Der scheinbar unscheinbare Streit um die Kartoffelsorte "Linda" steht stellvertretend für eine Zukunftsfrage der Landwirtschaft und unserer Ernährung: Wie kann das Interesse der Allgemeinheit an kulinarischer Vielfalt auf dem Teller und an biologischer Vielfalt auf dem Feld gegenüber den einseitigen Interessen weniger Saatgutkonzerne verteidigt werden? Das Vorgehen der Firma Europlant im Falle der Kartoffelsorte "Linda" ist symptomatisch: In dem Moment, wo die beliebte Sorte in die freie Verfügung der Allgemeinheit übergehen sollte, wurde sie vom bisherigen Sortenschutzinhaber dem Markt trotz großer Nachfrage entzogen und Bauern, die die Sorte weiter anbauen wollen, sollen mit der Androhung hoher Schadensersatzforderungen eingeschüchtert werden. Damit missbraucht der Saatguthersteller das Saatgut- und Sortenrecht, das ihm 30 Jahre lang Lizenzgebühren garantiert hatte, das aber ebenso vorsieht, dass nach Ende dieser 30 Jahre im Sinne des Interesses der Allgemeinheit die Sorte frei zur Verfügung stehen soll. Der Fall "Linda" zeigt, dass Saatgutkonzerne offenbar nicht bereit sind, das Recht der Allgemeinheit am Kulturgut Saatgut anzuerkennen. Es ist zu befürchten, dass Saatgutkonzerne ihre Machtposition mit der Einführung von patentierten Gentech-Sorten weiter ausbauen werden und versuchen werden, die Vielfalt auf unseren Tellern durch Einheitssorten zu ersetzen. Dem gilt es über entsprechende gesetzliche Regeln Einhalt zu gebieten. Wir begrüßen, dass das Bundessortenamt die Zulassung der "Linda" zumindest bis 2007 verlängert hat. Damit steigen die Chancen zur Rettung von "Linda" und damit eines guten Stücks Geschmack.
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