Dies setzt das starke Signal: die globale Wasserkrise ist auch eine globale Abwasserkrise. 90 Prozent der weltweiten Abwässer gelangen ungeklärt ins knapper werdende Süßwasser und verschmutzen es soweit, dass daraus vielerorts kein Trinkwasser mehr gewonnen werden kann - damit muss Schluss sein. Unvorstellbarerweise haben zwei von fünf Menschen kein stilles Örtchen. Dies hat unter anderem zur Folge, dass eine vermeidbare Krankheit wie Durchfall die zweithäufigste Todesursache von Kindern unter 5 Jahren ist, und täglich 5.000 Kinder an den Folgen verschmutzten Wassers sterben. Zudem sind geeignete Abwasserkanäle Mangelware, wodurch bei den häufiger werdenden Flutkatastrophen, bedingt durch den Klimawandel, Epidemien vorprogrammiert sind. Leider hat die Bundesregierung die erste Hälfte des UN-Sanitärjahrs verschlafen. Wir fordern sie auf, selbst mehr für die sanitäre Grundversorgung zu tun und international Initiative für verstärktes Handeln anzuführen. Denn Sanitärversorgung ist die beste Präventivmedizin, erbringt volkswirtschaftliche und soziale Vorteile und ist für ein Leben in Würde unerlässlich. Deutschland hat ein vorbildliches Wasserversorgungs- und Abwassersystem und muss die internationale Kooperation im Wasser- und Abwasserbereich zur höchsten Priorität erklären. Speziell in Afrika, wo die Situation am schlimmsten ist, müssen die Maßnahmen ausgeweitet werden. Dort wird das UN-Millenniumsentwicklungsziel, bis 2015 den Anteil der Menschen zu halbieren, die keinen Zugang zu Sanitäreinrichtungen haben, erst 2076 erreicht, wenn nicht verstärkt gehandelt wird. Zudem soll die Bundesregierung Projekte der ökologischen Sanitärversorgung in der internationalen Kooperation deutlich ausweiten. So kann vermieden werden, Fäkalien mit kostbarem Süßwasser abzutransportieren und sie stattdessen zur Erzeugung von Energie oder Dünger verwenden. Uschi Eid ist stellvertretende Vorsitzende von UNSGAB, dem Beraterkreis für Wasser und Sanitärversorgung des UN-Generalsekretärs.
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