Die Rot-Grüne Bundesregierung hat Anfang des Jahres das "Erneuerbare-Energien-Gesetz" verabschiedet. Es sei der Einstieg in das Solarzeitalter, sagen die Regierungsgrünen. "Fotovoltaikanlagen erhalten unabhängig von ihrer Inbetriebnahme die Vergütung von 99 Pfennigen je Kilowattstunde. Bestehende Windenergieanlagen genießen einen verbesserten Bestandsschutz", heißt es in der Pressemitteilung der Grünen. Fotovoltaikanlagen erhielten nun bundesweit 99 Pfennige für jede eingespeiste Kilowattstunde, nicht nur für den Überschußstrom. Aber "ökologisch schädliche und energiewirtschaftlich unsinnige, überdimensionierte Fotovoltaikanlagen auf der grünen Wiese" würden von dem Gesetz nicht unterstützt. Erste Folge des am 1.4.2000 in Kraft getreten Energie-Gesetzes: Ein "Run" auf das 100.000 Dächer-Förderprogramm der Rot-Grünen Regierung. Im gesamten vergangenen Jahr wurden nur rund 4000 Förderanträge mit insgesamt 10 MW Leistung gestellt - 2000 weniger als geplant. Bis Anfang Mai 2000 meldeten sich aber nun insgesamt 15.000 Bundesbürger, die Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung von 50 MW auf ihre Hausdächer stellen wollen. Wie die Grünen melden, seien davon bereits 5000 Anträge genehmigt, mehr als ursprünglich für das gesamte Jahr 2000 geplant war. Damit das Förderprogramm nicht unter der Last des plötzlichen Erfolgs zusammenbricht, und die Kreditanträgen von der KfW weiterbearbeitet werden, beschloß die Regierungskoalition Mitte Mai: Alle eingereichten Anträge, die noch keine Kreditzusage von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bekommen haben, werden mit bis zu 4,5 Prozent Zinsbegünstigung beschieden. Der Restschulderlass entfällt. Abweichend von den alten Richtlinien erhalten Anlagen bis zu 5 kW bei einer Einspeisevergütung nicht nur einen 55-, sondern einen 100 Prozent-Kredit. Größere Anlagen und Anlagen von Kleinen und Mittleren Unternehmen erhalten 50 Prozent. Das ursprünglich auf 6 Jahre angelegte Programm wird bei Beibehaltung des Gesamtziels von 300 MW um 1 Jahr verkürzt. Die zinsbegünstigte Kreditsumme pro kW installierter Leitung wird auf 13.500 DM begrenzt. Ab dem Jahr 2001 wird die Kreditsumme pro kW jährlich um 5 Prozent abgesenkt. Der Solarexperte von Greenpeace Sven Teske begrüßt die Weiterführung des 100.000-Dächer-Programms. "Auch wenn die Antragsteller jetzt Zinsen zahlen müssen für den Kredit und die letzte Rate nicht mehr erlassen bekommen, ist es das weltweit ambitionierteste Solarstromprogramm", sagte er. Doch der Greenpeace-Experte hat nicht ganz recht. Im österreichischen Kärnten wird lobenswerterweise - egal ob der Chef des Bundeslandes Haider heißt oder nicht - der Solarstrom neuerdings nicht "nur" mit 99 Pfennig vergütet, sondern mit 1,42 Mark. "Damit ist", so Hans-Josef Fell, Energieexperte der Grünen Bundestagsfraktion, "zum deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz und der spanischen Einspeiseregelung nun eine weitere wegweisende Verordnung hinzugekommen, die Erneuerbaren Energien in Europa zum Durchbruch verhelfen wird."< Solaranlagen: Fachleute kommen zu Wort Zum Thema Photovoltaik sprach für den "Spatz" Norbert Suchanek mit Heinz Wraneschitz, Zentrumsleiter des gemeinnützigen Solarenergie Informations- und Demonstrationszentrum (SOLID) in Fürth. der Spatz: Welche Solaranlagen sind derzeit die besten? Solid: Da muss man höchstens Stiftung Warentest fragen - doch die haben (was anderes ging sicher nicht) nur die Module getestet. Bei den Anlagen, da würde ich sagen: jene sind die besten, welche am besten harmonieren, bei denen Module und Wechselrichter am besten aufeinander abgestimmt sind. der Spatz: Welche sind die preiswertesten? Solid: Das ändert sich von Tag zu Tag, von Ort zu Ort. Da kann man nur raten: Vor Ort bei zwei, drei Anbietern Angebote einholen, vergleichen und sich neutral beraten lassen. Zum Beispiel im SOLID vor Ort. Da ist es nicht mit einem Anruf nicht getan. der Spatz: Was sollte der Kunde unbedingt beachten? Solid: Vor allem sicherlich, dass die Module wirklich 20 Jahre Leistungsgarantie haben. Denn so lange muss die Anlage ja Strom liefern, um die Kosten wieder rein zu holen. Und ein Hinweis zusätzlich: Wechselrichter (WR) gehen sicher kaputt. Damit der Kunde nicht ohne Strom da steht, sollte der WR ebenfalls eine hohe Gewährleistungszeit haben. der Spatz: Welche Hersteller bieten eine Garantie auf den Wechselrichter? Solid: Ein Hersteller ist mir bekannt, der derzeit 10 Jahre Reparaturgarantie für einen geringen finanziellen Aufpreis anbietet. Ansonsten kann ich nur auf unsere Internet-Site verweisen: www.solid.de. Und als E-Mail: info@solid.de< der Spatz: Herr Wraneschitz, danke für das Gespräch. Das SOLID ist zu besuchen in: Heinrich-Stranka-Str. 3-5, 90765 Fürth, Ab U-Bahn Stadtgrenze oder Fürth Hbh (Linie U1), Bus (Linie 175) Karl-Brüger Straße. Zum Thema thermische Solaranlagen (Warmwasserkollektoren) sprach für den "Spatz" Norbert Suchanek mit dem Münchner Solarexperten Axel Horn vom Ing.-Büro solar energie info. der Spatz: Welche Solarkollektoren sind von Ihrer Seite aus Empfehlungswürdig? Horn: Das hängt vom einzelnen Projekt ab. Bei Einfamilienhäusern lohnt es sich auf alle Fälle, zwei, drei Heizungsbauer nach einem Solarpaket-Angebot zu fragen. Meistens bekommt man dann eine 6 Quadratmeter-Solaranlage deutlich unter der Summe der Listenpreise der einzelnen Komponenten. der Spatz: Es gibt verschiedene Kollektortypen auf dem Markt. Für welchen sollten sich die Kunden entscheiden? Horn: Grundsätzlich gebe ich Flachkollektoren in 95 Prozent der Fälle den Vorzug gegenüber Vakuumröhrenkollektoren. der Spatz: Welchen Tipp würden sie jemand geben, der sich jetzt eine Anlage anschaffen will? Horn: Sich vorher per GetSolar-Simulationsrechnung ein Bild davon machen, wieviel Wärme die Sonne liefert. Eine Demoversion der Software ist kostenlos über das Internet zu bekommen (www.getsolar.de). Die Demoversion haben wir übrigens bewusst so gestaltet, dass GetSolar für allgemeine Rechnungen zur Solartechnik auch im Schulunterricht frei verwendbar ist. Dazu stehen vier Kollektor-Grundtypen und fünf fest vorgegebene Standorte aus Deutschland zur Verfügung.< der Spatz: Herr Horn, Vielen Dank für die Informationen. Weitere Infos: Axel Horn, Ing.-Büro solar energie info, Buchenstr. 38, D-82054, Sauerlach, Tel: 08104/ 6699-04 Fax: -05, e-mail: A.Horn@getsolar.de Tipp: Die Stiftung Warentest hat 1998 12 thermische Solaranlagen getestet. Nachzulesen im test-Heft 3/98< Weiterverwendung nur mit Genehmigung des Autors und der Redaktion
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