Angesichts knapper werdenden fossiler Ressourcen und der Notwendigkeit, den Klimawandel zukunftsverträglich zu beeinflussen, erlebt die Nutzung der Erdwärme gerade einen weltweiten dramatischen Aufschwung. Bis 2010 könnten nach einer Berechnung des US-Fachverbandes allein bei geothermischen Kraftwerken rund 13.500 Megawatt installiert worden sein. "Das ist erst der Anfang." Horst Kreuter, Leiter der Sektion Tiefe Geothermie des Bundesverbandes sieht die Geothermie weltweit in einer Führungsrolle unter den Erneuerbaren Energieträgern. "Erdwärme ist überall in der Erdkruste vorhanden und zuverlässig verfügbar. Derzeit konzentriert sich der Ausbau noch auf die leicht erschließbaren Ressourcen in vulkanischen Regionen. Diese betreffen allerdings nur etwa 5% der Erdoberfläche. Mit den bei uns entwickelten Möglichkeiten und Technologien stoßen wir in völlig neue Bereiche vor. Wir verfügen mittlerweile über ein hart erarbeitetes einmaliges Know-how. Was bei uns geschieht, wird daher international sehr genau beobachtet. Das zeigte zum Beispiel ein deutsch-indonesisches Geothermie-Symposium Mitte Oktober in Jakarta, an dem über 200 Experten aus dem südostasiatischen Inselstaat teilnahmen." In Deutschland werden in den kommenden zwei Jahren etwa zehn größere Anlagen, Kraftwerke und Fernwärmeversorgungen ihren Betrieb aufnehmen oder unmittelbar vor der Fertigstellung stehen. "Derzeit arbeiten bundesweit zwei Kraftwerke und rund 30 Nah- und Fernwärmeversorgungen", so Kreuter. Einen der Arbeitsschwerpunkte der kommenden Jahre sieht er in der Weiterentwicklung petrogeothermischer Systeme wie der von Hot-Dry-Rock-Kraftwerken. Das weltweit erste HDR-Kraftwerk sei gerade bei den französischen Nachbarn in Soultz-sous-Forêts in Betrieb gegangen. "An dem europäischen Gemeinschaftsprojekt sind unsere Forscher und Entwickler kräftig beteiligt. In Deutschland arbeiten die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover und das Deutsche GeoForschungsZentrum Potsdam an ähnlichen Vorhaben mit dem Ziel, den tiefen Untergrund auch dort nutzbar zu machen, wo keine Thermalwasservorkommen vorhanden sind." "Auf dem Heizungsmarkt läuft die Entwicklung auf die Geothermie zu". Ralf Schramedei, Leiter der Sektion Oberflächennahe Geothermie beurteilt die Lage positiv. "Im Bereich der Einzelhausversorgungen mit Erdwärmepumpen rechnen wir 2008 trotz nachgebender Baukonjunktur mit 40.000 Neuanlagen." Was gegenüber den im Vorjahr installierten rund 27.000 Systemen erneut einen kräftigen Zuwachs bedeutet. "Der Heizungsbranche wird sich im Neubaubereich auf hohe zweistellige Marktanteile von Erdwärmesystemen einstellen müssen." Zunehmend wichtig würde auch der Einsatz geothermischer Kühlsysteme. "Direkt aus dem Untergrund entnommene Klimakälte ist besonders wirtschaftlich. Man erspart sich eine finanziell und technisch aufwendige, stromintensive Kälteerzeugung." Auch die oberflächennahe Branche hat ihre speziellen Zukunftsaufgaben. "Wir konzentrieren uns verstärkt darauf, unsere Systeme im Gebäudebestand zu platzieren. Die Sanierung von Heizungsanlagen ist ein wichtiges Thema und ein interessanter Markt, für den wir effiziente, wirtschaftliche und klimaverträgliche Lösungen anbieten wollen. Auch für die oberflächennahe Geothermie wird zudem der Exportbereich besonders in den EU-Raum immer wichtiger. Hier sind, neben unseren innovativen Wärmepumpen, Produkte wie hochwertige Rohre für Erdwärmsonden oder Erdwärmekollektoren, wärmeleitende Thermozemente oder spezielle, grundwasserverträgliche Frostschutzmittel sehr gefragt. Schließlich weiß man auch bei unseren Nachbarn die komfortablen, Geld und Energie sparenden Erdwärmesysteme immer mehr zu schätzen. Sich die Heizenergie oder Klimakälte vom eigenen Grundstück zu holen, wird eines der wichtigen Energiethemen der Zukunft werden." Internationaler ausgerichtet als seine Vorgängerveranstaltungen war der diesjährige Kongress sowieso. Island, das Partnerland der Veranstaltung, verfügt über eine lange und erfolgreiche Tradition in der Nutzung der Geothermie, die bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Heute sind fossile Energieträger auf dem Wärmemarkt der Insel am Nordpolarkreis fast vollständig verschwunden. Geothermie spielt in der isländischen Wirtschaft eine wichtige Rolle. Das Islandforum am 13.11. stellte Highlights der aktuellen Entwicklung auf der Insel vor. Der Workshop on Geological Risk Insurance des Geothermal Energy Development Program der Weltbank, der in Zusammenarbeit mit dem geothermischen Weltverband IGA durchgeführt wurde, befasste sich mit dem internationalen Erfahrungsaustausch bei der Minimierung und Versicherung geologischer Risiken von geothermischen Großprojekten. Auf die Bedeutung des oberflächennahen Bereichs verwies der Workshop des von der EU geförderten Groundreach-Projektes: "Reaching the Kyoto targets by means of a wide introduction of ground coupled heat pumps in the built environment." Seine Zielsetzung ist die Diskussion politischer Vorgaben, rechtlicher Rahmenbedingungen, technologischer Lösungen und von Aus- und Weiterbildung für den europaweiten Einsatz von Erdwärmesystemen. Daher ist es nur konsequent, wenn der Bundesverband Geothermie sich darum bewirbt, Gastgeber des übernächsten Weltgeothermiekongresses (WGC) 2015 zu sein. Entschieden wird darüber 2010 in Bali. Die WGC finden alle fünf Jahre statt und bringen die weltweite Branche zusammen. Bei Erfolg können dann mehrere Tausend Besucher aus aller Welt in Karlsruhe erwartet werden. Außerdem bemüht sich der GtV-BV darum, das Sekretariat der International Geothermal Association für einige Jahre nach Deutschland zu holen. Am 12. und 13.11 wurde der Kongress durch die Messe GEOEnergia2008 begleitet. "Die 69 Aussteller vertraten die gesamte Bandbreite der Branche", vermerkte GtV-BV-Geschäftsführer Werner Bußmann. "Sie trafen hier nicht nur auf ein breites, hochrangiges Fachpublikum. Auch die Bevölkerung von Karlsruhe und Umgebung war eingeladen, sich über die Angebote und Leistungen der Unternehmen zu informieren.." Simone Probst, die den Bundesverband Geothermie als Präsidentin durch zwei erfolgreiche Jahre geführt hat, kandierte aus beruflichen Gründen in Karlsruhe nicht erneut für das Amt. Zu ihrem Nachfolger wurde der Berliner Jurist Dr. Hartmut Gaßner gewählt. Pressekontakt: Werner Bußmann Geothermische Vereinigung e.V. - Bundesverband Geothermie Gartenstr. 36 49744 Geeste Tel: +49 (0) 5907 - 545 Fax: +49 (0) 5907 - 7379 Email: info@geothermie.de
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