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 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 17.03.2010
Saubere Umwelt hier - Umweltschmutz dort
Umweltfreundlich Waschen
Der durchschnittliche Bundesbürger oder besser gesagt Bundesbürgerin steckt pro Jahr rund 260 Kilogramm Wäsche in ihre Waschmaschine. Das ergibt einen Verbrauch von etwa 700.000 Tonnen Waschmittel pro Jahr, die letztlich in unsere Gewässer gelangen und früher zu erheblichen Umweltproblemen führten. Seit den 1950er und 1960er Jahren hat sich aber zum Vorteil für unsere Gewässer bei den Waschmitteln viel getan. Dank schärferer Umweltauflagen sind die Produkte der Waschmittelindustrie deutlich verträglicher für unsere Kläranlagen und Flüsse geworden. Heute müssen die eingesetzten Tenside gänzlich abbaubar sein so wie die traditionelle Seife, und alle Produkte sind phosphatfrei. Durch Waschmittelreste aufschäumende Flüsse und Küstengewässer gehören zumindest bei uns in Deutschland der Vergangenheit an.

Noch bis in die 1980er und 1990er Jahre setzte die Branche - statt natürlicher zu 100 Prozent abbaubarer Seife - aus Erdöl hergestellte Tenside ein, die extrem schwer Abbaubar waren und die Gewässer belasteten. Nicht nur aufgrund der Umweltprobleme, sondern auch aufgrund der sich abzuzeichnenden Verknappung und Verteuerung des "Schwarzen Goldes" waren die Waschmittelkonzerne aber schon früh auf der Suche nach einer billigeren, "zukunftsfähigeren" Alternative. Sie fanden sie in leichter abbaubaren Tenside hergestellt aus Pflanzenöl, vornehmlich der westafrikanischen Ölpalme. Doch um die benötigten industriellen Mengen dieses "Biorohstoffs" billig zu liefern, mussten erst großflächige Plantagen in den tropischen Regionen außerhalb Afrikas angelegt werden. Dass dabei in Südostasien und in Südamerika die Landrechte von Ureinwohnern mit Füßen getreten und weite Regenwaldgebiete geopfert und durch den Palmölproduktionsprozess Gewässer massiv verschmutzt werden müssen, war von Anfang an klar! Aber das ist der Preis von "Entwicklung" in den Entwicklungsländern, wofür es zudem auch staatliche Unterstützung im Rahmen von "Entwicklungshilfe" gab.

Um nicht zu sehr in die Schusslinie zu geraten suchten die Waschmittelkonzerne außerdem schon im Anfangsstadium des Umstiegs von Erdöl auf Palmkernöl den so genannten Dialog mit den Umwelt- und Regenwaldschutzorganisationen wie dem WWF (World Wide Fund for Nature). Offene Kritik an den sich seit den 1980er Jahren wie "Flächenbrände" ausbreitenden Ölpalmplantagen vor allem in Malaysia, Indonesien und Ekuador blieb so eher Mangelware und kleineren Umweltschutzorganisationen vorbehalten.

Bis heute versuchen die Industriegrößen zusammen mit dem WWF und anderen internationalen Organisationen mittels der so genannten Runden Tische und der Erfindung von angeblich "nachhaltigen" oder "ökologischen" Richtlinien das Ölpalmbusiness Grün zu waschen.

Saubere Flüsse hier - zerstörte Umwelt in den Rohstoffländern

"Henkel findet Palmöl gut - wir nicht!" So eine der aktuellen Protestaktionen der Hamburger Umweltschutzorganisation Rettet den Regenwald, die die neue Produktlinie "Terra Activ" des Wasch- und Reinigungsmittelherstellers Henkel kritisiert. Der Waschmittelhersteller wolle sich als besonders umweltfreundlich positionieren, dazu setze Henkel ausgerechnet auf Palmkernöl. Klaus Schenk von Rettet den Regenwald schreibt: "Die Schauspielerin Esther Schweins verkündet als Werbefrontfrau mit Blick auf den hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe: `So wäscht man heute´. Was sie wohl zu den Regenwäldern sagt, die gerodet werden mussten, um den Palmöl-Plantagen Platz zu machen? Unterstützen Sie unseren Protest gegen diesen Etikettenschwindel."

Henkel selbst schreibt: "Das Beispiel der Palmölwirtschaft zeigt sehr deutlich: Die weltweit zunehmende Erschließung wirtschaftlich ungenutzter Gebiete - wie zum Beispiel der Regenwälder - als Anbauflächen der Nahrungs- und Kraftstoffindustrie gefährden nach und nach deren Bestand, und damit die biologische Vielfalt sowie die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung." Mit diesen Abholzungen will Henkel aber offiziell nichts mehr zu tun haben, weshalb sich der Konzern seit 2003 beim so genannten "Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl" (Round Table on Sustainable Palmoil, RSPO) engagiert. Henkel schreibt: "Der RSPO entstand auf Initiative des World Wide Fund For Nature (WWF) und einiger interessierter Vertreter der Wirtschaft, um geeignete Wege für die nachhaltige Gewinnung von Palmöl zu finden und dem Raubbau an Regenwäldern und der Vernichtung von Feuchtgebieten, insbesondere in Indonesien, entgegenzuwirken."

Für die in Südostasien engagierten Umwelt- und Menschenrechtsgruppen gilt aber auch dieser Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl als "Etikettenschwindel". November 2008 schrieb das Zentrum für den Schutz der Orang Utans (Centre for Orangutan Protection - COP): "Der RSPO ist jetzt im 6. Jahr. Trotzdem vernichten Mitglieder des RSPO immer noch Regenwald und bringen weiter Orang Utan um. Die Nachhaltigkeitskriterien und RSPO-zertifiziertes Palmöl sind nichts als Lüge." Die Mitglieder des RSPO sind in erster Linie die grossen Palmölproduzenten und Palmölverarbeiter, Banken sowie weiterhin die internationalen Naturschutzorganisationen: Rainforest Alliance, Conservation International und der WWF.

Wer wirklich umweltfreundlich waschen will, sollte meiner Meinung auf Produkte auf Basis von Palmöl oder Palmkernöl gänzlich verzichten. Brauchbare Alternativen zum Waschen gibt es seit Jahren in der Biobranche von den verschiedensten Herstellern. In manchen "Bioprodukten" allerdings steckt auch "biologisch" zertifiziertes Palmöl, das von großen Unternehmen wie Agropalma in Brasilien stammt. Agropalma ist der größte lateinamerikanische Palmölproduzent und lässt seine Plantagen in Amazonien wachsen. Einen kleinen Teil seiner Produktion hat sich Agropalma vom brasilianischen Demeter-Ableger, dem Instituto Biodinamico, als "Öko-sozial" zertifizieren lassen, um ebenso am internationalen Biomarkt profitieren zu können. Doch genauso wie in Südostasien haben Ölpalmen auch in Amazonien nichts verloren, egal ob mit oder ohne Bio-Siegel!

Garantiert ohne Pflanzenölzusatzstoffen kommt die indische Waschnuss aus. Nach anfänglicher Skepsis hat sie sich inzwischen im Biobereich durchgesetzt und erfreut sich seit Jahren steigender Beliebtheit. Doch 2008 titelte die TAZ in Berlin: "Waschnuss-Mangel in Indien - Bio boomt, auch beim Waschen. Doch die hohe Nachfrage nach indischen Waschnüssen in Europa macht sie für Inder zu teuer."

Der Preis für ein Kilo Nüsse habe sich seit 2003 im Land versechsfacht. Für die meisten Inder seien die Nüsse kaum noch bezahlbar. Doch nicht nur deshalb sei das ökologische, traditionelle Waschmittel aus Indien in Indien "out" und billigere chemische Waschmittel "in". Der Einsatz der industriellen, die Gewässer verschmutzenden Waschpulver sei schlichtweg bequemer.

Norbert Suchanek, Rio de Janeiro



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