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Umwelt & Naturschutz   
Repowering: Windkraft-Tuning mit Zulassungsproblemen
Moderne Windräder sind leistungsstärker. Man braucht also weniger Anlagen - und neue Genehmigungen
Windkraft produziert die meiste regenerative Energie in Deutschland, genießt aber nicht das höchste Ansehen. In erster Linie wird ihr vorgeworfen, die Landschaft zu verspargeln. Dabei könnten weniger Anlagen mehr Strom produzieren und damit zur Energiewende beitragen. Hier gibt es zwei Hindernisse: Es müssen neue Investoren gefunden und das geltende Genehmigungsrecht muss an die neue Anlagengröße angepasst werden. VON JOCHEN TWELE, ECOFYS

Neben der Debatte um Arbeitsmarkt und wirtschaftliche Entwicklung rückt das Thema Energie immer wieder in den Mittelpunkt der aktuellen politischen und öffentlichen Diskussion. Um unabhängiger von Öl und anderen Rohstoffimporten zu werden, muss der Anteil der Erneuerbaren Energien (EE) weiter gesteigert werden. Daneben tragen EE zum Klimaschutz und zu einer nachhaltigen Energieversorgung bei.

Dies ist soweit unstrittig. Bei der Frage, wie dieser weitere Ausbau aussehen soll, gehen die Vorstellungen jedoch auseinander. Windenergie macht bereits seit Jahren den größten Anteil der EE im Bereich der Stromversorgung aus. Vielerorts wachsen jedoch die Vorbehalte gegenüber neu geplanten Anlagen. Das so genannte "Repowering" stellt eine elegante Lösung dar, um einige Probleme zu lösen, die durch einen weiteren Ausbau der Windenergie entstehen. Indem alte, vergleichsweise kleine Windkraftanlagen (WKA) durch heute marktübliche Baugrößen ersetzt werden, nutzt man die allgemeine technische Entwicklung und hilft, die installierte Leistung zu steigern, ohne neue Standorte erschließen zu müssen.

Bis zu fünfmal mehr Strom

Werden alte WKA abgebaut, müssen diese vollständig entfernt werden. Fundamente oder andere Teile der alten Anlagen zu verwenden ist technisch nicht möglich. Sofern der technische Zustand dies noch erlaubt, werden Altanlagen entweder auf dem sich auftuenden Gebrauchtmarkt angeboten und meist in anderen Ländern weiter genutzt oder werden verschrottet. In der Regel lässt sich ein hoher Anteil der verwendeten Materialien recyceln.
Da die neuen Anlagen auch vom Bau her größer sind, müssen auf der gleichen Fläche größere Abstände untereinander sowie zu den Grundstücksgrenzen und den benachbarten Nutzungen eingehalten werden, etwa zu Wohngebieten. Dadurch können deutlich weniger neue Anlagen errichtet werden. Seit den 90er Jahren hat sich jedoch die WKA-Leistung verzehnfacht. So kann die installierte Leistung zum Beispiel um den Faktor drei gesteigert werden, wenn zehn alte WKA mit rund 250 Kilowatt durch drei mit 2.500 Kilowatt Nennleistung ersetzt werden. Die Energieerträge können durch die höhere Effizienz der neuen Anlagen und die größere Bauhöhe sogar auf den Faktor 4 bis 5 gesteigert werden. Die verfügbare Fläche wird so besser ausgenutzt und Natur, Landschaftsbild und Anwohner weniger belastet.

Neuinvestition mit Startbonus

Für Betreiber alter WKA bietet das Repowering wirtschaftliche Anreize. Die gesetzlichen Regelungen, nach denen Windstrom vergütet wird, bringen für den Betreiber von Repowering-Anlagen höhere Tarife als wenn er die alte Anlage weiter betreiben würde. Dem steht jedoch auch eine neue Investition gegenüber. Da die lokalen Gegebenheiten bekannt sind, beispielsweise die Windverhältnisse, ist diese Investition aber mit einem deutlich geringeren Risiko behaftet als Planungen an einem neuen Standort. Außerdem lassen sich einige Kostenvorteile geltend machen, indem ein Teil der Infrastruktur weiter genutzt wird, zum Beispiel Wege oder Kabel.

Größte Hürde ist Genehmigung

Für eine neue Anlage muss aber auch das Genehmigungsverfahren neu durchlaufen werden. Hier gibt es einige Schwierigkeiten: Oft wurden die WKA, die jetzt erneuert werden sollen, Anfang der 90er Jahre aufgestellt. Wenn sie später außerhalb von ausgewiesenen Vorranggebieten errichtet wurden, können sie nicht ersetzt werden. Der Standort kann nicht erneut genutzt werden.
Daneben existieren in vielen für das Repowering prädestinierten Gebieten Norddeutschlands Höhenbegrenzungen und Abstandsregelungen, die ein sinnvolles Repowering nahezu unmöglich machen. Gelten maximale Bauwerkshöhen von 100 Metern, so lassen sich keine Anlagen mit Rotordurchmessern von 80 Metern und mehr errichten - dies entspricht einer Nennleistung von 2.500 Kilowatt. Technisch möglicher Zuwachs an Leistung und Energieertrag kann so nicht genutzt werden.
Repowering bietet eine große Chance die Windenergie gesellschafts- und umweltverträglich auszubauen. Nun müssen Bund, Länder und Gemeinden den Widerspruch zwischen politisch gewünschtem Repowering und genehmigungsrechtlicher Blockade lösen.

Weitere Informationen: www.wind-energie.de/index.php?id=417

Kontakt: Dr. Jochen Twele ist seit 2004 Koordinator für EE-Projekte bei der Ecofys GmbH. Zuvor hat er das Berliner Büro des Bundesverbands WindEnergie e.V. geleitet. Fon +49/30/27 57 43 15, E-Mail J.Twele@ecofys.de

Erschienen in punkt.um 10/05
www.oekom.de/nc/zeitschriften/punktum/aktuelles-heft.html

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Quelle: oekom verlag, D-80337 München
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