"Im Geschmack gibt es keine Unterschiede zwischen Bioweinen und Wein aus herkömmlichem Anbau, denn im Keller arbeiten die Biowinzer nach den gleichen Methoden wie alle anderen Weingüter", so Büscher. Der Unterschied zum normalen Weinbau liegt in der Bearbeitung der Weinberge - und das macht den ökologischen Unterschied. Biowein wird ohne chemische Gifte und ohne chemische oder Mineraldünger betrieben, was der Artenvielfalt, dem Boden und dem Grundwasser zu gute kommt. "Unkräuter im Weinberg werden ausschließlich mechanisch, das heißt ohne chemische Herbizide entfernt. Um das Bodenleben und die Artenvielfalt in den Weinbergen so aktiv wie möglich zu erhalten, werden außerdem alle ökologisch bewirtschafteten Weinberge zwischen den Rebzeilen mit verschiedensten Pflanzen begrünt", so das Deutsche Weininstitut. Demeter-Winzer gehen noch einen Schritt weiter und versuchen im "biologisch-dynamischen" Weinbau auch die Kräfte des Mondes und der Planeten zu nutzen. Vergoldete Frankenweine Natürlich werden Bioweine längst auch weltweit und besonders in unseren Nachbarländern Frankreich, Italien und Österreich erzeugt. Was die Fläche angeht, so ist Italien seit Jahren Bio-Weinweltmeister mit einer Anbaufläche von über 36.000 Hektar gefolgt von Frankreich mit über 22.500 Hektar. Dennoch hagelte es bei der jüngsten Vergabe des Internationalen Bioweinpreises 2010 Auszeichnungen für die deutschen Biowinzer. Insgesamt erhielten bei der ersten von zwei Verkostungen mit 411 Bioweinen aus aller Welt die Ökoweine aus Deutschland 92 Medaillen und 59 Empfehlungen. Acht deutsche Bioweine wurden mit 95 bis 100 Punkten eingestuft und erhielten damit Großes Gold. Vor allem die Winzer in Franken hatten allen Grund zur Freude. Denn beim "Internationalen Bioweinpreis 2010" erhielten sie insgesamt 32 Auszeichnungen. Der höchste Preis der Veranstalter, das "Große Gold", ging gleich dreimal in die Region Franken, wo gegenwärtig Bioweinbau auf rund 200 Hektar betrieben wird. Kein anderes deutsches Weinanbaugebiet war in diesem Jahr so erfolgreich. Jeder Preis, der nach Franken geht, ist eine Auszeichnung für die gesamte Region", sagt der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes Artur Steinmann. "Gerade im Bioweinbereich ist es auch ein sichtbares Zeichen für unser Streben nach einer intakten und gesunden Kulturlandschaft." In Deutschland befindet sich der Weinkonsum im allgemeinen - im Gegensatz zum Bierverbrauch - seit Jahren im leichten Steigflug von 19,8 Liter je Bundesbürger im Jahr 2003 auf 20,7 Liter im Jahr 2008. Weltweit jedoch trinken immer weniger Menschen Wein, obwohl die Zahl der Erdenbürger zunimmt. Einige Experten schieben dies der globalen Wirtschaftskrise in die Schuhe. Möglich ist aber auch der Hollywood-Effekt. Etliche weltweit verbreitete Spielfilme und TV-Serien made in USA machen nämlich konstant Alkoholkonsum schlecht zugunsten von Soft-Getränken der Konzerne. Wie auch immer: Mit 236,6 Millionen Hektolitern seien im Jahr 2009 fast drei Prozent weniger Wein abgesetzt worden als im Vorjahr, so die internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) in Paris. Norbert Suchanek Infos: www.bioweinpreis.de Öko-Wein-Verordnung auf Eis gelegt Wenn man von Biowein spricht oder schreibt, dann bedeutet dies konkret "Wein hergestellt aus ökologisch angebauten Trauben". Zwar hat jeder Bio-Weinverband seine eigenen Kellertechnikregeln, doch eine EU-Richtlinie für die biologische Verarbeitung der Trauben gibt es noch nicht. Die bisherige Ökowein-Verordnung lässt die Kellertechnik außen vor. Eben diese Lücke sollte nun in diesem Jahr geschlossen werden. Doch vergangenen Juni legte die EU-Kommission die Neuregelung der Biowein-Herstellung wieder mal auf Eis! "Nach mehrjährigem Vorlauf ist heute der Kommissionsvorschlag für eine Verordnung zur Regelung spezifischer önologischer Verfahren für die Herstellung von Biowein nicht verabschiedet, sondern zurückgezogen worden", so die Pressemitteilung von ECOVIN Deutschland. Gegen den Vorschlag hatten Deutschland und mehrere Staaten Mittel- und Osteuropas eine gemeinsame Position. Der Deutsche Weinbauverband und ECOVIN - der Bundesverband Ökologischer Weinbau - begrüßen den jetzigen Schritt der Kommission, der ermöglicht, doch noch einen konsensfähigen Verordnungsvorschlag zu entwickeln. Norbert Suchanek
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