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Umwelt & Naturschutz   
"Protest-Marsch 2006"
100 Tage unterwegs gegen die Walfänger - zu Fuß vom Bodensee nach Norwegen
Nach den letzten Protestaktionen direkt bei den Tagungen der Internationalen-Walfang-Kommission (Berlin, Sorrento/Italien und Ulsan/Südkorea) beschloss der Walschützer Andreas Morlok aus Radolfzell am Bodensee dieses Jahr eine Aktion zu unternehmen, welche die Walfangländer Norwegen und Dänemark (Färöer-Inseln) direkt betreffen und auch treffen sollte.

Seit zwanzig Jahren gehen in Deutschland kaum noch Menschen für die Wale auf die Straße, obwohl der Walfang, sei es aus kommerziellen oder traditionellen Gründen, immer noch weiter betrieben wird, ärgert sich der 40-jährige aus Süddeutschland. Deshalb war es ihm enorm wichtig, den Walfangprotest in Deutschland und anderswo wieder etwas aufleben zu lassen.
Natürlich musste es eine Aktion sein, bei der er viele Menschen erreichen und über den inhumanen, barbarischen und völlig sinnlosen Walfang aufklären konnte.
Eine Unterschriften-Aktion rief der Walschützer ins Leben, um so viele Stimmen wie nur möglich zu sammeln, die er dann persönlich bei den verantwortlichen Regierungen in Oslo und in Kopenhagen übergeben wollte. "Wenn ich alleine zu einer Regierung gehe, um gegen den Walfang zu protestieren, werden die mich wohl nicht sehr ernst nehmen", so die Meinung von Morlok.

Um seine neue Kampagne publik zu machen und um viele Menschen zu erreichen, musste er die Medien mit einbinden und natürlich eine interessante Aktion vorstellen, über die dann auch berichtet wird. Es musste eine Protest-Aktion sein, die noch nie jemand zuvor gemacht hat.
Die Idee dazu brachte Morlok bereits letztes Jahr aus Südkorea mit, als er dort einen Wal aus Holz und Pappe sah, der für ein Festival eingesetzt wurde. Mit einem Wal-Anhänger nach Norwegen reisen. Und das nicht mit dem Fahrrad oder mit dem Auto, sondern ganz einfach zu Fuß. Ja, vom Bodensee nach Norwegen laufen - auf Schusters Rappen.
"Ich bin noch nie in meinem Leben so weit gelaufen und betreibe überhaupt keinen Sport. Da ich aber ein sehr ausdauernder und sehr belastbarer Mensch bin (wie ich mir bei den letzten Aktionen in den vergangenen Jahren selbst bewiesen habe), kann ich mir eine solche Tour wohl auch zutrauen. Das einzigste Problem war die mir zur Verfügung stehende Zeit. Doch auch dieses konnte privat und geschäftlich (ich bin selbstständiger Unternehmensberater und Buchautor) geregelt werden", so Morlok.

Einige Medien berichteten bereits vor dem Start über seine diesjährige Protest-Aktion und die Unterschriftenblätter, welche auf seiner Internetseite erhältlich waren, füllten täglich seinen Briefkasten. Tierschützer aus verschiedenen Ländern beteiligten sich bereits rege an der Aktion.
Im letzten Winter baute der Tierfreund einen Wal-Anhänger aus Polyesterharz. Über vier Meter war er lang und mit Gepäck wog er 200 Kilogramm. Ein eingebauter Tisch zum Unterschriftensammeln, riesige norwegische und dänische Fahnen und Banner, Aufschriften auf dem Wal mit Forderungen an die Walfangländer machten diesen Wal zu einem praktischen Gefährten, der die Menschen wie ein Magnet anziehen sollte. Im Bauch des Anhängers konnte er seine ganze Ausrüstung (Zelt, Werkzeug, Kleidung, Flyer- und Informationsmaterial, Proviant, etc.) verstauen.

Bereits im April startete Morlok seinen Protestmarsch. Es war noch Winter. Gleich in den ersten Tagen schneite es und in den Nächten auf den Campingplätzen war es bitterkalt. Über alle Straßen und Wege, die es gibt, manchmal waren es noch nicht einmal Wege, zog er seinen Gefährten hinter sich her. Im Süden Deutschlands machten ihm noch die Berge zu schaffen. Er hatte ja keine Bremsen eingebaut. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die Deichsel und lief wie ein alter Mann bergab. Bergauf war es noch beschwerlicher, denn Morloks Wal-Anhänger war unheimlich schwer. Manchmal halfen ihm Passanten den Hänger hochzuschieben und falls niemand da war, dann musste er sein Gefährt erst einmal zum Teil ausladen, das Gepäck auf einen Berg schleppen und dann den Wal-Anhänger holen. Alles wieder einpacken und weiter ging es bis zum nächsten Berg.
Basel, Freiburg, Mainz, Köln, Düsseldorf, Emden, Bremerhaven, Cuxhaven und Kiel sind nur ein paar genannte Städte, die auf der Route des Walschützers lagen.

Viele Gespräche mit interessierten Personen fanden jeden Tag mit dem Walschützer statt. Jeder, der an seiner Aktion Interesse zeigte, trug sich in seine Unterschriften-Listen ein. Immer, wenn er eine Pause machte, sammelten sich Menschentrauben um ihn herum an. Viele Vorträge konnte er halten. Manchmal auch vor Schulen und immer am Abend, wenn er auf dem Campingplatz versuchte sein Zelt aufzubauen. Demonstrationen in mehreren Städten fanden statt, mit Menschen, die sich für die Wale einsetzten. Auch Lehrer mit ihren Schülern engagierten sich enorm. Für die Treffen hatten sie extra Banner mit verschiedenen Forderungen an die Walfangländer hergestellt. Mehr als 15.000 Informationsblätter konnte der Walschützer insgesamt bei dieser Aktion verteilen. Er kam oft nicht mit dem Kopieren nach, so schnell waren sie vergriffen. Das Interesse der Zeitungen war gigantisch und übertraf seine Erwartungen bei weitem. In jeder Stadt oder Region rief er die örtlichen Redaktionen an und musste nie lange auf ein Treffen warten. Manchmal suchten ihn auch Journalisten mit dem Auto und fanden ihn dann irgendwo. Dem Handy sei Dank.

Viele Treffen fanden auch mit anderen Tier- und Umweltschützern statt. "Wunderbar und bereichernd ist es, sich mit solchen Menschen auszutauschen. So konnte ich durch Erfahrungen von anderen viel lernen, um meine Aktion noch effizienter gestalten zu können. Auch meine Anregungen für deren Aktivitäten wurden gerne angenommen", so Morlok.

Still wurde es um den Einzelkämpfer nur dann, als er bei Lesungen sein neues Buch "Abenteuer Walschutz - Wie und warum ich für das Überleben der Wale kämpfe" dem interessierten Publikum seine bisherigen Walschutzaktionen vorstellte.
Seit fünf Jahren sorgt Morlok mit friedlichen, gewaltlosen und darüber hinaus auch außergewöhnlichen Aktionen für Schlagzeilen, um auf das Schicksal der Wale hinzuweisen.

In Bonn suchte er die Niederlassung der Vereinten Nationen (UNO) auf, um endlich den weltweiten Schutz für die Delfine und Kleinwale voranzutreiben (die IWC fühlt sich für deren Belange nicht zuständig). Er führte erste Kompetenz- und Sondierungsgespräche und wurde mit offenen Ohren dort empfangen. "Ich kann mir vorstellen, dass die Unterorganisation der UNO - also die CITES (Washingtoner-Artenschutzabkommen WA) - sich dieser Sache annehmen wird, um endlich auch den jährlichen Fang von annähernd 20.000 Delfinen in Japan und den Grindwalfang auf den Färöer-Inseln zu unterbinden. Ich werde meine Bemühungen in dieser Sache in der nächsten Zeit intensivieren. Es ist ein Skandal, dass die kleinen Meeressäuger bis heute nicht geschützt werden, obwohl auch die meisten dieser Arten große Populationsprobleme aufweisen ", so der Walschützer.

Ideales Wetter hatte Morlok selten. Hagelschlag zerschlug das Fieberglasgestänge von seinem Zelt. Mehr als zwei Wochen lang lief der, nie ans Aufgeben denkende, Walschützer am Stück mehr oder weniger im Regen herum. Alles war nass und feucht und seine Stimmung auf einem Tiefpunkt angelangt. Im krassen Gegensatz dazu hatte er auch Hitzetage, an denen er dann bis zu acht Liter Flüssigkeit zu sich nehmen musste. Das Laufen an solchen Tagen war für ihn quälend. Bei und in Köln lief er zwischen umfallenden Bäumen und herabfallenden Ästen in Orkanböen herum und sein Anhänger flog, trotz dem immensen Gewicht, durch die Luft und landete in einer Baustelle. Zwei Männer stiegen spontan aus ihren Autos aus und halfen ihm den umgekippten, aber glücklicherweise nur leicht lädierten, Anhänger wieder aufzurichten.
In der Regel lief Morlok 25 Kilometer am Tag. Es gab aber auch eine Woche, in der er von Dinslaken/Ruhrgebiet bis nach Norden an der Nordseeküste 300 Kilometer lief. Also, 40 - 50 Kilometer jeden Tag. Sein eigener "Tagesrekord" lag bei 55 Kilometer.

Zwölf Kilogramm Körpergewicht verlor er auf der Tour. Seine Blasen an den Füßen ignorierte er schlichtweg. Die Füße sahen in den ersten 3 Wochen aus wie in einem Horrorfilm. Zwei Fußnägel hingen nur noch lose herum. Nach 35 Paar Socken, die völlig durchlöchert waren, hörte er das Zählen auf. Jeden Tag warf er ein Paar Socken in den Müll. "Ich hätte mir wohl besser vor der Tour einen Sockensponsor suchen sollen", scherzt der Walschützer.

Leider gab es auch negative Erlebnisse. Verrückte Leute traten und schlugen auf seinen Wal ein. Ohne Grund. Von isländischen Walfängern, die Urlaub am Rhein machten, wurde er als Terrorist tituliert und von denen fast verprügelt. Böse und beschimpfende Drohbriefe und E-Mails erhielt er nicht nur einmal. Betrunkene Jugendliche warfen halbvolle Bierflaschen von einer Brücke auf ihn herab. "Die hatten bei diesem Bombardement wohl etwas mehr Spaß als ich", meint Morlok. Passiert ist ihm jedoch nie etwas. Auch manche Straßenpolizisten wollten seinen Marsch beenden. Aber auch die konnten den Walschützer nicht aufhalten. Viel Überredungskunst und Verhandlungsgeschick war gefragt. Laufen durfte er ja überall. Selbst auf Bundesstraßen. Der Haken dabei war: er durfte keinen Verkehr behindern. Und das ist wohl eine reine Auslegungssache.

In Kiel, nach 1.450 gelaufenen Kilometern durch die Schweiz, Frankreich und Deutschland, empfing ihn die Tierschutzpartei des Landesverbandes Schleswig Holsteins zu einer Walschutz-Kundgebung. Eigens für diesen Empfang wurden gar zwei Lieder geschrieben und vorgetragen. Große Banner kündeten von seiner Aktion. Ein krönender Abschluss seines Protestmarsches mit netten und engagierten Tierschützern, die auf der parteipolitischen Ebene viel für den Schutz der Tiere erreichen wollen.

Mit genau 10.000 gesammelten Unterschriften im Gepäck begab sich Morlok mit seinem Wal auf die Fähre nach Norwegen. In Oslo wurde er im Fischerei-Ministerium, welches für den Walfang in Norwegen zuständig ist, freundlich von einer Mitarbeiterin mit ihrem Assistenten empfangen. Der Walschützer konnte nicht nur seine Unterschriften und seine Protestnote übergeben, sondern auch seine Anliegen zum Schutz der Wale vortragen. Auch versuchte er den Mitarbeitern des Ministeriums klar zu machen, dass die Zeit des Walfangs vorüber sei und sie nun alles daran setzen sollten und auch müssten, die letzten Walbestände für die nächsten Generationen zu erhalten. Ohne ein intaktes marines Ökosystem werden zukünftige menschliche Generationen kaum mehr eine Chance haben zu existieren. Walfang sei kein Menschenrecht und Traditionen müssten sich der Zeit anpassen und falls notwendig auch ändern können. Niemand ist heute mehr auf den Walfang angewiesen und fast niemand hat heute überhaupt noch Interesse hochdioxinhaltiges Walfleisch mehr zu essen. Es ist nicht akzeptabel, wenn viele Tonnen Walfleisch jedes Jahr wieder ins Meer zurück geworfen werden. Es sei viel lukrativer, die Walsafaris in Norwegen auszubauen. Damit haben die Walfänger eine alternative Einnahmequelle und sind nicht mehr auf den mittlerweile völlig unlukrativen Walfang angewiesen. Nützen durch Schützen ist die Devise schon lange bei anderen modernen Ländern. Es wird höchste Zeit, dass sich Norwegen endlich an das schon vor zwanzig Jahren eingeführte Walfangverbot für Großwale hält.

Morlok hatte den Eindruck, dass die beiden Regierungsvertreter seine Argumentation wohl mehr als nachvollziehen konnten. "Was für Kräfte müssen da am Werke sein, die den Walfang in Norwegen heute noch durchsetzen können?", fragte sich Morlok, als er das Ministerium mehr als zufrieden verließ.

Anschließend übergab der Walschützer seinen liebgewonnenen Wal-Begleiter Greenpeace in Oslo. Der Aktivist freute sich riesig über das Geschenk und versicherte Morlok, dass der Wal-Anhänger noch bei weiteren Aktionen zum Schutz der Wale eingesetzt wird. Mehr als dankbar war der Umweltaktivist auch darüber, dass es im Ausland Menschen gibt, die sich auch für die Wale einsetzen. Morlok`s Privat-Initiative lobte er nicht nur einmal und freute sich über den Riesenberg an Unterschriften-Listen. So viele Menschen ramponieren echt den Ruf der norwegischen Regierung, so sein Kommentar. Greenpeace zählt in ganz Norwegen "nur" etwa 3.000 Mitglieder. Sie sind deshalb auch auf die Unterstützung aus dem Ausland angewiesen.

Beim Verabschieden erzählte der Greenpeace-Aktivist noch, dass vor einer Woche norwegische Walfänger genau vor den Augen eines Touristenbootes, die auf Walsafari waren, einen Wal getötet haben. Das Meer sei blutrot und die Touristen wären geschockt und empört gewesen. Auch Morlok war entrüstet. Was hat er in der Vergangenheit "Werbung" für die Walsafaris in Norwegen gemacht. Ein echter Anschlag auf die wachsenden Bemühungen, mit lebenden Walen sein Geld zu verdienen. Das war bestimmt von den Walfängern kalkuliert, die sicherlich auch etwas frustriert sind. Die Waljagd wird für sie seit Jahren immer kostspieliger und unkalkulierbarer. Die hohen Treibstoffkosten, das schlechte Wetter und die kaum noch vorhandene Nachfrage nach diesem hoch an Dioxinen belastetem Walfleisch machen dieses barbarische Geschäft nicht mehr lukrativ genug. Morlok`s Protest kam wohl gerade in der richtigen Zeit an. Die norwegische Regierung verhängte für die nächsten 3 Wochen ein totales Walfangverbot.

Mit dem Bus fuhr der Walschützer dann über das schwedische Göteborg und Malmö in die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Er suchte die Vertretung der Färöer-Inseln auf und übergab die Kopien seiner Unterschriften-Listen und eine Protestnote auch dort. "Die Aufrechterhaltung ihrer "Tradition" (also das Abschlachten von ganzen Grindwal-Familien) scheint sich schon in den Köpfen der Jugend dort manifestiert zu haben (nachvollziehbar, denn die Kinder sind ja bei diesen Orgien immer mit dabei). Jugendliche aus Japan (übrigens sprechen sich 70 % der japanischen Bevölkerung gegen den Walfang aus), Norwegen und Festlanddänemark sind gegen den Walfang und trugen sich nicht selten auch in meine Unterschriftenlisten ein", so Morlok.

Mit Bus, Schiff und Bahn kehrte der Walschützer nach genau 100 Tagen "Walschutzaktion" in seine Heimatstadt Radolfzell zurück.
Ziemlich ramponiert aussehend, innerlich auch etwas ausgelaugt und müde, aber dennoch zufrieden.

"Meine mir gesetzten Ziele konnte ich bei dieser Aktion alle erreichen. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Walschutz wurde unternommen. Ich bin ein wenig stolz darauf, was eine einzelne Person doch so alles in Bewegung setzen und erreichen kann. Schön ist es auch zu wissen, dass es nicht wenige Menschen gibt, die nicht nur selbstgefällig an sich selbst denken, sondern sich an solchen Aktionen auch aktiv beteiligen oder gar eigene Aktionen ins Leben rufen. Ich bin mir sicher, dass alle dazu beigetragen haben, den Walfang eines Tages für immer zu beenden", meint der Walschützer abschließend.

Übrigens: Bei seiner nächsten geplanten Walschutzaktion möchte Morlok, Wale "eigenhändig" vor dem sicheren Tod retten. Infos dazu gibt es auf der Homepage: www.walschutzaktionen.de



Andreas Morlok

Haydnstr. 1
D-78315 Radolfzell

Telefon/Fax: 07732 14324
Mobil: 0173 43585 96
Internet: www.walschutzaktionen.de
E-Mail: walfahrt@t-online.de

Autor des Buches:
Abenteuer Walschutz - Wie und warum ich für das Überleben der Wale kämpfe
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
http://www.walschutzaktionen.de
walfahrt@T-Online.de
    

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