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Politik & Gesellschaft   
Tuvalu geht unter - Kopenhagen feilscht
Berlin, 15. Dezember 2009 - Während auf der Weltklimakonferenz der Scheinwerfer der Öffentlichkeit auf Industriestaaten und Schwellenländer strahlt, tragen arme und kleine Staaten die Hauptlast der Folgen des Klimawandels. So wird etwa das kleine Inselreich Tuvalu buchstäblich untergehen, die Bewohner suchen bereits eine neue Heimat. Wenn in Kopenhagen über eine künftige Weltordnung verhandelt wird, darf es nicht bei einem exklusiven Feilschen der Industrieländer um für sie gerade noch vertretbare Verpflichtungen bleiben, fordert der Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands. Vielmehr muss auch über eine sozial-ökologische Gesellschaftsreformen verhandel werden, bei der alle Staaten als gleichberechtigt anerkannt werden. Denn nur eine gerechte und faire Welt ist zum Schutz der Natur fähig..

Eine Folge des Klimawandels ist der Anstieg des Meeresspiegels, der ganze Inselstaaten bedroht. Seit 2001 wissen wir, dass Tuvalu, das kleine Inselreich in der Südsee, das nur knapp über dem Meeresspiegel liegt, untergeht. Der Pazifische Ozean ist im Durchschnitt "nur" um etwas mehr als 25 Zentimeter angestiegen, aber das sagt wenig über die Extremwerte aus, denn die betragen in den Wintermonaten deutlich mehr als einen Meter und bedrohen alle rund 9.000 Menschen auf der Insel.

Tuvalu, das zwischen Australien und Hawai liegt, ist der viertkleinste von den Vereinten Nationen anerkannte Staat. Durch die Erosion der Strände wird die Insel lebensfeindlich und geht unter. Immer häufiger müssen die Menschen gegen Überflutungen kämpfen. Je schneller die Gletscher schmelzen, desto größer werden Wut und Ohnmacht. Die Gewinnung von Trinkwasser und die Erzeugung von Lebensmitteln werden immer schwieriger.

Für die Einwohner Tuvalus wird eine neue Heimat gesucht, viele sind bereits nach Neuseeland übergesiedelt. Aber eigentlich wollen sie die Insel nicht verlassen, sondern erwarten Hilfe von der Weltgemeinschaft.

Umweltminister Taufa Teii reist seit Jahren von einer Klimakonferenz zur anderen und ruft auf, endlich mehr gegen den Klimawandel zu tun. So ist er auch in Kopenhagen und protestiert lautstark gegen die Tatenlosigkeit der Hauptverursacher in den Industrie- und Schwellenländern.

Auf der 15. Klimaschutzkonferenz, auf der es um den Anschlussvertrag zum unzureichenden Kyoto-Protokoll geht, protestiert er gegen das Zwei-Grad-Ziel, das aus seiner Sicht die Interessen der reichen Staaten widerspiegelt, nicht aber eine faire und gerechte Welt. Tatsächlich bedeutet dieses Ziel für viele Erdregionen eine dramatische Verschlechterung und für Tuvalu das völlige Ende.

In der Tat schachern die Industriestaaten und die Schwellenländer um für sie wirtschaftlich gerade noch vertretbare Verpflichtungen. Die armen Staaten bleiben weitgehend aus dem Blick, obwohl sie in Kopenhagen die Mehrheit stellen. Der Scheinwerfer der Öffentlichkeit ist aber fast nur auf die EU und die USA, auf Russland und die aufstrebenden Länder Brasilien, China und Indien gerichtet. Bestenfalls die OPEC-Staaten kommen noch hinzu, das war es dann.

Tuvalu hat dieses Spiel mit der Forderung beendet, die Weltgemeinschaft auf eine Obergrenze von 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Damit hat der Inselstaat den ärmsten Ländern eine Stimme gegeben. Die bedrohten Inselstaaten unterstützen den Vorstoß ebenso wie die Gruppe der ärmsten Länder der Welt. So verschieben sich die Gewichte, denn jetzt sitzen auch die Entwicklungsländer aktiv mit am Verhandlungstisch.

In Kopenhagen wird auch über die künftige Weltordnung verhandelt. Das wird nur erfolgreich sein, wenn die heutige Weltordnung grundlegend reformiert wird und auch die als gleichberechtigt anerkannt werden, die bisher am Katzentisch sitzen. Das ist gut so.

Immer deutlicher wird, dass nur eine gerechte und faire Welt zu einem Schutz der Natur fähig ist. Deshalb muss auch über eine sozial-ökologische Weltordnung verhandelt werden. Der jahrhundertealte Kolonialismus, der auch für die Zerstörung des Klimas verantwortlich ist, muss beendet werden.

Bisher ist Kopenhagen noch nicht bei den entscheidenden Themen angekommen. Es ist bisher bei einem Feilschen um Interessen geblieben. Von gemeinsamen Überlebensinteressen und einer Weltinnenpolitik ist nichts zu sehen. Die Gefahr wächst, dass wieder einmal eine große Chance vertan wird.

Die NaturFreunde sind der Verband der Nachhaltigkeit in Deutschland, weil sie ökologische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Fragen zusammen denken. Uns geht es um ein Denken, dass die Gesamtheit sieht und nicht nur Interessenvertreter für einzelne Ziele ist. Deshalb kritisieren wir den zu kurzen Ansatz der Umweltdebatte. Es geht um die Reform der Gesellschaft insgesamt - national und international. Nur so können die Zukunftsfragen bewältigt werden.


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NaturFreunde Deutschlands
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Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
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