Die Sprengung derartiger Munitionsfunde birgt ein erhebliches Risiko für Meeressäugetiere. Der durch eine derart große Sprengladung hervorgerufene Schallimpuls kann bei Meeressäugern noch in vielen Kilometern Entfernung zu lebensgefährlichen Verletzungen wie Lungenrissen oder Gehörschäden führen. Erhebliche Störungen durch die Sprengungen sind bei Meeressäugetieren in der gesamten Pommerschen Bucht und darüber hinaus zu erwarten. Auch das FFH Schutzgebiet "Pommersche Bucht", in dem ein wichtiges Nahrungsgebiet für Schweinswale vermutet wird, ist von den weitreichenden Schallemissionen betroffen und wird in seiner Funktion durch Unterwasserlärm erheblich beeinträchtigt. "Die seltenen Schweinswale der vom Aussterben bedrohten eigenständigen Ostseepopulation können ganzjährig in den Gewässern östlich von Rügen angetroffen werden", erklärt der Meeresbiologe Sven Koschinski. "Es sind zwar nur wenige Tiere in der Pommerschen Bucht zu erwarten, aber bei einem Gesamtbestand von nur wenigen hundert Tieren kann ein erheblicher Anteil des Bestandes betroffen sein", berichtet Ulrich Karlowski von der GRD. Eine naturschutzfachliche Abwägung ist nach Informationen der beiden Verbände nicht erfolgt. Neben Schweinswalen kommen auch Kegelrobben regelmäßig in den Gewässern um Rügen vor. BUND und GRD fordern von Innenminister Lorenz Caffier und Umweltminister Dr. Till Backhaus, die Sprengungen umgehend auszusetzen und eine für Meeressäugetiere verträgliche Lösung zu finden. Da nach Auskunft des Innenministeriums keine unmittelbare Gefahr für Menschen besteht, sollte man Meeressäugerexperten mit entsprechenden Untersuchungen beauftragen. Die für die Umwelt beste Lösung ist nach Auffassung der Organisationen eine Bergung und Vernichtung an Land. Sollte dies nicht möglich sein, sind effektive Lärmminderungsmaßnahmen durchzuführen, die sicherzustellen, dass keine Meeressäugetiere zu Schaden kommen. Die morgige Sprengung ist kein Einzelfall. Auch im FFH Schutzgebiet "Kadetrinne", das speziell zum Schutz von Schweinswalen ausgewiesen wurde, sind vor ´kurzem Wasserbomben gefunden worden. Nach Schätzungen von Experten wurden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von den Truppen der Alliierten mehr als 300.000 Tonnen Munition in Nord- und Ostsee versenkt. Neben TNT enthalten die Rüstungsaltlasten auch Schwermetalle oder sogar tödliche Nervengase. Für Rückfragen: Sven Koschinski, Tel. 04526-381716
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