Bonn, den 7. April 2006 - Die Hochwasserkatastrophen in Deutschland, Österreich und anderen Teilen Europas verdeutlichen: Dämme allein sind kein aureichender Schutz vor Hochwasser. Die Situation ist alarmierend. Große Gebiete in Deutschland sind akut von Hochwasser bedroht. Gefahrengebiete lassen sich nur schwierig abstecken. Die verheerenden Hochwasser der letzten Jahre verwüsteten Gebiete, die als relativ sicher galten. Flussbegradigungen sind eine Ursache für die Flutkatastrophen. Jahrzehntelang wurde Raubbau an den deutschen Flusslandschaften betrieben. Die Folge: Bundesweit befinden sich nur noch drei Prozent der Flüsse in einem naturnahen Zustand. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald plädiert für einen natürlichen Hochwasserschutz. Neue Dämme oder ein Ausbau der bestehenden bekämpfen nur die Folgen der Hochwasser. Die Ursachen bleiben weiter bestehen. Die SDW engagiert sich daher für ein Ende der Flussbegradigungen. Vielmehr müssen die Flusslandschaften renaturiert und neue Auenwälder entlang der Flüsse angelegt werden. Elf Prozent der Fläche Deutschlands sind durch Siedlungen und Gewerbegebiete versiegelt. Gerade in Stadtnähe wird der Baugrund knapp. Gewerbe und Siedlungsgebiete entstehen auch in flussnahen Uferlandschaften. Bäche und Flüssen werden hierfür kanalisiert und begradigt. Die Folge: Auenwälder verlieren ihren natürlichen Lebensraum. Sie stehen heute auf der roten Liste der bedrohten Biotope. Auenwälder entlang der Flüsse können als natürliche Überschwemmungsgebiete Hochwasser auffangen. Tritt das Wasser über die Ufer, fließt es in ihnen langsamer als im Flußbett. Erst bei abklingendem Hochwasser gelangt das Wasser zurück in das Flußbett. Die Folge: Die Flutwelle wird gestreckt und verläuft flacher. Der Wald nimmt 80 bis 90 Prozent der Niederschläge auf. Schon in den Baumkronen verdunstet etwa ein Drittel. Der mit Wurzeln durchzogene Waldboden saugt wie ein Schwamm Wasser auf. Ein Quadratmeter Waldboden kann bis zu 200 Liter speichern. Auf einer unbewaldeten Fläche fließt dagegen die Hälfte des Regens direkt an der Oberfläche ab. Hochwassersituationen verschärfen sich dadurch. Mit der Wahl der Schwarzpappel zum Baum des Jahres 2006 wurde ein wichtiges Zeichen für den natürlichen Hochwasserschutz gesetzt. Die Schwarzpappel gedeiht am besten in den Waldökosystemen der Auen. Sie ist als Pioniergehölz besonders gut für die Anpflanzung neuer Auenwälder geeignet. Die Schwarzpappel steht daher beim natürlichen Hochwasserschutz im Mittelpunkt vieler Projekte der SDW. Am "Tag des Baumes" pflanzt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald am 25. April 2006 mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Schwarzpappel in der Nähe des Jagdschlosses Grunewald. Ein sinnvoller Hochwasserschutz muss auf die Ursachen der Katastrophen blicken. Die Anlage von Auenwäldern ist nicht nur ein ökologisches Gebot, sie leistet auch einen aktiven Beitrag zur Prävention von Hochwasserkatastrophen. Die SDW sucht daher Partner, um sich hier verstärkt engagieren zu können." Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) ist eine der ältesten deutschen Umweltschutzorganisationen. Am 5. Dezember 1947 wurde der SDW in Bad Honnef bei Bonn gegründet. Heute sind in den 15 Landesverbänden rund 25.000 aktive Mitglieder organisiert. Ziel des Verbandes ist es, den Wald als unverzichtbaren Bestandteil der Umwelt für den Menschen zu erhalten. Die Verbands- und Fachzeitschrift "Unser Wald" erscheint alle zwei Monate in einer Auflage von 10.000 Stück.
Artikel drucken Fenster schließen |