"Ich bin überzeugt davon, dass die Kostbarkeiten Österreichs neu entdeckt werden", meint der Experte. Das werde vor allem dann der Fall sein, wenn der Aufenthalt im Mittelmeerraum aufgrund der hohen Temperaturen kaum mehr erträglich sein wird. Schleicher betont in diesem Zusammenhang allerdings auch, dass man sich vom Wintertourismus in seiner heutigen Form verabschieden wird müssen. "Die Verwendung von Kunstschnee führt in eine Sackgasse", so der Experte. Es lohne sich daher, über die Entwicklung des Tourismus nachzudenken. Das gelte sowohl für jeden einzelnen Bürger als auch für jene, die in diesem Wirtschaftszweig tätig sind. Ein Grund, warum Schleicher den Massentourismus inklusive des Pauschaltourismus in Übersee als nicht zukunftsträchtig sieht, ist die Sättigung des Konsumenten über diese "Scheinwelt". Das ist das Phänomen von Pseudo-Authentizität, wo es genügt, ein bisschen Echtheit noch vorzutäuschen. "Psychologen machen uns aufmerksam, dass gut die Hälfte der Urlaubsreisen in Urlaubskrisen endet. Vielleicht ist das ein Hinweis, dass Erwartung und Wirklichkeit in vielen Tourismusprodukten weit auseinander klaffen", meint Schleicher. "Aufmerksam zu machen ist deshalb auf andere Entwicklungen, die deutlich einen Rückzug von der organisierten Spaßgesellschaft und von den All-Inclusive Tourismus-Enklaven in Afrika und Asien signalisieren." Gesucht werde ein gestaltendes Erleben und begegnende Erfahrung. "Das heißt, dass nicht mehr das Wegfahren, sondern das Ankommen die Sehnsucht ist." Der Wunsch sei ein Überschreiten des Alltags in Richtung mehr Harmonie, mehr Ganzheit und mehr Tiefe. "Es wird weiter Fernreisen geben, aber sie werden nicht das jährliche Standard-Urlaubspaket repräsentieren. Die Beschränkungen durch Klimawandel, Sicherheitsrisiken, aber auch die limitierte touristische Belastbarkeit von Reisezielen, von den Malediven bis zu den noch verbliebenen Gletschern, werden dieser Tourismuskategorie spürbare Preishürden verpassen." Das gleiche gelte aber auch für den Autotourismus. "Es wird müßig, über Straßenausbauten nachzudenken, die nur für wenige Tage im Jahr in ihrer vollen Kapazität beansprucht werden." Die häufigste Ausprägung der Tourismusleistungen werde deshalb wieder lokaler sein. "Punkten werden jene Anbieter, die authentisch das Überschreiten vom Alltag in die mit dem Stichwort Urlaub verbundenen Sehnsüchte schaffen." Ein weiterer Lösungsansatz liege beispielsweise in einer veränderten Anreise zum Ferienort - etwa eine kombinierte Bahn-Autoreise. "Hier geht der Appell an die Reiseveranstalter komfortable, Pakete zu schnüren, bei denen der Reisende schon die Anreise genießen kann. Die Bahn muss sich als Generaldienstleister etablieren, der Züge mit Speise- und Schlafwagen zur Verfügung stellt und attraktive Bahntaxis am Zielbahnhof anbietet." Gerade in diesem Segment gebe es gewaltigen Nachholbedarf, meint der Wissenschaftler abschließend im pressetext-Interview. (Ende) Aussender: pressetext.austria Redakteur: Wolfgang Weitlaner email: weitlaner@pressetext.com Tel. +43-1-81140-307
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