![]() Ethisch denkende Menschen, besonders Veganer_innen, haben oft Schwierigkeiten, wenn sie Sätze hören wie »Vegan ist der neue Trend« oder »Vegan wird chic«. die Nachrichtenagentur associated press schlagzeilte Anfang des Jahres, vegan sei »more mainstream« und das Thema »vegan« schmückte dort bereits die Titelseite von Vanity Fair. Auch in Deutschland ist »vegan« immer mehr im Gespräch. Für die meisten Veganer_innen handelt es sich bei dem Thema »vegan« jedoch um mehr als um einen kurzweiligen Trend oder um eine Modeerscheinung. Wer erst einmal auf die vegane Seite gewechselt ist, kann sich ein »zurück« gar nicht mehr vorstellen, zumindest dann nicht, wenn es im Inneren des Menschen ethisch »klick« gemacht hat. Denn sobald einem bewusst geworden ist, dass nur der vegane Lebenswandel die persönliche Verstrickung in das Hungern und den Tod von Menschen und in das Leiden und in den Tod von Tieren zumindest auf ein Minimum reduzieren kann, ist ein zurück zum Konsum nichtveganer Lebensmittel und Produkte ausgeschlossen. Es laufen nun mehrere Dinge zusammen. Das Leiden der Tiere lässt sich nicht mehr verschweigen, alle Propaganda- und PR-Maßnahmen der Lobbyisten müssen ins Leere laufen, und sind sie noch so aufwendig gemacht. Selbst eingefleischteste Fleischesser_innen spüren instinktiv, dass Werbespots und Werbeanzeigen, die z. b. Hähnchenkeulen generell als »nachhaltig« verkaufen wollen, niemanden mehr ernsthaft »überzeugen« können. Wir haben also eine historisch neue Situation, die einem den Ausspruch Abraham Lincolns ins Gedächtnis ruft, der meinte: »Man kann das ganze Volk eine Zeit lang täuschen und man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen, aber man kann nicht das ganze Volk die ganze Zeit täuschen« Was die nichtveganen »Lebens«-mittel angeht, so werden jetzt selbst Menschen, die noch weit vom veganen Lebenswandel entfernt sind, immer skeptischer. Sogar ein Marketing-Professor Spieler, der die Lobbyisten in Sachen Propaganda berät, musste umlängst einräumen, dass die Menschen den Tieren gegenüber immer sensibler werden: ".hinzu kommt, dass der Eigenwert der Tiere sowie ihre Fähigkeit Gefühle zu empfinden und zu leiden, immer deutlicher erkannt werden«. (1) Die Trendwende ist also tatsächlich da. »Vegan« kommt nicht nur wirklich in Mode. Damit es weit mehr wird als etwas Modisches, gibt es jetzt eine Aufgabe, die nur die ethisch motivierten Veganer_innen gemeinsam erfüllen können: offener und ehrlicher für die ethischen Beweggründe unseres eigenen veganen Verhaltens zu werben und zu unseren Positionen zu stehen. Man hört immer wieder Aussagen wie »Wir wollen niemanden missionieren« oder »Wir wollen nicht mit dem Zeigefinger auf andere zeigen«. Das ist gut gemeint, aber man will sich mit solchen Aussagen nur dem Reflex des Wegschauens der Nichtveganer_innen entziehen. Diejenigen, die am meisten Interesse an solchen floskelhaften Aussagen haben, dürften jene sein, die weiterhin aus dem Leiden und dem Töten von Tieren profitieren wollen. Anfang des Jahres hat der Chefredakteur von news.de einen bemerkenswerten Kommentar verfasst, indem er die Wahrheit auf den Punkt brachte: »Veganer sind, zumindest was den Umgang mit Tieren anbelangt, die besseren Menschen. Auch wenn wir das nicht hören wollen. Das Kuriose nämlich ist: Wenn uns ein Veganer oder Vegetarier von seinem Lebensstil erzählt, dann nehmen wir das oft genug als lästig, missionarisch oder arrogant wahr. Wahr ist aber, dass das, was dabei Unbehagen in uns auslöst, nicht die Arroganz der Veganer ist, sondern unser eigenes schlechtes Gewissen. Weil wir eigentlich wissen, dass sie recht haben." (2) Zu dieser Aussage können und sollen sich nicht nur Nichtveganer_innen, sondern auch Veganer_innen selbst bekennen können und dürfen. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, aber damit, dass unser Lebenswandel nicht bloß ein bisschen Mode oder einen Trend markiert, sondern eine grundlegende Wandlung im menschlichen Bewusstsein verwirklicht. Wenn einem erst bewusst geworden ist, dass Nichtveganer Konsum die Ursache ist für Hungerleidende und den Hungertod sterbende Kinder, für leidende und grausam getötete Tiere und die Hauptbelastungen der Umwelt - dann ist die vegane Lebensweise logischerweise die bessere. Wer sich da nicht sicher ist, kann und muss zur Überprüfung die Gegenfrage stellen: Ist denn die vegane Lebensweise schlechter oder genauso gut wie rücksichtsloser Konsum? Ganz sicher: nein. Es ist genau diese wahre Botschaft - verbunden mit sämtlichen Erläuterungen aller Hintergründe - die wir jetzt immer und immer wieder zu unseren Mitmenschen tragen dürfen, sollen und müssen. Viel offener und klarer als bislang. Je mehr Geist wir hier vermitteln, um so mehr können wir unsere Mitmenschen auch buchstäblich begeistern. Wir haben nicht nur das recht, andere Menschen zu begeistern, sondern im Sinne von Menschen und Tieren, sowie der geschundenen Mutter Erde stehen wir, sobald wir unsere Aufgabe klar erkannt haben, auch in der Verantwortung. Denn wir haben die historische Chance, das Blatt auf der Welt zu wenden und einen Schritt in der Evolution nach vorn zu vollziehen. Wer soll dieser Aufgabe gerecht werden, wenn nicht wir selbst? Diese Arbeit nimmt uns niemand ab. * Christian Vagedes ist Gründer und erster Vorsitzender der Veganen Gesellschaft Deutschland e. V. _______________________________________________________________________________ (1) www.stoppt-den-terror-gegen-unsere-tierhalter.de/interview
 (2) www.news.de/gesellschaft/855109137/das-dilemma-der-veganer/1/
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