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In der Rubrik:   
Umwelt & Naturschutz   
Umwelt- und Nord-Süd-Nachrichten, Dezember 2006 - Thema Fisch
zusammengestellt von Norbert Suchanek
MSC-Label bald auch für Zuchtlachs?

Die von WWF und Unilever 1997 gegründet private Kontrollorganisation für "nachhaltige" Fischerei, der Marine Stewardship Council (MSC), plant, sein "Öko-Label" auch auf die Zuchtfischproduktion (Aquakultur) auszuweiten. Der WWF arbeite schon lange eng mit der Fischzuchtindustrie zusammen, um Regeln für eine "nachhaltigere" Fischproduktion zu entwickeln, so MSC-Direktor Rupert Howes.
Infos: Mangrove Action Project, www.earthisland.org/map/map.html


Immer mehr Abwässer verseuchen die Ozeane

Die Ozeane werden von Fischfabriken geplündert und gleichzeitig von zahlreichen Küstenstädten und Kreuzfahrtschiffen mit menschlichem Kot und Urin und anderen Abwässern voll gepumpt. Der im Oktober veröffentlichte Bericht "State of the Marine Environment" des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) schätzt, dass 80 Prozent der Meeresverschmutzung vom Land verursacht wird. Und diese globale Verseuchung unserer Ozeane werde bis 2050 noch deutlich weiter anwachsen, wenn die Länder keine konkreten Schritte dagegen unternähmen. Eines der gravierendsten Probleme: 85 Prozent der Abwässer Lateinamerikas und 90 Prozent der Abwässer Ostasiens werden ungeklärt direkt ins Meer geleitet.
Bis heute kippt Brasiliens Millionenmetropole und "Traumstadt" Rio de Janeiro einen Großteil seiner Fäkalien sowie industrielle Abwässer ungeklärt ins Meer. Vor allem die so genannte Zona Sul Rios - mit den so bekannten Vierteln und Stadtstränden wie Copacabana, Ipanema, Leblon und das neue, nach dem Model "Miami-Beach" errichtete "Luxus-Viertel" Barra da Tijuca - leitet die Fäkalien von Hunderttausenden von Menschen direkt, ungeklärt über mehrere Kilometer lange Rohrleitungen ins Meer und in die Lagunen vor der eigenen Haustür.
Infos: www.un.org/apps/news


Wildlachs stirbt durch Zuchtlachs

In den vergangenen drei Jahren flohen mehr als 1,5 Millionen Zuchtlachse aus den Käfigen der Zuchtfischindustrie Schottlands mit drastischen Folgen für die Population der heimischen Atlantik-Wildlachse. Denn die hochgezüchteten, von norwegischen Lachsarten abstammenden Zuchtlachse verdrängen die natürlichen Atlantiklachse und führen gleichzeitig durch Kreuzung zur Degeneration der Wildlachse. Daten der North Atlantic Salmon Conservation Organisation zufolge, so der Daily Telegraph vergangenen August, gehe die Population der Wildlachse in den Gewässern Europas und Grönlands seit Jahren stetig weiter zurück. Schätzungen britischer Forscher zufolge seien in einigen Flüssen Nordeuropas und Kanadas bereits bis zu 90 Prozent der Lachse in Wirklichkeit entflohene Zuchtlachse.
Infos: Mangrove Action Project, www.earthisland.org/map/map.html


Wildlachssterben durch Zuchtlachs-Parasiten

Die in engen Meereskäfigen gehaltenen Zuchtlachse sind meist stark mit Parasiten wie Seeläusen belastet: Ein ernstes Problem für Kanadas heimische Pazifik-Wildlachse. Wie Forscher jüngst herausfanden, sterben 95 Prozent der jungen Pazifik-Wildlachse an den Parasiten der Zuchtlachse, wenn sie den Meereskäfigen zu nahe kommen.
Infos: Mangrove Action Project, www.earthisland.org/map/map.html


Gefährliche Antibiotika in vietnamesischen Zuchtshrimps

Vergangenen September warnte das japanische Gesundheitsministerium vor Zuchtgarnelen aus Vietnam. Ein Teil der Importe war mit den, für die menschliche Gesundheit gefährlichen Antibiotika Chloramphenicol und Nitrofurane belastet.
Info: www.shrimpnews.com


US-Entwicklungshilfe für noch mehr Zuchtgarnelen

Die US-amerikanische Behörde für internationale Entwicklung (USAID) wird auch künftig die Entwicklung der Zuchtgarnelen-Industrie von Bangladesh finanziell unterstützen. Während eines Workshops der Nichtregierungsorganisation (NGO) World Fish Centre in Bangladesch bezeichnete ein USAID-Mitarbeiter die staatliche "Entwicklungshilfe" für die Shrimp-Industrie als ein Projekt zur Bekämpfung der Armut in Küstengebieten.
Das World Fish Centre ist eine von Weltbank und USAID finanzierte NGO.
Infos: Mangrove Action Project, www.earthisland.org/map/map.html


Über 45 Millionen Tonnen Zuchtfischproduktion pro Jahr

Laut Welternährungsorganisation (FAO) stamme heute fast jeder zweite verkaufte Fisch, 43 Prozent, aus den so genannten Aquakulturen. Noch 1980, so der FAO-Report "The State of World Aquaculture 2006", stammten lediglich 9 Prozent der vom Menschen verzehrten Fische aus Fischzuchtanlagen und Fischteichen.
Inzwischen produziere die Zuchtfischindustrie jährlich 45,5 Millionen Tonnen Zuchtfisch, während die globale Fischfangbranche 95 Millionen Tonnen Fisch im Jahr anlandet, von denen allerdings nur 60 Millionen Tonnen für den menschlichen Verzehr bestimmt ist. Der "Rest" der Wildfänge landet zum Beispiel in den Mägen der Zuchtlachse und Zuchtshrimps. Laut FAO müsse sich die Zuchtfischindustrie bis 2030 quasi verdoppeln, um mit dem steigenden globalen Nachfrage nach Fisch - vor allem in den Industrieländern - Schritt halten zu können.
Infos: Mangrove Action Project, www.earthisland.org/map/map.html


Lokale Bevölkerung gegen Zuchtgarnelen-Industrie

Die Zerstörung von Brasiliens Mangrovenwälder nimmt kein Ende. Hauptgrund: Ausweitung der Garnelenzucht. Vergangenen August richteten nun 166 Repräsentanten von betroffenen Bevölkerungsgruppen, traditionelle Fischer, Ureinwohner und Bürgerinitiativen bei einem Treffen im nordostbrasilianischen Fortaleza einen dramatischen Appell an die Regierung Brasiliens und die Regierungen der brasilianischen Bundesstaaten. "Die Garnelenzucht ist Schuld: für eine beispiellose Privatisierung von öffentlichen Gewässern, öffentlichem Land und indianischen Stammesgebieten; für die Vertreibung von lokalen Bevölkerungen, das Abholzen von Mangroven, die Versalzung von Grundwasser, die Verseuchung von Flüssen und Gezeitenkanälen; für den Rückgang der Fischerei und die Verarmung der an und von den Gewässern lebenden Menschen", heißt es in dem Brief von Fortaleza. Die Zerstörung der Mangroven und Küstenökosystem schreite in Brasilien weiter voran und sei eine systematische Verletzung der Menschenrechte. Die nordostbrasiliansche Garnelenzuchtbranche schrecke nicht einmal vor Mord zurück und habe bereits mehrere Personen, die sich vor Ort gegen die Ausweitung der Shrimpzucht einsetzten, ermordet. Mitschuld für Morde, Menschrechtsverletzungen, Bevölkerungsverarmung und Umweltzerstörung in den Küstengebieten Nordostbrasiliens seien auch die brasilianischen Banken, vor allem die Nationale Bank für Wirtschaftliche und Soziale Entwicklung an, die die Ausweitung der Garnelenzucht durch Finanzierung gefördert haben. Die Unterzeichner fordern einen Stopp der Garnelenzucht sowie die Renaturierung der durch die Shrimpzucht degradierten Gebiete.
Infos: Instituto Terramar, www.terramar.org.br/oktiva.net/1320/nota/18425


Belastete Zuchtgarnelen aus Brasilien

Brasiliens Garnelenfarmer könnten in diesem Jahr rund 170 Millionen US-Dollar durch den Export einnehmen, schätzt die Vereinigung der brasilianischen Garnelenzüchter. Rund 87 Prozent der brasilianischen Zuchtshrimp-Exporte gehen in die Europäische Union. Die Shrimp-Farmer befürchten allerdings gleichzeitig auch einen Einbruch in den Exporterlösen, weil die EU die Gesundheitskontrollen für Fischprodukte aus Brasilien verschärft habe. Grund: Die Fischimporte aus Brasilien sind allzu oft mit Schwermetallen und in der EU verbotenen Antibiotika belastet. Vergangenen Juli hatte die EU deshalb bereits die Garnelenimporte aus Brasilien für unbestimmte Zeit gestoppt.
Info: www.abccam.com.br, Associação Brasileira de Criadores de Camarão
www.mercadodapesca.com.br


Betrug mit Lachs - Gezüchtet, aber falsch als "Wild" deklariert

Nicht jeder als "Wild" bezeichnete Lachs stammt wirklich aus Wildfängen. Tatsächlich scheint der Etikettenschwindel im internationalen Fischhandel weit verbreitet, wie die US-amerikanische Verbraucherzeitschrift "Consumer Report" vergangenen August berichtete. Bei Untersuchungen von Lachsfilets in Supermärkten deckte der Consumer Report auf, dass über die Hälfte der angeblichen Wild-Lachs-Produkte falsch deklariert waren. Konkret stammten von 23 als Wild-Lachs deklarierten Fischfilets, tatsächlich nur zehn aus Wildfängen. Alle anderen waren absichtlich falsch deklarierte Zuchtlachse, die so für den doppelten Preis und mehr an den Mann beziehungsweise Frau gebracht wurden.
Info: www.consumerreports.org


Nitrofurane in Shrimps aus Bangladesh

Garnelen-Importe aus Bangladesh sind allzu oft mit den gefährlichen und in der EU verbotenen Nitrofuranen belastet. Deshalb plant nun die EU bestimmte Exporteure aus Bangladesh auf eine Schwarze Liste zu setzen. Die Garnelenbranche setzt Nitrofurane ein, um den Fisch länger "frisch" halten zu können. Problem: Nitrofurane sind nachweislich krebserregend und schädigen das ungeborene Leben im Mutterleib.
Die seit Jahren kräftig von internationaler "Entwicklungshilfe" profitierende Zuchtshrimp-Branche ist inzwischen zum zweitgrößten Devisenbringer das Südasiatischen Staates angewachsen.
Infos: Mangrove Action Project, www.earthisland.org/map/map.html


Chilenischer Zuchtlachs dezimiert Wildfische

Vergangenen Juni publizierte die chilenische Umweltschutzinitiative, Terram Foundation, eine alarmierende Studie über die boomende Zuchtlachsindustrie des Landes. Die chilenischen Zuchtlachsfarmen verbrauchten je Kilogramm Zuchtlachs die zehnfache Menge an Wildfischen, so eines der Ergebnisse der Studie "Salmon Piranha Style: Feed Conversion Efficiency in the Chilean Salmon Farming Industry". Chilenischer Zuchtlachs ist ein reines Exportprodukt, das vor allem in die USA, aber auch nach Europa geht.
Die USA sind der größte Verbraucher von Zuchtlachs aus Chile, so Andrea Kavanagh, Leiterin der US-Initiative Pure Salmon Campaign. Wegen der Liebe der US-Konsumenten für Zuchtlachs, werde die Wildfischpopulation in der südlichen Hemisphäre derart geplündert, dass für die chilenischen Fischer, die Wildfisch für die Bevölkerung fangen, kaum noch etwas zum Fangen übrig bleibt.
Infos: Mangrove Action Project, www.earthisland.org/map/map.html


Verschmutzung und Überfischung bedroht auch die Tiefsee

Nicht nur die Küstengebiete, auch die Tiefsee ist bedroht. Wie die Umweltbehörde der Vereinten Nationen (UNEP) aktuell meldet, sei die Zerstörung der Ozeane und der Tiefsee durch Verschmutzung, Vermüllung und Überfischung außer Kontrolle. Im vergangenen Jahr holten die Fischtrawler 85 Millionen Tonnen Fisch aus den Ozeanen. Dabei wurden rund 100 Millionen Haie für ihre Flossen geschlachtet und 250.000 Meeresschildkröten sowie 300.000 Seevögel durch illegale Fischereimethoden getötet.


Afrika bald ohne Fische?

Mehr als 200 Millionen Afrikaner ernähren sich von Fisch. Gleichzeitig exportiert Afrika jährlich Fische im Wert von 2,7 Milliarden Dollar. Doch die Fischressourcen könnten sehr bald ausgeplündert sein, warnte vergangenen August das USA-finanzierte World Fish Center (www.worldfishcenter.org) beim jüngsten "Fish For All Summit" (www.fishforall.org) des New Partnership for African Devolopment (www.nepad.org).
Doch noch mehr Aquakulturen bedeute den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, kritisiert Nina Thülln, Meeresbiologin von Greenpeace-Österreich (www.greenpeace.at).
"Aquakulturen sind in den meisten Fällen nicht nachhaltig, sondern zerstören die Umwelt." Die Wissenschaftlerin erinnert an die Shrimp-Farmen in Mittelamerika und in Ostasien. "Dort wurden wertvolle und schützende Mangrovenwälder für Shrimps-Farmen gerodet." Hinzu komme noch, dass Shrimps Proteinfresser sind, sie also mit Fischpellets gefüttert werden.
Die von Greenpeace angebotene Lösung zum Problem der Überfischung afrikanische Gewässer: "Die EU-Fischfangflotten fischen in den Gewässern vor Afrika. Damit machen sich die Europäer mitschuldig an der Misere." Es gelte, die Fangquoten herunterzuschrauben und nachhaltig zu fischen.


Thunfischfarm gefährdet Costa Ricas Meeresschildkröten und Wale

Noch ist der Golfo Dulce im Südwesten Costa Ricas ein "Küstenparadies" mit Meeresschildkröten und Walen. Doch dieses einmalige Gebiet und Ökosystem sei in Gefahr, warnt nun die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA). Grund: Eine geplante Farm zur Zucht von Thunfischen. Die Fischfarm, so AGA, werde den ökologischen Kreislauf der Bucht zerstören und rund 1000 traditionelle Fischern, die auf den Golfo Dulce angewiesen sind, um ihren Broterwerb bringen. AGA: "Die geplante Fischfarm mit 7,4 km Länge und 2,2 km Breite soll etwa eineinhalb Kilometer vor dem Ort Punta Banco und einem Indianerreservat errichtet werden. Junge Gelbflossenthunfische werden im offenen Meer gefangen und über große Distanzen zur Farm geschleppt. Dort setzt man sie in die Netzkäfige, mästet sie mit Sardinen aus Peru, bis zum Verkauf für Sushi in Japan und den USA."
Die konkreten Auswirkungen der Thunfischfarm seien: Gefährdung der Bestände von jungen Thunfischen; Delfine, Wale, Meeresschildkröten und andere Meeresbewohner verenden als Beifang in den Fangnetzen; Meeresschildkröten erreichen nicht mehr die Brutplätze am Strand; Tonnenschwere Anker, zur Stabilisierung der Netzkäfige, zerstören die Riffe; Fischer und Guyami-Indianer verlieren ihre Fanggründe; Futterreste, Fäkalien und Chemikalien, zur Parasitenabwehr und Reinigung der Käfige, verschmutzen die Bucht
Infos: www.aga-international.de




 
Quelle: Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
http://www.derspatz.de/
derSpatz@t-online.de
    

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