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Politik & Gesellschaft   
ÖDP: Atom-Parteien abwählen!
Buchner: "Super-Gau auch in Deutschland nicht auszuschließen"
(Berlin, 13.3.2011) "Aller Wahrscheinlichkeit nach sind wir in Deutschland von der Atomka-tastrophe in Japan nicht betroffen. Aber auch in Deutschland kann man einen Super-Gau unter bestimmten Bedingungen nicht ausschließen." Das sagt Prof. Dr. Klaus Buchner, Atomphysiker und Sprecher der Bundesprogrammkommission der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP).
Bezüglich der atomaren Katastrophe im japanischen Fukushima, bei dem infolge eines Erdbebens vermutlich Kernschmelzen stattgefunden haben, sagt Buchner mit Blick auf Deutschland: "In Deutschland liegen die AKW Philippsburg und Biblis im Rheingraben, in dem sich die Erde immer wieder bewegt. Sie sind nur sehr mangelhaft gegen Erdbeben geschützt," so Buchner. Er weist darauf hin, dass dies auch für die schweizerischen Atom-kraftwerke Gösgen, Beznau und Leibstadt gelte.
Besonders gefährdet in Deutschland sei das Atomkraftwerk Neckarwestheim in Baden-Württemberg. "Unter den beiden Blöcken von Neckarwestheim sackt laufend die Erde ab, wobei große unterirdische Hohlräume entstehen," erklärt ÖDP-Experte Buchner. Er führt aus, dass sich 1995 der Kühlturm um 14 Zentimeter absenkte und 2002 in nur 4,5 Kilometer Entfernung ohne Vorwarnung plötzlich ein 18 Meter tiefes Loch entstand. Wenig später, im Jahr 2009, wurden neue unterirdische Hohlräume nachgewiesen. "Obwohl sehr viel Beton in die neu entstandenen Hohlräume gegossen wurde, ist das Problem nicht einmal annähernd gelöst," sagt Buchner, der sich gestern an der Menschenkette gegen Atomkraft von Neckar-westheim bis Stuttgart beteiligte. Dort demonstrierten ca. 60.000 Menschen gegen die Laufzeitverlängerung dieses AKW, unter ihnen auch viele ÖDP-Mitglieder.
ÖDP-Politiker Buchner fragt sich, wie lange die Menschen in Deutschland dieses atomare Risiko noch auf sich nehmen wollen, nur damit die vier Energiekonzerne weiterhin ihre Milliardengewinne machen können. Buchner appelliert: "Wählen wir die Atom-Parteien so schnell wie möglich ab, die die Laufzeitverlängerung durchgesetzt haben. Und nützen wir unsere Macht als Verbraucher: Beziehen wir nur noch Öko-Strom! In den Geschäften, in denen wir Stammkunden sind, fragen wir nach, welchen Strom sie kaufen! Denn wenn niemand mehr Atomstrom will, stehen alle AKW still."

Bundespressestelle der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP)
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Link zur Meldung: bit.ly/ho2NPv



Hintergrund-Information von Prof. Dr. Klaus Buchner zu Atomkatastrophen:
Weltweit ereigneten sich in Fukushima und Tschernobyl nicht die einzigen Atomkatastro-phen: Die schlimmsten waren 1957 im russischen Majak (bei Tscheljabinsk), wo nach offi-ziellen Angaben 450.000 Menschen verstrahlt wurden, und im selben Jahr in Sellafield (Großbritannien) mit "nur" 1.030 Toten. 1969 gab es in Lucens (Schweiz) einen Kern-schmelz-Unfall. Da dieses AKW unterirdisch war, kamen zum Glück kaum Menschen zu Schaden. 1979 ereignete sich eine teilweise Kernschmelze in Harrisburg (USA), 1986 die Katastrophe von Tschernobyl. 1993 entwichen nach einer unkontrollierten Kettenreaktion im russischen Komplex Tomsk-7 (Sewersk) 500 g Plutonium als Feinstaub. Bereits 30 Tau-sendstel eines Gramms von diesem Stoff wirken tödlich. 1999 kam es im japanischen To-kaimura ebenfalls zu einer unkontrollierten Kettenreaktion. Wie viele Menschen dadurch zu Schaden kamen, wurde nie bekannt gegeben.

Hintergrundinformation von Prof. Dr. Klaus Buchner zur Kernschmelze:
Was bedeutet eine Kernschmelze für die Umwelt? Bei einer Kernschmelze erhitzen sich die Uran-Stäbe so sehr, dass das Metall schmilzt und zu einer hoch radioaktiven zäh-flüssigen "Suppe" wird. Darin beginnt wahrscheinlich wieder eine Kettenreaktion, die zusätzliche Strahlung und Hitze erzeugt. Der Kernschmelze halten die wenigsten Materialien Stand. Es ist zu befürchten, dass sie sich durch das Reaktor-Druckgefäß frisst, das sie im Augenblick noch sicher einschließt. Diese Kettenreaktion kann unter Umständen sogar zu einer nuklea-ren Explosion führen. Einige Experten vermuten, dass dies auch bei der Tschernobyl-Katastrophe der Fall war.
Auf jeden Fall muss die Kettenreaktion in der Kernschmelze irgendwie gestoppt werden. In Tschernobyl wurden dazu von Hubschraubern aus Materialien (z.B. Bor) abgeworfen, die die Neutronen absorbieren. Soweit bekannt wurde, starben alle diese Piloten an den Spätfolgen der Strahlung.
Für die Gebiete in größerer Entfernung vom Unglücksort ist es wichtig, ob es zu einer weite-ren Explosion kommt, die das radioaktive Material hoch in die Luft schleudert. In diesem Fall können, wie wir von Tschernobyl wissen, auch noch Gebiete in mehr als 1.000 Kilometer Entfernung verstrahlt werden. Aber nach den jetzigen Daten ist das unwahrscheinlich. Und selbst in diesem Fall dürfte bei den gegebenen Wetterbedingungen bei uns kaum etwas von der Radioaktivität ankommen.





 
Quelle: Ökologisch-Demokratische Partei Bundesverband, D-97070 Würzburg
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