist, dass Verbrauch und Emissionen nicht einfach aufgelistet werden, sondern dass die entstehenden Umweltkosten monetär ausgewiesen werden. Unterstützt wird diese Entwicklung vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), das in diesen Tagen ein Handbuch zur betrieblichen Bewertung von Ökosystemen veröffentlicht. In diesem Handbuch werden fünf Schritte dargestellt, anhand derer Unternehmen ihre Bewertung entwickeln können. Best Practice-Beispiele von 14 Unternehmen helfen dabei, die zugrundeliegende Theorie praktisch darzustellen. Was ist uns die Natur wert? Die größte Schwierigkeit liegt darin, einzelne Ökosysteme oder Umweltdienstleistungen monetär zu bewerten. Wie geht man zum Beispiel mit indirekt genutzten Werten wie Wasseraufbereitung oder gar dem Existenzwert um, der aus dem bloßen Vorhandensein eines Lebewesens oder eines Ökosystems entsteht? Hier liegen keine Preise oder Kostenberechnungen vor, die man als Grundlage heranziehen kann. Selbst wenn Preise errechnet werden können, stehen Themen wie die Diskontierung zukünftiger Nutzen noch in der Diskussion. Ohne einheitliche Monetarisierungsmethoden bleibt aber die Vergleichbarkeit zwischen den Unternehmen begrenzt und eine breite Anwendung von Umweltgewinn- und -verlustrechnungen unwahrscheinlich. Eine EU-Kampagne soll der Wirtschaft helfen ![]() Weitere Informationen unter www.business-biodiversity.eu. Ansprechpartner Stefan Hörmann, Projektleiter der Kampagne Global Nature Fund, Büro Bonn, Tel.: 0228-2429018; Mobil: 0160-5321052; E-Mail: hoermann@globalnature.org Fritz Lietsch, Leiter der Kommunikation der Kampagne ALTOP Verlag - forum Nachhaltig Wirtschaften, München, Tel. 089 / 746611-11; E-Mail: f.lietsch@forum-csr.net
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