![]() Es mache auch nichts, wenn die Kinder erst später begriffen, dass hinter dem Matschen etwas Ernstes steckt: Eher spielerisch und nebenbei lernen, das ist Konzept bei Katharina Michelin. "Klar, es soll was hängen bleiben" hofft die Diplombiologin, die im Auftrag des Landratsamts beim Projekt "Natur und Kind" mitmacht. "Eine Fachwerkwand ausflechten und mit Lehm verputzen" - dazu leitet Michelin die Schülerinnen und Schüler an und hilft bei Bedarf mit. Einige Ergebnisse - knapp einen Quadratmeter große Fachwerkwände - hängen bereits an der Innenwand der leeren Ziegelei am Ende der Langenzenner Fabrikstraße. Und einige werden noch dazu kommen: Pro Schulklasse zwei Wände, insgesamt also 22 Stück sollen es am Ende der zwei Projektwochen "Erlebnistag Lehm" sein. Warum ausgerechnet nur Langenzenner Schulklassen in die stillgelegte Ziegelei kommen dürfen? "Die Projekttage gehen jeweils auf eine Besonderheit vor Ort ein - hier eben auf die Tongrube. Die Kinder haben darüber ja schon Geschichten gehört: Irgendwer aus der Familie hat bestimmt mal in diesem oder einem anderen Langenzenner Ziegelwerk gearbeitet", erläutert Biologin Michelin. Denn "es ist wichtig, das zu zeigen, was vor Ort passiert", beschreibt sie die Idee, die hinter dem Projekt "Natur und Kind" steckt. "Die machen doch sonst fast nichts Handwerkliches mehr in der Schule" ergänzt Michelin. So ist es kein Wunder, dass die 10-Jährigen voll bei der Sache sind. Weidenruten schneiden und flechten, dann Lehm darüber streichen: So wie die Kinder in Langenzenn arbeiten, wurden früher in Franken Fachwerkhäuser gebaut. "Und auf dem Balkan ist das heute noch so" weiß Andreas Leßmann. Der Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Fürth und ehemalige Bundeswehrsoldat berichtet aus eigener Erfahrung. Weshalb die Kinder hören fast staunend zuhören, wenn der große Mann mit der tiefen und lauten Stimme etwas erzählt. Zum Beispiel, wenn Leßmann anleitet, wie Lehm für Ziegel in Leitergerüste zu werfen und glatt zu streichen ist. Ob sie bei ihrer Lehrerin auch immer so ruhig sind, verraten die Kleinen nicht. Auf jeden Fall hat Maria Stadelmann sich selbst die Aufgabe gestellt, mit ihrer Klasse "im Nachhinein" Lehm, Fachwerkhäuser, Ziegel, und was ihnen sonst noch Interessantes beim Erlebnistag unterkam, schulisch aufzuarbeiten. Beim Erlebnistag werden die Kinder aber nicht nur gefordert: Sie dürfen sich auch nach Herzenslust austoben. Da gibt es die Matschrutsche, auf der es auf dem Allerwertesten rasend schnell bergab geht. Da verewigen Jungs und Mädchen ihre braunen Handabdrücke an Betonsäulen der Halle. Auch die Landrätin schaut vorbei und nach dem Rechten: Beinah hat man das Gefühl, Gabriele Pauli würde selbst gern mitmatschen. Doch sie hat nicht ganz die passende Kleidung dafür an: "Das ging nicht, ich hab ja noch andere Termine", trauert sie dem verpassten Erlebnis etwas nach. Die Kinder erwartet am Ende noch etwas ganz Besonderes: Die selbst verpackte Lehmkartoffel: Mit viel Liebe und Kinderhand in eine Tonkugel eingepackt; eine Stunde im aus aufgeschichteten Ziegeln bestehenden Ofen gebacken; mit einem Stein wieder von der nun harten Lehmschale befreit: So lecker schmecken nicht einmal Muttis Ofenkartoffeln. Nicht wahr, Peter? Hinweis: Dieser Beitrag ist gegen Autorenhonorar verwendbar - Copyright (c) 2006 Text und Bilder: Heinz Wraneschitz bildtext.de Wilhermsdorf
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