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Umwelt & Naturschutz   
Neuer Coltan-Boom bedroht Gorillas im Kongo
Blutige Geschäfte mit Rohstoffen - die dunkle Seite der glitzernden High-Tech-Welt
München, 22. Dezember 2009. Für die Gorillas im Kongo wird es eng: Das seltene Roherz Coltan wird wieder verstärkt in den letzten Rückzugsgebieten der Gorillas im Kongo abgebaut. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife befürchtet verheerende Folgen für die Gorillas: Die Minenarbeiten zerstören den Lebensraum der Tiere, und für die Fleischversorgung der Arbeiter werden die Menschenaffen im großen Stil gewildert. Das seltene Mineralerz Coltan steckt in Handys, Spielkonsolen und in Laptops. Pro Wildlife fordert, dass Elektronikproduzenten kein Coltan aus dem Kongo mehr verarbeiten, bis zuverlässige Umweltstandards Raubbau und Wilderei ebenso ausschließen wie eine Mitfinanzierung des Bürgerkriegs.


In den Bürgerkriegsregionen der Demokratischen Republik Kongo spielt sich neben dem humanitären auch ein ökologisches Desaster ab: Minenarbeiter bauen im Auftrag der verfeindeten Milizgruppen das Erz Columbit-Tantal (kurz Coltan) ab - sogar in Rückzugsgebieten der bedrohten Grauer-Gorillas und Berggorillas. Um die Minenarbeiter im Kongo mit Fleisch zu versorgen, werden Wildtiere geschossen - Gorillas sind wegen ihrer Größe bei den Jägern besonders begehrt. Bereits während des ersten High-Tech-Booms im Jahr 2001 wurde die Hälfte aller Grauer-Gorillas im Kahuzi-Biega-Nationalpark getötet. Auch der Virunga-Nationalpark, eine der letzten Zufluchtsorte der Berggorillas, ist betroffen. Nun schlägt Pro Wildlife Alarm, dass die Menschenaffen erneut in großer Gefahr sind: "Seit vor einem Jahr die weltweit größte Coltan-Mine in Australien geschlossen wurde, ist der Kongo zum Coltan-Hauptlieferanten geworden", berichtet Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife. "Und noch immer gehören europäische Firmen zu den Kunden der kongolesischen Milzen, die mit Coltanabbau ihren Krieg finanzieren."


Versorgungsengpass der Coltan-Industrie lässt Kongo-Produktion steigen

Vor einem Jahr beendeten die Betreiber der Wodgina-Mine in Australien ihre För€deraktivitäten - unter anderem, weil sie mit den Dumpingpreisen für Coltan aus Zentralafrika nicht mehr mithalten konnten. Bis dato hatte die weltweit größte Quelle 31 Prozent des Marktes abgedeckt. Im Frühjahr stoppten zwei weitere Minen in Kanada und Mozambik die Produktion. "Zwar können manche Hersteller von High-Tech-Produkten noch auf Coltan-Vorräte zurückgreifen, doch nun entste€hen Versorgungslücken, die aus dem Kongo aufgefüllt werden", so die Pro Wildlife Sprecherin. Wurden 2004 nur 92 Tonnen Coltan im Kongo produziert, waren es 2007 bereits 426 und 2008 sogar etwa 517 Tonnen - im Jahr 2009 ist mit über 750 Tonnen zu rechnen.


Coltan aus dem Kongo landet noch immer in Europa

Coltan aus dem Kongo findet noch immer seinen Weg auf den europäischen Markt - entweder direkt oder über den Umweg Ruanda. Laut der Expertengruppe der Vereinten Nationen beziehen Firmen mit Sitz in Belgien, England, Österreich, der Schweiz und in Holland kongolesisches Coltan. "Wer Coltan aus dem Kongo verarbeitet, finanziert einen grausamen Bürgerkrieg und macht sich mitschuldig an der Ausrottung der Gorillas", betont Altherr. Derzeit entwickelt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover eine geochemische Methode, um die Herkunft von Coltan nachzuweisen. Bisher gibt dies jedoch noch keine Sicherheit: "Solange Firmen keine Nachweispflicht für eine umweltverträgliche Coltan-Produktion haben und die Unabhängigkeit der Testlabors nicht gewährleistet ist, geht der Raubbau im Kongo weiter", so die Pro Wildlife Sprecherin.


Warum ist Coltan so begehrt?

Das Columbit-Tantal-Erz ist für die Produktion von Kfz-Elektronik, Mobiltelefonen, Spielkonsolen und Laptops notwendig. Die Miniaturisierung digitaler Geräte in den letzten zehn Jahren hat dazu geführt, dass die Nachfrage nach Coltan stetig steigt. Coltan hat im Vergleich mit anderen Metallen eine sehr niedrige Recyclingrate (30 Prozent). Jährlich werden nur etwa 1.400 Tonnen produziert, rund 80 Prozent des Weltvorkommens wird im Kongo vermutet.


Über Pro Wildlife:

Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich global für den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume einsetzt. Weltweit unterstützt Pro Wildlife Artenschutzprojekte vor Ort und leistet Aufklärungsarbeit, um Wildtierhandel und Wilderei einzudämmen. Pro Wildlife nimmt an Konferenzen wie der Internationalen Walfangkommission (IWC), dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA, engl. CITES) oder der Konvention zum Erhalt der Biodiversität (CBD) teil, um den Schutzstatus von Wildtieren weltweit zu verbessern.


Pro Wildlife e.V.
Kidlerstraße 2
D-81371 München
Telefon: 089/81299507
mail@prowildlife.de
www.prowildlife.de
www.jahrdesgorillas.de
www.delfine.org

 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
http://www.prowildlife.de
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