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Politik & Gesellschaft   
Online-Appell an das russische Unternehmen RusHydro
Unterstützen Sie den Protest der russischen Ewenken gegen ein riesiges Wasserkraftwerk auf ihrem Land
In der sibirischen Region Ewenkien am unteren Tunguskafluss soll ein gigantisches Wasserkraftwerk gebaut werden. Die Kosten für das Projekt werden auf 13 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das Potenzial des Kraftwerks wird mit einer Leistungsspitze von 20 Gigawatt (20.000 Megawatt) angegeben. Es könnte damit das größte Wasserkraftwerk der Erde werden. Dieser Bau wird massive Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebenssituation der Menschen in der Region haben.

Auf dem Gebiet leben 17.300 Menschen. Davon gehören 21 Prozent zum indigenen Volk der Ewenken. Einige ihrer Sprecher haben sich entschieden gegen das Projekt geäußert und werden in ihrem Protest von russischen Umweltorganisationen sowie dem russischen Zweig von Greenpeace unterstützt.
Für die Ewenken ist diese Region ihre Heimat. Der Bau des Wasserkraftwerks bedeutet für sie die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage und ihrer Kultur.
Medien und Öffentlichkeit werden zu Gunsten des Projektes manipuliert. Die Ewenken haben den Eindruck, dass die Gesetze, die zum Schutz der indigenen Bevölkerung in Russland erlassen wurden, wieder einmal gebrochen werden und dass nur im Sinne der unternehmerischen Interessen gehandelt wird.

Die Idee dieses Bauvorhabens nicht neu. Bereits Ende der 1980-er diskutiert, verwarf die Regierung der damaligen Sowjetunion den Plan. Das Präsidium der Akademie der Wissenschaften, führende Wissenschaftler, Ökologen und die Öffentlichkeit votierten klar dagegen. Es ist fast unmöglich, die Konsequenzen eines solchen Projektes vorab genau einzuschätzen. Was man heute schon weiß, ist, dass eine Million Hektar einzigartigen Lärchenwaldes geflutet werden müssten. Der Wald ist weitgehend unberührt und somit wichtig für die biologische Artenvielfalt und den Klimaschutz. Außerdem ist diese riesige Fläche an Natur von immenser Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht nicht nur lokal, sondern weltweit.

Eine erschreckende Tatsache scheint ganz aus der heutigen Debatte verschwunden zu sein: In der Region wurden Anfang bis Mitte der 1970-er Jahre eine Reihe unterirdischer, nuklearer Explosionen durchgeführt. Einige in Salzlagen vorgenommene Nuklearsprengungen im Gebiet Jermakowo formten drei radioaktiv verseuchte, unterirdische Kammern. Diese befinden sich im Flutungsgebiet der unteren Tunguska und würden durch die Wasserstauung aufgebrochen werden. Des weiteren gibt es in der Tunguskaregion Salzeinlagerungen. Würde der Bau realisiert, so würde das salzhaltigen Stauwasser allmählich den Permafrost zerstören. Die Salzschichten würden sich in das Reservoir einspülen und aus dem Süßwasser Salzwasser machen, was für die Umwelt katastrophale Folgen hätte.

Die Ewenken gehören zu den so genannten kleinen Völkern des Nordens. Sie waren ursprünglich Nomaden und lebten als Fischer, Pelztierjäger und Rentierzüchter, wobei es besonders charakteristisch für sie ist, sich von den Rentieren nicht nur zu ernähren und das Fell zu verwenden, sondern auch auf ihnen zu reiten. Bereits in den 1930er Jahren wurden sie zur Sesshaftigkeit gezwungen. Als sich die Ewenken an das Leben in Dörfern gewöhnt hatten, kam der Zusammenbruch der Sowjetunion und damit die Wirtschaftkrise, die den ohnehin schon strukturschwachen Ewenkischen Kreis besonders hart getroffen hat. Die Versorgung ist auf sämtlichen Ebenen nicht mehr gewährleistet, die Wirtschaft entwickelt sich nicht. Sie teilen das Schicksal vieler sesshaft gemachter Nomadenvölker: Arbeitslosigkeit und Alkoholismus. Letzterer ist nach Angaben einer Studie der Russischen Akademie der Wissenschaften so drastisch ausgeprägt, dass die Zahl der Ureinwohner in den kommenden Jahren um zwei Drittel sinken könnte. Die Lebenserwartung eines typischen ewenkischen Dorfbewohners ist seit 1991 von 50 auf 42 Jahre gesunken.

Bitte unterstützen sie unseren Appell an das mit dem Bau des gigantischen Wasserkraftwerks befasste Unternehmen RusHydro mit der Forderung, eine öffentliche Revision des Bauvorhabens bis 2020 einzuleiten und zudem Repräsentanten der Ewenken in die Beratungen zum Projekt einzubeziehen.

Zum E-Mail-Appell >>
www.gfbv.de/emailprot.php?id=238
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
http://www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=1613
info@gfbv.de
    

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