In allen Gesundheitssystemen der Welt werden Pflanzen oder ihre aktiven Bestandteile zu Heilungszwecken verwendet. Die Basis dieser Nutzung stammt meistens aus den Kenntnissen und dem Einsatz der Urvölker. Diese wurden von der Industrie lediglich weiter erforscht und die Heilmittel oder deren Komponenten chemisch nachgebildet oder Teile daraus in neu entwickelten Medikamenten verwendet. Dieses Verhalten und die wirtschaftlichen Interessen der Pharmakonzerne haben die Entwicklung der Fitotherapie gebremst und in vielen Industrieländern sogar den Einsatz von bestimmten Naturpflanzen verhindert. Durch regelrechte Angstkampagnen und unter Ausschöpfung rechtlicher Mittel kontrollierte die Pharmaindustrie über Jahre hinweg die Entwicklung der Naturheilmittel. Dies konnte sich jedoch meist nur in den eigenen Länder durchsetzen, denn in ärmeren Ländern, aus denen viele der Medizinalpflanzen stammen, werden diese weiterhin verwendet - häufig sogar mit größerem Erfolg und preisgünstiger als die Chemie. Niemand in unseren Ländern würde den Einsatz von Uncaria Tomentosa als primitiv und gefährlich einstufen wenn man den Erfolg bei Krebs- und HIV-Patienten sieht. Einen Zustand, den die Weltgesundheitsorganisation inzwischen akzeptieren musste und vermutlich ärgern sich viele in den Chefetagen der Pharmakonzerne, dass die Uncaria nicht in ihren Länder wächst. Medizinstudenten in den Industrieländern werden regelrecht auf Chemie trainiert. Anders sieht es inzwischen in den Ländern Südamerikas aus. Die Medizin hat gelernt auf die Natur und seine Völker zu hören und begonnen Mittel einzusetzen, die seit Jahrhunderten verwendet werden. Auf diesem Feld wird heute viel geforscht, getestet und dokumentiert. Ich kann mich gut an meinem 85-jährigen Vater errinern der jahrelang täglich Prodiaban-Tabletten einnahm und später Insulin spritzen musste (Diabetes Typ II). Heute nimmt er Yacón ein (Smallanthus sonchifolius) und kann auf die Insulin-Spritzen verzichten. Dabei schwankt sein Zuckerspiegel zwischen 95 und 110. Gleichzeitig schützt Yacón den Magen, die Nieren und die Leber ... hoch lebe die Chemie? Nicht mehr für ihn, obwohl er jahrelang bei einem Pharmakonzern gearbeitet hat. Solche Einstellungen haben inzwischen auch die Pharmakonzerne mitbekommen, insbesondere in den USA, Japan und Frankreich. Dort wird nun viel auf die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente auf Pflanzenbasis gesetzt. Man darf nicht vergessen, dass auch ein bekanntes Potenzmittel sein Ursprung in den Anden hat, wo Völker schon lange die Mischung aus Maca, Chuchuhuasi und Huanarpo gegen die Impotenz einsetzten. Es sollte uns nicht wundern, dass dieses Mittel eine sehr große Ähnlichkeit aufweist. Auch aus diesem Grund hat sich die peruanische Regierung nun gegen die Bio-Piraterie ausgesprochen und trifft seither eine Reihe von Maßnahmen, um ihre Medizinalpflanzen zu schützen. Vielen Konzerne ist zudem bekannt, dass nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation fast die Hälfte der Weltbevölkerung bei Erkrankungen pflanzliche Mittel oder Medikamente mit aktiven Komponenten pflanzlicher Natur einsetzt. Dabei ist der Grund dafür nicht ausschließlich wirtschaftlicher Natur sondern auch dem wachsenden Misstrauen gegenüber der Chemie und ihren Nebenwirkungen geschuldet. Ein Ashaninka aus der Provinz Satipo sagte neulich zu mir: "Die Chemie ändert sich wenn jemand stirbt oder Nebenwirkungen auftauchen. Bis dahin haben die schon viele Millionen verdient. Die Pflanzen die wir benutzen helfen uns seit Jahrtausende ohne sie aus dem Markt nehmen zu müssen." Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass die Weltbevölkerung im Jahr 2020 ungefähr 7,5 Milliarden Menschen betragen wird, 75% davon werden in so genannten "Entwicklungsländer" leben, die nur mit 15% zum Absatz der Pharmaindustrie beitragen. Dies wird dazu führen, dass immer mehr Menschen auf Naturmedizin und Medizinalpflanzen zurückgreifen werden. Deswegen hat die WHO im Jahre 1978 mit der Resolution 331.22 die Wichtigkeit von Medizinalpflanzen hervorgehoben. Die Neuentdeckung der Naturmedizin hat in Peru dazugeführt, dass viele Universitäten, Institute und einige Firmen viel Geld in deren Erforschung investieren oder investieren wollen. Zurzeit existiert in diesem Land 1.109 bekannte Medizinalpflanzen und 121 verschiedene chemische Substanzen pflanzlicher Herkunft, die man als sehr wichtige Medikamente einstufen könnte. 95 Pflanzen werden inzwischen von Wissenschaftlern in ihrer Wirksamkeit anerkannt, darunter 39 aus dem Amazonas. Viele dieser Pflanzen oder Forschungsergebnisse sind in europäischen Instituten bekannt wie z.B. die Uncaria Tomentosa, die jedoch jahrelang in Deutschland verboten war. Hätte man deren Zulassung nicht so lange hinausgezogen, hätten vielleicht viele Menschen schon vorher von ihrer Heilwirkung profitieren können. Jede Regierung hat das Recht ihre eigene Wirtschaft zu schützen. Wenn es dabei auf Kosten der Gesundheit oder Wohlsein seiner Bevölkerung ist dies eine reine Gewissensfrage. Aber diese Interessen durch die Verteufelung unsere jahrhundertealte Naturmedizin zu verfolgen ist inakzeptabel. Denn durch sie kann vielen geholfen werden, die immer weniger haben. Auch in den reichen Industrieländern. Eröffnungsvortrag, Dr. Klaus Hönninger, ab 9.30 Uhr Raum 2 Deutscher Heilpraktikertag 2006, 4./5.März, Congress Center Düsseldorf. Pressekontakt: Christiane Eidmann - MCO GmbH 0211/38 600-0 Telefax: 0211/38 600 60 eMail: c.eidmann@mco-online.com Elisabethstraße 14 40217 Düsseldorf
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