Diese Idee verdient eine grundlegende Auseinandersetzung und muss ernsthaft auf dem G8-Gipfel diskutiert werden. Die Gefahr der Vernichtung des Amazonas und damit eines einzigartigen Lebensraums für Mensch und Tier durch Gier nach Öl ist immens. Die Zerstörung der Tropenwälder macht eine katastrophale Klimaveränderung immer wahrscheinlicher. Und in Ecuador haben die Menschen allen Versprechungen zum Trotz inzwischen eine vierzigjährige Erfahrung von Verseuchung und Vertreibung in Folge der Ölförderung hinter sich. Wenn es um die Ausweisung von Ölfördergebieten ging, war der Kampf gegen Korruption und Misswirtschaft bisher aussichtslos. Jetzt will Ecuador den Spieß herumdrehen und aktiv den Schutzgedanken nach vorn stellen. Wir unterstützen diesen Vorschlag und fordern die Bundesregierung auf zu prüfen, wie diese utopische Idee konkretisiert und der permanente Verbleib des Erdöls im Boden garantiert werden kann. Denn wenn dies gelingt, werden wir es Ecuador eines Tages noch danken, einen solchen Reichtum an Biodiversität für unseren Planeten bewahrt zu haben. In Fragen der Rohstoffpolitik darf es nicht nur um Deviseneinkünfte und Energiesicherheit gehen. Wir sind aufgefordert, nicht länger nur Öl zu konsumieren, sondern Vorschläge aus den betroffenen Ländern ernsthaft zu diskutieren - und der G8-Gipfel bietet dazu eine hervorragende Gelegenheit. Zum Hintergrund: Heute wirbt Ecuadors Präsident Rafael Correa offiziell um die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für einen ungewöhnlichen Vorschlag seines Energieministers Alberto Acosta. Dieser Vorschlag sieht vor, das Erdöl im Ölfeld Ishpingo Tambococha Tibutini (ITT) nicht zu fördern, sondern den ecuadorianischen Staat finanziell in Höhe der Hälfte der so entgehenden Öleinnahmen zu kompensieren. Das Geld sollen Staaten, NGOs, Unternehmen und auch Privatpersonen in einen eigenen Fonds einzahlen. Damit sollen soziale und ökologische Projekte finanziert werden - und das Öl im Boden bleiben. Das Ölfeld Ishpingo Tambococha Tibutini liegt im Yasuní-Nationalpark, einer der Zonen Ecuadors mit der größten Biodiversität, in der indigene Stämme in freiwilliger Isolation leben. Doch das Ölfeld beherbergt auch die größten noch bekannten Erdölreserven Ecuadors, wahrscheinlich circa 1 Milliarde Barrel. Viele Ölfirmen und Staaten, die um ihre Energiesicherheit bangen, hoffen daher auf eine Konzession, obwohl der Yasuní-Nationalpark ein von der UNESCO anerkanntes Biosphären-Reservat ist.
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