Ein Beitrag aus dem ECO-News Presseverteiler, der Ihnen von ECO-World.de zur Verfügung gestellt wird.
In der Rubrik:   
Umwelt & Naturschutz   
Ölprojekt gefährdet die letzten Grauwale vor Sachalin - die Koalition schaut zu
Zur Abstimmung im Bundestag über den Koalitionsantrag zur Rettung der letzten 100 Westpazifischen Grauwale vor Sachalin erklären Ute Koczy, entwicklungspolitische Sprecherin, Undine Kurth, Parlamentarische Geschäftsführerin und naturschutzpolitische Sprecherin und Cornelia Behm, agrarpolitische Sprecherin:

Endlich hat auch die große Koalition erkannt, dass die Grauwalpopulation vor Sachalin durch das derzeit weltgrößte Öl- und Gasförderprojekt Sachalin II vom Aussterben bedroht ist. Doch sie zieht daraus nicht die notwendigen Schlussfolgerungen.

Ihre gestern im Parlament verabschiedete Handlungsaufforderung an die Bundesregierung ist schwammig und nach Gusto auslegbar. Die Koalitionsforderung, die Bundesregierung möge sich in der Osteuropabank für eine umweltgerechte Durchführung des Shell-Projekts einsetzen, kommt viel zu spät. Nachdem 75 Prozent von Sachalin II unter Missachtung russischer sowie internationaler Umwelt- und Sozialnormen realisiert wurden, sind die Folgen für die Natur und die lokale Bevölkerung bereits jetzt katastrophal.

Die Koalition hat zudem die Dramatik der Ereignisse vor und auf Sachalin nicht in vollem Ausmaß erkannt. Gefährdet sind nicht nur die letzten 100 Westpazifischen Grauwale. Gefährdet sind weite Gebiete der ursprünglichen Natur Sachalins. Bei den Baumaßnahmen für eine 800 Kilometer lange unterirdische Pipeline quer durch die Insel wurden hunderte Flussläufe fahrlässig verschlammt. Die Baufirmen verklappten große Mengen Bauschutts in der ökologisch sensiblen Aniva-Bucht. Gefährdet ist dadurch nicht zuletzt die Lebensgrundlage eines Großteils der Bevölkerung auf Sachalin. Die lokale Wirtschaft ist zu über 30 Prozent abhängig vom Fischfang. Die Fänge der Fischer sind jedoch seit Baubeginn des Projekts auf bis zu zwölf Prozent der alten Fangmenge eingebrochen.

Beim Bau von Sachalin II hat das von Shell geführte Konsortium gegen zahlreiche Standards verstoßen, die für Osteuropabank und Weltbank grundsätzlich zu den Voraussetzungen einer Finanzierungsbeteiligung zählen. Eine Entscheidung der Osteuropabank für eine Finanzierungsbeteiligung an Sachalin II würde ein starkes Signal der Aufweichung von Standards an zukünftige ähnliche Erschließungsvorhaben aussenden. Der Ruf der Osteuropabank wäre dahin.

Das russische Ressourcenministerium hat inzwischen eine Klage gegen den Weiterbau des Projekts eingereicht und den Bau vorübergehend eingestellt. Die russische Regierung bezieht damit klar Stellung. Deutschland sollte hinter dieser Position nicht zurückfallen.

Wir fordern daher die Bundesregierung in unserem Antrag dringend auf, im Direktorium der EBWE einer Kreditvergabe für Sachalin II nicht zuzustimmen (Drs. 16/1668).
 
Quelle: Bündnis 90/ Die Grünen Bundesvorstand, D-10115 Berlin
http://www.gruene.de
presse@gruene.de
    

Artikel drucken   Fenster schließen