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Gentechnik-Pläne der Bundesregierung gefährden Wahlfreiheit der Verbraucher und sind Gift für Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft am Standort Deutschland
Internationale Grüne Woche Berlin, 12.1.06.
Vertreter der Land- und Lebensmittelwirtschaft, des Verbraucherschutzes, der Umweltverbände und Umweltmediziner üben scharfe Kritik an den Absichten von Horst Seehofer zur Gentechnik.

"Bio raus, Gentechnik rein - mit dieser Rolle rückwärts wird Seehofer all denen schaden, für die er mit seinem Amt Verantwortung übernommen hat", befürchtet Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).

Die Konsequenzen einer solchen Politik macht Prof. Dr. Claus Hipp deutlich: "Bei Babynahrung gibt es keine Kompromisse! Wenn das Gentechnikgesetz nicht mehr sicherstellt, dass die deutschen Bauern uns weiterhin gentechnikfreie Rohstoffe zu angemessenen Preisen anbieten können, müssen wir verstärkt im Ausland einkaufen um Risiken und Kosten gering zu halten. Auf Dauer stellt sich dann die Frage nach dem Standort unserer Produktion".

Löwenstein ergänzt: "Ähnliche Überlegungen werden auch von anderen großen Lebensmittelverarbeitern - wie z.B. der Kampffmeyermühle Hameln (Wesermühle) - angestellt. Sie befürchteten drastische Kostenerhöhungen für die Absicherung der gentechnikfreien Produktion". Würden, wie geplant, die Kosten nicht mehr den Verursachern zugeordnet, könne dies Betriebe, die ohne Gentechnik produzieren wollen, ihre Existenz kosten.

Löwenstein verwies auch auf die Ergebnisse einer neuen australischen Studie über eine Erbse mit einem gentechnisch eingebauten Bohnen-Gen: "Noch nie ist so deutlich geworden, dass die Technologie als solche enorme Gesundheitsrisiken birgt. Bei dem europäischen Zulassungsverfahren wären diese Risiken möglicherweise nicht einmal aufgedeckt worden."

Prof. Dr. Edda Müller, Vorstand Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv), warnte die Bundesregierung vor einer Opferung der Wahlfreiheit der Verbraucher zu Gunsten multinationaler Saatgutkonzerne. "Die Einrichtung eines allgemeinen Haftungsfonds würde dazu führen, dass sich Gentechnik anbauende Landwirte nicht mehr verantwortlich fühlen für das, was auf ihren Feldern geschieht." Nur eine gesamtschuldnerische Haftung könne gewährleisten, dass weiterhin gentechnikfrei produziert werden kann und dass Verbraucher und Landwirte die Wahl haben zwischen gentechnikfreien und GVO-Produkten. Dies müsse auch das Interesse des Bundesverbraucherschutzministers sein. Bei einer Neuregelung sei zudem zu befürchten, dass der Mittelstand unter Druck und die Bauern zunehmend in Abhängigkeiten geraten werden. Derzeit wären weder Versicherungen noch die Gentechnikindustrie bereit, mögliche Risiken abzudecken. Edda Müller erinnerte die SPD an ihren Parteitagsbeschluss zur Gentechnik in der Landwirtschaft vom Dezember 2005. Darin wird betont, dass der Einsatz der Grünen Gentechnik nicht zu Lasten des gentechnikfreien Anbaus gehen dürfe.

Die gentechnikfreie Region im Wahlkreis Seehofers - die Stadt Ingolstadt und der Landkreis Ingolstadt Eichstädt in Bayern - macht es vor: "Hier haben 2.100 Landwirte auf über 61.600 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche erklärt, dass sie keine Gentechnik einsetzen wollen", so Gerhard Edler, konventioneller Landwirt und Mitinitiator der gentechnikfreien Region. Ingolstadt reiht sich ein in die 84 gentechnikfreien Regionen in Deutschland, in denen über 23.000 Landwirte keine Gentechnik auf ihren Äckern zulassen. "Wir wollen uns den Zukunftsmarkt für Qualitätsprodukte ohne Gentechnik nicht nehmen lassen, sondern den Wünschen der Gesellschaft nach gentechnikfreien Lebensmitteln nachkommen", stellt Edler klar. "Wir fordern Herrn Seehofer auf unsere Anliegen mit kritischem Geist und gesundem Menschenverstand zu unterstützen!"

Benedikt Haerlin, Gentechnik-Experte der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, beschreibt den Widerstand europäischer Landwirte, von Regionalregierungen und Gemeinden, die sich am Wochenende zur 2. Konferenz gentechnikfreier Regionen in Berlin treffen. "164 Regional- und Provinzvertretungen in der EU haben ihr Territorium schon vorsorglich zur gentechnikfreien Zone erklärt." Hinzu kämen tausende von Gemeinden und Städten sowie zig-tausende Bauern, die den Einsatz von Gentechnik ausschließen. Es zeichne sich ein massiver politischer und rechtlicher Konflikt zwischen der EU-Kommission in Brüssel und den Regionen Europas ab. "Viele, auch konservative Nationalregierungen wie Österreich, Italien, Griechenland, Polen und Bulgarien schlagen sich dabei auf die Seite ihrer Bauern und Verbraucher. Hier - und nicht bei der Lobby von Monsanto, Bayer und BASF - sollte sich Herr Seehofer Anregung für das Gentechnikgesetz holen", riet Haerlin dem Minister. "Mit etwas mehr Demokratie wäre das Thema ohnehin längst vom Tisch: In der Schweiz wurde der Gentechnik-Anbau im November mit großer Mehrheit per Volksentscheid verboten." Ähnliche Mehrheiten wären auch in Deutschland und fast allen Ländern der EU zu erwarten.

Haerlin präsentiert außerdem die gemeinsame Aktion "Bantam Mais", mit der sich Bauern wie Gärtner auf höchst wohlschmeckende Weise gegen den drohenden Anbau von Gentechnik-Mais wehren.

Die Pressekonferenz wird getragen von:

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), BIOLAND e.V., Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Gen-ethisches Netzwerk (GeN), Gentechnikfreie Regionen in Deutschland, Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit (IG Saatgut), Naturland e.V., Naturschutzbund Deutschland (NABU), Ökologischer Ärztebund (ÖÄB), Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Zukunftsstiftung Landwirtschaft (ZS-L).

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Abdruck honorarfrei, um ein Belegexemplar wird gebeten

Ansprechpartner: Dr. Felix Prinz zu Löwenstein (BÖLW), Tel. 0171 3035686 oder 030 28482300





Tanja Barbian
Assistentin der Geschäftsführung

Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW)
Marienstraße 19-20
10117 Berlin

Fon +49 30-28482-300
Fax +49 30-28482-309
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Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
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barbian@boelw.de
    

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