Bereits 2005 berichtete die Zeitschrift "Ökotest" über Rückstände perfluorierter Hilfsstoffe in Jacken aus Gore-tex®, in Kinderregenjacken und in Imprägniersprays. In den Vereinigten Staaten fanden Forscher dieselben Chemikalien in Popcorn, und Greenpeace titelte im Dezember 2006 "heiß, fettig und auch noch giftig", weil ein beauftragtes Labor Perfluoroktansäure (PFOA) in Pommes frites nachgewiesen hatte. Das Problem aus Sicht des UBA ist die weltweite Verbreitung perfluorierter Verbindungen in Flüssen, in den Weltmeeren, auch im Lebergewebe grönländischer Eisbären, in Robben, Nerzen, Füchsen, Eisvögeln und Fischen aus der kanadischen Arktis. Überraschend und besonders bedenklich sind jedoch die weltweiten Nachweise der Perfluorcarbonsäure PFOA und der Perfluorsulfonsäure PFOS im menschlichen Blut: Der Körper scheidet beide Verbindungen nur langsam wieder aus. Im Tierversuch wirken sie fortpflanzungsgefährdend und fördern das Wachstum von Tumoren. Aber woher kommen die Chemikalien? Im Sauerland haben Landwirte unwissentlich Chemieabfall entsorgt, indem sie ein Gemisch aus organischen Abfällen zur "Düngung" ihrer Weihnachtsbaumkulturen einsetzten. Das Abfallgemisch wurde illegal an Landwirte aus ganz Deutschland abgegeben - weitere landwirtschaftlich genutzte Flächen in ganz Deutschland könnten betroffen sein. Quellen perfluorierter Verbindungen sind die Produktionsverfahren und Rückstände in Produkten. Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung in der Umwelt spielen auch Vorläuferverbindungen. Diese können sich bei der Produktion freisetzen oder als Rückstände in Beschichtungen in der Umwelt verbreiten. Die häufigen Nachweise perfluorierter Verbindungen in der Umwelt, besonders im Trinkwasser, führen berechtigterweise zu verstärkten Sorgen in der Öffentlichkeit. Deshalb hat die Trinkwasserkommission des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) beim Umweltbundesamt erstens einen Maßnahmenwert, zweitens ein Mindestqualitätsziel für die lebenslange gesundheitliche Vorsorge sowie drittens einen Trinkwasserleitwert vorgeschlagen. Diese Werte wurden bisher nur vereinzelt überschritten. Trotzdem: Eine Entwarnung ist erst dann möglich, falls die Konzentrationen in der Umwelt und im menschlichen Blut nachweislich und dauerhaft zurückgehen. Deshalb sind die perfluorierten Verbindungen weiterhin aufmerksam zu beobachten. Dazu gehört auch, die unbestritten nützlichen Verwendungen auf deren Notwendigkeit zu prüfen. Das Hintergrundpapier "Perfluorierte Verbindungen: falscher Alarm oder berechtigte Sorge?" ist unter www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/hintergrund/perfluorierte-verbindungen.pdf erhältlich. Der Vorschlag der Trinkwasserkommission des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) beim Umweltbundesamt ist unter www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/hintergrund/pft-im-trinkwasser.pdf erhältlich. Dessau, 16.2.2007
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