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 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Energie & Technik    Datum: 21.01.2007
Kamerun: Biodiesel als Export-Schlager
Menschen und Wälder müssen Ölpalmen weichen.
Die Regierung in Kamerun forciert mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank die Expansion des industriell betriebenen Anbaus von Ölpalmen für die Produktion von Biodiesel. Umweltorganisationen warnen vor den ökologischen Gefahren des Booms.

Seit jeher wird im überwiegend landwirtschaftlich genutzten Kamerun Speiseöl aus Ölpalmen gewonnen. Im 475.500 Quadratkilometer großen Land umfassen die Ölpalmenpflanzungen eine Gesamtfläche von 108.000 Hektar. Seitdem jedoch Palmöl weltweit auch als alternativer Kraftstoff gefragt ist, mussten vor allem im Süden zwischen 2001 und 2006 rund 30.000 Hektar Wald neuen Palmenplantagen weichen.

In Kamerun will man den Biodiesel-Boom nicht verpassen, zumal wichtige potentielle Abnehmer wie Europa und Japan in ihrer Umweltpolitik auch auf die Verwendung von Biosprit als Kraftstoff setzen. "Die Regierung bemüht sich um eine Modernisierung der Landwirtschaft und hat 2001 ihr Palmöl-Projekt gestartet", berichtet der Ingenieur Jean Momo, Mitarbeiter des Ministeriums für Landwirtschaft und Entwicklung. "Mit Hilfe von Weltbank und IWF wollen wir bis 2010 die Anbauflächen für Ölpalmen um rund 50.000 Hektar erweitern und 250.000 Tonnen Palmöl produzieren."

2005 betrug Kameruns Palmölproduktion 140.000 Tonnen. Drei Wirtschaftszweige sind daran beteiligt: Die Agrarindustrie, dörfliche Plantagen, die im Dienst von Unternehmen des Agro-Business betrieben werden sowie die traditionelle Landwirtschaft. Besonders ehrgeizige Pläne verfolgen Agro-Konzerne wie 'Socapalm', 'Safacam' und 'Ferme suisse'. Sie wollen ihre Palmölplantagen erweitern und die Produktivität sowohl im Anbau wie in der Verarbeitung der Ölpalmen steigern.

Die Nutzung und Vermarktung des seit 2005 in Kamerun produzierten Biodiesels ist bislang allein den Unternehmen vorbehalten, die ihn herstellen. Auf die Frage nach den Produktionsmengen war lediglich zu erfahren, dass ein Teil des Öls grundsätzlich nach Nigeria, Frankreich, Italien, Malaysia und Indonesien exportiert wird. Teilweise werde der Biotreibstoff auch von den Unternehmen selbst verarbeitet.


Kamerun soll bedeutender Biotreibstoff-Exporteur werden
"Die neuen Märkte für Bio-Brennstoffe kommen auch dem Verkauf von Palmöl zunutze", meint Jacques Emana, der als Ingenieur für Socapalm arbeitet. "Es versteht sich von selbst, dass Kamerun und die hier ansässigen Unternehmen an diesem Markt einen beträchtlichen Anteil erhalten."

Die Expansionsbestrebungen der Palmölindustrie und die damit einhergehende Vertreibung der einheimischen Bevölkerung aus ihren traditionellen Lebensräumen haben Umweltorganisationen auf den Plan gerufen. "Durch Abholzen und Brandrodungen wird in unserem Land immer mehr Wald in Palmenplantagen umgewandelt", erklärt Marie Mendouga von der in der Hauptstadt Jaunde ansässigen 'Organisation zum Schutz Umwelt'. Auch Spekulanten hätten einen wesentlichen Anteil an der Zerstörung der Wälder Kameruns, betonte sie.

Durch die Ausbreitung der Palmenplantagen würden Böden und Naturressourcen zerstört, die einheimische Vegetation radikal verändert und die im Wald lebenden Menschen vertrieben und umgesiedelt, kritisiert die Aktivistin.

In den Gebieten, in denen die Plantagen auf dem Vormarsch sind, hat die Bevölkerung einen schweren Stand. Nach Angaben von Philippe Engoulo aus Nyeté, einem südwestlich von Jaunde gelegenen Dorf in der Nähe von Kribi, ergaunern sich die Unternehmen das Land, drängen die ahnungslosen Menschen mit falschen Versprechungen dazu, Verträge zu unterzeichnen, um sie dann von ihrem Grund und Boden zu verjagen.

Andere berichten von der Missachtung von Gewohnheitsrechten, von Plantagen, die ohne behördliche Erlaubnis angelegt werden, von gebrochenen Verträgen und nicht bezahlten Geldstrafen. Den betroffenen Gemeinden würden Informationen vorenthalten, Dorfälteste würden durch Manipulationen zum Landverkauf gezwungen, zugesagte Versprechen nicht eingehalten und den Kleinbauern versprochenes Land verweigert.

Während von Safacam und Socapalm keine Stellungnahme zu den Vorwürfen zu bekommen war, zeigte sich ein Mitarbeiter von Ferme suisse, wenn auch anonym, zu einer telefonischen Erklärung bereit. Er versicherte, sein Unternehmen vertreibe niemanden von seinem Land. "Wir bezahlen dafür, möglicherweise besser als andere."


Traditionelle Lebensgrundlage wird zerstört
Das Vordringen der Palmenplantagen zerstöre die angrenzenden Wälder, die Existenzgrundlage der einheimischen Bevölkerung, klagt Hubert Minkoulou, der in der Gegend von Kribi zu Hause ist. "Die großen Unternehmen haben die schweren Konflikte mit den hier lebenden Ethnien der Bagyeli, Boulou und Fang zu verantworten. Man hat ihr Land entschädigungslos konfisziert."

"Wir können unser traditionelles Leben nicht fortführen, und neue Arbeitsplätze sind nicht in Sicht", so Florence Mpecke, die ebenfalls in Kribi lebt: Die Unternehmen beschaffen sich ihr Personal in anderen Regionen Kameruns und bringen ihre Mitarbeiter in Lagern auf dem Plantagengelände unter. Einheimische werden hier nur selten beschäftigt."

Ihre Klage über die massive Verseuchung der in der Nachbarschaft der Fabriken liegenden Gewässer durch Industrieabwässer, die Krankheiten wie Bilharzinose, Ruhr, Typhus und Cholera auslösen können, wird von dem in der 'Klinik der Hoffnung' in Jaunde arbeitenden Arzt Marc Dzomou bestätigt.

Pierre Minko von der Nichtregierungsorganisation (NGO) 'Equal Rights Opportunity Forum' in Jaunde spricht von der langen, schmerzlichen und konfliktreichen Geschichte der Ölpalmenplantagen in Kamerun, die 1963 mit der ersten industriell betrieben Pflanzung begonnen habe. Jetzt, mit der Produktion und Förderung von Biodiesel, bieten sich Plantagenbesitzern und Unternehmen ganz neue Wachstumschancen, die der einheimische Bevölkerung möglicherweise noch mehr schaden könnten, betont er.

"Unsere Geschichte ist die vom stillschweigenden Verschwinden der Wälder, die zu Plantagen werden ", klagt Odette Lobe, die Vorsitzende des Dorfentwicklungskomitees von Nyeté." Das ist die Geschichte einer traditionellen Kultur und ihrer Menschen, die als ländliches Proletariat verelenden. Es sind ihre Stimmen, die der von den Propagandisten des Biodiesels betriebenen Zerstörung der Wälder Einhalt gebieten." (afrika.info Export-Beratung/IPS)
Quelle:
afrika.info 2007


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