Auch die "Hypo" verkündete die Beseitigung von mehreren tausend Arbeitsplätzen zum Wohle des so genannten Shareholder Value - also konkret zum Wohl der Aktienbesitzer, die nur auf den schnellen Gewinn durch steigende Aktienkurse aus sind. Zu diesen "Shareholders" zählen wiederum ebenso die Bankenmanager, deren astronomisches Gehalt zum Teil in Form von Aktien ausbezahlt wird. Das Leben von Menschen in der unteren Lohngruppen spielt in ihren Entscheidungen deshalb offensichtlich nur eine - eben - untergeordnete Rolle. Aber es gibt auch kleine Ausnahmen im Bankengeschäft. Die UmweltBank und die GLS Gemeinschaftsbank zum Beispiel. Beide, in ihrem Anspruch ökologisch und sozial ausgerichteten Institute wachsen sowohl in ihren Umsätzen als auch in der Anzahl ihrer Mitarbeiter. So stieg das Bilanzvolumen der GLS-Bank, die erst vor kurzem eine neue Filiale in Freiburg eröffnet hat, um 6,2 Prozent auf nunmehr 528 Millionen Euro an. Die Zahl der Kunden stieg in den ersten neun Monaten um knapp 2.000 auf 44.000. Und die Zahl der Angestellten erhöhte sich um sechs auf 166. Ähnlich sieht es bei der UmweltBank aus. "Unser Wachstum ist ausgewogen und grundsolide: Sowohl bei der Geldanlage, als auch bei den Krediten konnten wir deutlich über 20 Prozent zulegen", so der UmweltBank-Vorstand Horst P. Popp. 2004 war das bisher erfolgreichste Jahr in ihrer Firmengeschichte, was sich ebenso in den Mitarbeiterzahlen niederschlägt. So stieg der Personalaufwand 2003 auf 2004 um 9,3 Prozent. Kredite für die Öko-Energien Beide Banken finanzieren in erster Linie ökologische Unternehmungen und im Falle der GLS-Bank auch Firmen und Projekte aus den Bereichen soziale Verantwortung, Bildung, Kunst und Kultur: Von Solar- und Windkraftanlagen bis hin zu Bio-Anbaubetrieben, Waldorf- und Montessori-Schulen. GLS-Kredite gab es auch schon für ein Hospiz für Schwerstkranke in Hamburg und für ein Restaurant, das auf biologische Gastronomie umstellte. Beide Banken bieten ihren Kunden ebenso Beteiligungen an, wobei die UmweltBank vor allem Beteiligungen im Bereich der alternativen Energien im Angebot hat. Wer will, kann in Windkraft-, Solar- oder in Biomasse-Projekten investieren. Bei der GLS-Bank ist die Auswahl noch um Beteiligungen an Landwirtschaftsfonds und Bio-Unternehmen erweitert. So entstehen ganz nebenbei auch zahlreiche nachhaltige Jobs, während Investitionen in die Großindustrie doch nur zum Abbau von Arbeitsplätzen hier bei uns oder an anderen Standorten führen. Direkte Anlage bei Ökobetrieben Wer freies Geld zur Verfügung hat und es alternativ anlegen will, ist freilich nicht auf eine Bank angewiesen. Denn auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe von Öko-Unternehmen und Initiativen, die nach Privatinvestoren suchen. Viele Öko-Unternehmen haben z. Beispiel wegen geringer Eigenkapitalquote keine Chance, für ihre gesamten Investitionen "normale" Bankenkredit zu bekommen. Das kann zum Beispiel ein kleinerer Bio-Laden sein, der vergrößern und modernisieren möchte, um im wachsenden Wettbewerb größerer Bio-Supermärkte bestehen zu können. In diesem Bereich macht derzeit der Unternehmensberater Gernot Meyer von sich reden. Als Alternative zu Privatdarlehen bietet er in Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Rechtsanwalt das Instrument der "Genussrechte" an. Gernot Meyer: "Genussrechte sind eine Lösung für Betriebe mit guten Kunden- und Geschäftsbeziehungen. Hinter diesem Begriff steckt eine Anlage- oder Beteiligungsform, die es auch Naturkostbetrieben ermöglicht, von ihren Kunden, aber auch Lieferanten, Geschäftspartnern und sogar Mitarbeitern auf elegante, seriöse und faire Weise Beteiligungskapital aufzunehmen, um Projekte zu finanzieren." 100prozentig sicher ist diese Anlageform freilich genauso wenig, wie die Aktie irgendeines Konzerns. Sollte der Betrieb während der Laufzeit insolvent werden, kann die Einlage ganz oder teilweise verloren gehen. Andererseits sind die Betriebe und deren Inhaber dem Anleger meist gut bekannt, der Betrieb gibt Auskunft über seine Wirtschaftlichkeit und die Renditen liegen i.d.R. deutlich höher als festverzinsliche Papiere. Einen besonderen Charme für Kunden als Anleger haben dabei Renditen in Form von Naturalien. So wirbt eine Bio-Schafskäserei aus Baden-Württemberg mit dem Slogan "unser Zins ist Käse", eine Biobäckerei aus NRW modernisiert ihre Mahl- und Backanlagen, die Anleger erhalten ihre Zinsen bar oder als frisches Vollkornbrot, ein Biomarkt in Südbayern bietet den beteiligten Kunden Barzins und Rabatt bei jedem Einkauf. Einen echten Genuss allerdings garantiert eine Anlageform aus Schottland. Dort bietet die Bruichladdich Distillery an, in ihren ersten ökologisch erzeugten, echten schottischen "Islay Single Malt Whisky" zu investieren. Der von Demeter zertifizierte Bio-Whiskey wurde 2003 aus biologischen Rohstoffen gebrannt und ruht seitdem in Holzfässern. Er muss mindestens noch weitere sechs Jahre reifen, ehe die ersten Flaschen abgefüllt werden und in den Handel kommen. Ist der Whisky dann geschmacklich gelungen, steigen die Nachfrage und der Preis. Mit dem Kauf eines "Organic Futures" erhält man das Recht an einem Duzend Flaschen Whisky. Wie hoch die Verzinsung am Ende ist, lässt sich schwer sagen. Aber einen kaum schlagbaren Vorteil hat diese Anlageform - zumindest für Leute, die keine Anti-Alkoholiker sind. Der Whisky wird mit den Jahren nicht schlechter, und notfalls kann man ihn selbst trinken. Norbert Suchanek Informationen: www.gls.de www.umweltbank.de www.gernotmeyer.de www.bruichladdich.com/organic.htm
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