Minister Seehofer muss sich im Agrarrat mit Nachdruck für eine erfolgreiche Ausrichtung der EU-Weinpolitik auf Qualität, Weinkultur und Erhalt der Kulturlandschaften, auf Verbrauchernähe und Marktorientierung einsetzen - und bei der EU-Kommission dafür sorgen, dass der jetzige Entwurf im Papierkorb landet. Dieser widerspricht in vielen Punkten den Interessen des deutschen und europäischen Weinbaus. Statt den deutschen und europäischen Weinbau zu industrialisieren und zu technokratisieren und ihn an die "neue Welt" mit ihren genormten Geschmackskonditionen anzupassen, müssen der deutsche Weinbau und das, was ihn ausmacht, unterstützt werden. Europas Stärke im Wettbewerb ist eine qualitäts- und regionalbezogene Weinkultur: Regionalität, Kultur-Landschaftserhalt und Landschaftskulturgut, Handwerk und Qualität. Hierfür müssen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Weniger ist mehr - das haben zum Beispiel deutsche Winzer an der Mosel gezeigt: Diesen qualitätsorientierten, Erfolg versprechenden und zukunftsfähigen Weg konterkariert der Vorschlag der EU-Kommission. Eine Überschussproduktion verhindern zu wollen ist richtig, und ebenso daher auch das Anliegen, die teure Vernichtung der Überschüsse durch Destillation zu beenden. Rodungsprämien und Vernichtungsprogramme wie "Grünschnitt" aber sind keine Lösung. Es muss vielmehr eine klare Mengenbeschränkung durch entsprechende Qualitätsanforderungen und verschärfte Hektarhöchsterträge geben. Das Saccharoseverbot ist zudem auch aus Verbrauchersicht völlig unsinnig, da die Saccharoseverwendung in Importweinen zum Beispiel aus den USA erlaubt bleibt. Ebenso darf nicht durch "Etikettierungsliberalisierung" der billige Tafelwein zulasten der Qualitätserzeugung geschönt und damit Verbrauchertäuschung betrieben werden. Die Vorschläge der EU-Kommission werden eine Abwanderung des Weinbaus bewirken, von den traditionellen Gebieten hin zu einer Neuanpflanzung in flachen, industriell zu betreibenden Weinfeldern. Damit verbunden ist ein massiver Verlust an Tradition und Arbeitsplätzen in diesen ländlichen Regionen. Wir fordern Minister Seehofer und den Agrarrat auf, einen neuen Vorschlag vorzulegen mit einer Weinbauphilosophie, die die Besonderheiten des Kulturguts Weinbau ernst nimmt und die Verbraucherwünsche stärkt.
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