Jatropha, so heißt die ölhaltige indische Brechnuss im Fachjargon der Agrarenergie. Gerade die ärmsten der Armen Länder sollen durch sie zu Reichtum und Glück kommen. Wer dies verspricht sind: der Pestizid- und Gentechnik-Konzern Bayer CropScience, der Autokonzern DaimlerChrysler und der Agrarkonzern Archer Daniels Midlands. Allesamt seit Jahrzehnten "die" Experten auf dem Feld der Armutsbekämpfung. Oder? Rumänien mag keinen Gen-Mais Der rumänische Umweltminister Attila Korodi will Gen-Mais ins seinem Land verbieten. Er warnte jüngst vor den wahren Kosten der Gentechnik und plädierte stattdessen für eine Ausweitung des Ökolandbaus in Rumänien. Mit dem Anti-Gen-Kurs folgt das EU-Land Frankreich, das sein Verbot des einzigen in der EU kommerziell nutzbaren Gen-Saatgutes bekräftigt hatte. Frankreich, Ungarn, Österreich und Griechenland haben den Gen-Mais (Mon 810) bereits verboten. Deutschlands Held im Landwirtschaftministerium, Horst Seehofer, steht weiterhin auf Gen-Mais. Kommt endlich das Aus für das FSC? Das internationale Siegel für angeblich umweltfreundliche Forstwirtschaft, steht bei Experten schon vor Jahren seit seiner Gründung als "Schummelsiegel" in der Kritik. Mitte März meldete die Münchner Regenwaldschutzorganisation Pro Regenwald, dass nun auch die Eukalyptus-Plantagen von Veracel in Brasilien das FSC-Siegel bekamen - ausgestellt vom französischen Zertifizierungsunternehmen SGS (Société Générale de Surveillance). Ein "Bio-Siegel" für Tausende von Hektar umwelt- und sozial schädliche Eukalyptus-Monokulturen? Damit sollte doch wohl endlich die Unglaubwürdigkeit des FSC besiegelt sein! www.fsc-watch.org www.pro-regenwald.de BÖLW: Ein Bio-Löwe als Bettvorleger? Am 28.03.2008 flatterte diese Pressemitteilung des BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V.) in meinen Email-Postkasten. "Der BÖLW begrüßt die Initiative des Brandenburger Landwirtschaftsministers Woidke, der vorschreibt, dass genmanipulierter Mais im Umkreis von 800 Meter um Schutzgebiete nicht angebaut werden darf." Bitte was? Habe ich mich da verlesen? Der BÖLW begrüßt 800 Meter Sicherheitsabstand bei Gen-Mais? Ich weiß noch genau, dass Deutschlands Ökovorreiter, die Millionenschwere Bio-Branche einst wortgewaltig für einen gentechnikfreien Planeten, dann für ein gentechnikfreies Europa, dann für ein gentechnikfreies Deutschland kämpfte. Und jetzt begrüßt sie einen Sicherheitsabstand von 800 Metern. Was für ein Armutszeugnis von Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW! Fast toter Golf von Mexiko Die USA wollen mehr Biosprit. Folge davon ist vermehrter Maisanbau mit erhöhtem Düngereinsatz mit weiteren schlimmen Folgen: Denn laut "Stern" warnten nun Wissenschaftler davor, dass sich durch den erforderlichen Dünger die "Todeszone" im Golf von Mexiko dramatisch ausweiten wird. "Wenn die Vereinigten Staaten in Zukunft noch mehr Biosprit herstellen als bisher, führt das zu einer Katastrophe im Golf von Mexiko", so das Ergebnis der Forscher, veröffentlicht im Fachmagazin "Proceedings of the National Journal of Sciences" (PNAS). Schon jetzt sei die "Todeszone" an der Mündung des Mississippi 20.000 Quadratkilometer groß, so Simon Donner von der Universität British Columbia und Chris Kucharik von der Universität Wisconsin. Deutsche Biokraftstoffhersteller in der Krise "Bei den Biosprit-Herstellern herrscht Katzenjammer", meint der Focus. Viele Werke stünden nach Angaben des Verbands der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) vor dem Aus. Eine Ursache: Wegen des gestiegenen Getreidepreises und der hohen Energiekosten lohne sich die nationale Produktion von Biosprit/Ethanol nicht mehr. Bauern in Paraguay bitten um Solidarität Ökologie, indigene Völker und Kleinbauern in Paraguay leiden unter einem kaum vorstellbaren Soja-Boom. Hauptantreiber der Sojabohnen-Monokulturen ist der Agrargigant Cargill. Gegen Cargill demonstrierten nun die bäuerlichen Basisorganisationen von San Pedro. Sie bitten international um Unterstützung gegen die Soja-Front. Böden leiden unter Biogas Biogas hergestellt aus speziellen Energiepflanzen kann Böden kaputt machen und den Treibhauseffekt erhöhen. Humuszehrende Energiepflanzen führen zu einem für die Herausforderungen des Klimawandels absolut kontraproduktiven weiteren Humusabbau. Humusschwund und der damit zusammen hängende Rückgang der biologischen Aktivität verstärken Verdichtung und Erosion und verringern die Infiltrations- und Speicherkapazität für Wasser. Dies verstärkt die Folgen des Klimawandels - Extremregenfälle, Hochwassergefahr und Dürre - wesentlich. Da Humus ein wichtiger CO2-Speicher ist, Auch Biogasgülle fördert den Humusabbau "Biogasgülle hat eine noch geringere Humusreproduktionsleistung als herkömmliche Gülle", so Andrea Beste vom Büro für Bodenschutz & Ökologische Agrarkultur. "Durch die Gärung wird der Kohlenstoff-Gehalt reduziert und der Gehalt an nicht organisch gebundenem Stickstoff erhöht. Da vergorene Gülle noch mehr schnell verfügbaren Stickstoff enthält und noch weniger verfügbaren Kohlenstoff als unvergorene Gülle trägt sie darüber hinaus in noch geringerem Maße zu einer Ernährung der Bodenmikroorganismen bei." Für den ökologischen Landbau sei der Einsatz von vergorener Gülle daher äußerst kritisch zu sehen, "weil er dem bodenfruchtbarkeitsfördernden Prinzip des ökologischen Landbaus völlig widerspricht." Biogas aus Massentierhaltung Ökostrom ist in, jetzt kommt Biogas als angeblich ökologische Alternative zu Erdgas. Die Hamburger Firma LichtBlick bietet nun für umweltbewusste Verbraucher Erdgas an, dem Biogas zugesetzt wird. Laut TV-Sendung Klartext habe LichtBlick bereits 8.500 gut gläubige Abnehmer seines "Biogas-Erdgases". Was die Kunden nicht wissen. Das Biogas soll aus Schweinegülle erzeugt werden auf Basis einer noch zu bauenden riesigen Schweinemastanlage. Massentierhaltung pur! "Ein Bild, das so gar nicht zu einem ökologischen Energieanbieter passen will", so Klartext und zitiert Andreas Bauer vom Umweltinstitut in München: "Grüne Energie" und Massentierhaltung - das widerspricht sich. In meinen Augen ist die Biogaserzeugung von Lichtblick eine Mogelpackung." Das Unternehmen suggeriere dem Verbraucher eine nachhaltige Produktion, Biogas eben. Aber es werde nicht gesagt, welche ökologischen und auch klimarelevanten Auswirkungen die Massentierhaltung habe, mit dem Einsatz von Pestiziden für die Futtermittelherstellung, Gentechnik und Sojamonokulturen in Südamerika. Multinationale Konzerne "rauben" Land der Mapuche Das Volk der Mapuche im Süden Chiles kämpft seit Jahren gegen multinationale Forstunternehmen, die ihnen das Land rauben. Laut Monatszeitschrift "Archipel" betrachte die demokratische Regierung Chiles die rebellierenden Indianer als "Terroristen" und wirft sie ins Gefängnis. Die Welt schaut ungerührt zu. "Ich werde von der chilenischen Regierung als Delinquent betrachtet weil ich meine Familie und meinen Boden verteidige", so der 25jährige Mapuche Wajkilaf Cadin Calfunao, der im Hochsicherheitsgefängnis in Santiago einsitzt. Und der Mapuche José Huenchunao, Gründer der Coordinadora Arauco Malleco (CAM), wurde am 20. März 2007 wegen "Brandstiftung an Forstmaschinen" zu 10 Jahren Haft verurteilt. FAO: 75 Prozent der Nahrungsvielfalt ist verloren Endlich hat es auch die Industrie orientierte Welternährungsorganisation FAO erkannt: Wir verlieren unsere Nahrungspflanzenvielfalt! Im vergangenen Jahrhundert, so die FAO, verlor die Menschheit 75 Prozent ihre Nahrungsmittelpflanzen. Ein Grund: Der früher unter Bauern übliche Saatguttausch wurde als illegal deklariert und verboten, so ein Sprecher der Gesellschaft zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt, Arche Noah (www.arche-noah.at):"Die Folgen davon sind dramatisch. Die meisten Länder können sich nicht mehr selbst ernähren. Länder wie etwa in Zentralafrika erledigen nur Auftragsarbeit für die industrielle Landwirtschaft in Europa oder in den USA." Und die Saatgutbranche werde von einigen wenigen globalen Firmen kontrolliert. Diese bestimmten darüber, was verkauft werden dürfe und was nicht. Minister Gabriel sorgt sich vor allem um die Autos Es sind nicht die Berichte aus den Tropenländern, wo Hunderttausende von Menschen, wo ganze Ökosysteme unter dem "Biospritwahn" des internationalen Agrobusiness leiden, die Bundesumweltminister Siegmar Gabriel zu einer Wende in seiner Biosprit-Politik treiben. Es ist seine Sorge um die deutschen Autos und der Druck des ADAC. Denn Millionen von Autos könnten nach Meinung des ADAC das von der Regierung angestrebte E10-Treibstoffgemisch aus Benzin und Ethanol nicht vertragen und kaputt gehen. Deshalb kündigte Gabriel Anfang April eine Verschiebung der E10-Pläne an. "Die Umweltpolitik wird nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn Millionen Autofahrer an die Super-plus-Tankstelle müssen", sagte Gabriel den "Stuttgarter Nachrichten". Die Linke fordert eine Verkehrswende "Die Biokraftstoff-Strategie der Bundesregierung ist auf ganzer Linie gescheitert. Der ADAC dient Bundesumweltminister Sigmar Gabriel jetzt offenbar als Notausgang", kritisiert der energiepolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE. Die Diskussion um die technische Unverträglichkeit von Bioethanol im Benzin bei Automotoren verdecke ein viel größeres Problem: "Hohe Biokraftstoff-Anteile gehen auf Kosten des Klimaschutzes und der Autofahrer." DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf, die überhöhte Zwangsquote zur Beimischung von Biosprit zum Benzin zurückzunehmen. "Es bedarf einer grundlegenden Wende in der Verkehrspolitik. Das heißt hin zu mehr nutzerfreundlichem öffentlichen Nahverkehr und einer attraktiven Bahn, die auch den ländlichen Raum flächendeckend bedient." BASF darf Gen-Kartoffel in Deutschland anbauen Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat am 31. März 2008 dem Unternehmen BASF Plant Science die Freisetzung gentechnisch veränderter Kartoffeln unter Sicherheitsauflagen genehmigt. Gestattet wurden Freisetzungen auf Flächen in den Gemeinden Falkenberg/Elster (Brandenburg), Thulendorf (Mecklenburg-Vorpommern) und Ausleben, Ortsteil Üplingen (Sachsen-Anhalt).
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