![]() Das Südostanatolien-Projekt (Güneydogu Anadolu Projesi, GAP) ist ein Masterplan zur wirtschaftlichen Entwicklung - und, wie Kritiker urteilen: politischen Kontrolle - der Region. Den Anfang machte in den neunziger Jahren der gigantische Atatürk-Staudamm am Euphrat. Das nächste Großprojekt, das seiner Vollendung entgegensieht, ist der Ilisu-Staudamm am Tigris. Die antike Stadt Hasankeyf und hunderte achäologischer Stätten werden im Wasser des Ilisu-Stausees versinken, zehntausende von Menschen müssen ihren Grund und Boden verlassen, in der Regel ohne jede Entschädigung. Auch schweizerische, österreichische und deutsche Firmen wie die Züblin AG sind am Ilisu-Projekt beteiligt. Erst im März 2007 hat die deutsche Bundesregierung das Projekt mit einer Hermes-Bürgschaft in Höhe von 93 Millionen abgesichert. Umweltschutz- und Menschenrechts-Organisationen kritisieren, dass die Türkei bei der Umsetzung des Projekts die internationalen Vereinbarungen hinsichtlich der ökologischen und sozialen Folgen nicht einhält. Interne Dokumente der türkischen Regierung sowie Zeugenaussagen belegen zudem, dass die vollständige politische Kontrolle über das von Kurden bewohnte Gebiet stets mehr als ein willkommener Nebeneffekt des Projekts sein sollte. Durch weitere Staudämme weitgehend zerstört würde auch das ökologische Kleinod des Munzur-Nationalparks. Dass Aufklärung über das Projekt und Protest dagegen nicht ganz umsonst sein müssen, zeigt das Beispiel der Zürcher Kantonalbank, die aufgrund der Proteste von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen im Juni 2007 einen bereits zugesagten Kredit für den Ilisu-Staudamm zurückgezogen hat. (1894 Zeichen) Ansprechpartner in der Redaktion: Martin Rasper, Tel 089-45616-251, E-Mail: martin.rasper(ad)natur.de
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