Nach den Angaben der Wissenschaftler produzieren die Pflanzen Impfstoffe bzw. Impfhilfsstoffe gegen Cholera und gegen das hämorraghische Kaninchenfieber, auch China-Seuche genannt. Zu diesem Zweck wurden den Kartoffeln Teile aus dem Cholera-Bakterium bzw. dem Virus, das die tödliche "China-Seuche" bei Kaninchen hervorruft, eingebaut. Andreas Bauer, Gentechnikreferent beim Umweltinstitut München, meint dazu: "Der Anbau von Pharma Pflanzen im Freiland stellt ein völlig überflüssiges Risiko für Mensch und Umwelt dar. In fast allen bisherigen Freisetzungsversuchen mit Pharma-Pflanzen wurden zentrale Nahrungspflanzen wie Mais, Gerste oder Soja verwendet. Verunreinigungen der Nahrungskette durch pharmazeutische Stoffe sind dadurch vorprogrammiert. Medikamentenanbau auf dem Acker ist eine Entwicklung der Agro-Gentechnik, die schnellstmöglich gestoppt werden muss." Das Umweltinstitut München fordert daher auf europäischer Ebene ein Verbot von Freisetzungsversuchen und der Kommerzialisierung von Pharma-Pflanzen. Das Umweltinstitut München hatte in den vergangenen Monaten fast 2000 Einwendungen gegen den beantragten Freisetzungsversuch der Universität Rostock gesammelt und dabei u.a. die vollkommen unzureichenden Sicherheitsmaßnahmen kritisiert. So soll lediglich ein Wildschutzzaun die Umwelt vor den Risiken des Versuchs schützen. Vögel, Insekten und Kleinsäuger können jedoch ungehindert auf die Versuchsfläche gelangen und das Erbgut der Pharma-Kartoffeln weiter verbreiten. Zudem zeigten bereits Kurzzeit-Fütterungsstudien z.T. negative gesundheitliche Effekte bei Versuchstieren. Und im Fall des Impfstoffs gegen die "China-Seuche" zeigten Vorstudien überhaupt keinen Effekt. "Warum ein von Anfang an nicht funktionierendes Konstrukt in die Umwelt entlassen werden soll, ist wohl nur der Zulassungsbehörde ersichtlich", meint Andreas Bauer. Auch die Tatsache, dass sich die Freisetzungsfläche nur wenige Meter neben einem Naturschutzgebiet befindet, kritisierten das Umweltinstitut München und die zahlreichen Einwender. Eine Fauna Flora-Habitat-Verträglichkeitsprüfung wurde jedoch von der Genehmigungsbehörde als nicht notwendig erachtet. "Die Zulassungspraxis des BVL wird immer skandalöser. Die Behörde, die schon seit Jahren auch unsinnigste Versuche durchwinkt, zeigt sich unter der neuen Regierung völlig enthemmt", kritisiert daher Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München. "Trotz der Ablehnung des Versuchs durch andere beteiligte Behörden wie dem Bundesamt für Naturschutz werden dieses Jahr zum wiederholten Mal Hochrisikopflanzen gegen berechtigte wissenschaftliche Kritik und gegen die breite gesellschaftliche Ablehnung aufs Feld gebracht." Pharma-Pflanzen sind genmanipulierte Pflanzen, die der Produktion von Pharmazeutika oder industriellen Stoffen statt der Nahrungs- und Futtermittelproduktion dienen. Oft werden hierbei Gene aus Mensch oder Tier in Pflanzen eingebaut. 3363 Zeichen (mit Leerzeichen) Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an das: Umweltinstitut München e.V. Andreas Bauer Tel. (089) 30 77 49-14 ab@umweltinstitut.org Umweltinstitut München e.V. Landwehrstr. 64a 80336 München www.umweltinstitut.org
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