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In der Rubrik:   
Umwelt & Naturschutz   
Umwelt- und Nord-Süd-Nachrichten Dezember 2004
zusammengestellt von Norbert Suchanek
Der EED warnt: globalen Verschmutzung mit Gen-Pflanzen droht

Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) warnt vor einem Freibrief für die globale Verschmutzung mit genetisch veränderten Organismen (GVO). Die Länder USA, Kanada und Argentinien wollen, dass zukünftig Lieferungen von Agrargütern bis zu fünf Prozent gentechnische Verunreinigung enthalten dürfen, ohne dass dies gekennzeichnet werden müsse. Die drei größten Gen-Food-Anbauländer unterstützen damit die internationale Koalition der großen Getreidehändler, die diesen Vorschlag zum so genannten Biosicherheitsprotokoll eingebracht hatten. Wenn sich diese Gentech-Lobby durchsetzt, könne die weltweite "Verseuchung" der Umwelt mit GVO nicht mehr zu verhindern sein, befürchtet der EED.
"Wir bezeichnen es als gefährliche Strategie, dass hier allen Ernstes überlegt wird, alle Massenware standardmäßig mit dem Vermerk auszuzeichnen, ‘könnte gentechnisch veränderte Organismen enthalten’", kritisiert Rudolf Buntzel-Cano vom EED den Stand der laufenden Verhandlungen. "Eine solche Kennzeichnung würde gerade Entwicklungsländer daran hindern, sich zu informieren und dann zu entscheiden, welche gentechnisch veränderten Güter sie aus Sicherheitsgründen ablehnen". Der EED-Welternährungsbeauftragte fügt hinzu: "Diejenigen Länder, die gentechnikfrei bleiben wollen, müssten alle Kosten der Information und des Schutzes tragen. Damit werden die Kosten einseitig abgewälzt auf die Importländer. Der Verhandlungsstand erweckt eher den Anschein, es gebe ein Recht auf globale gentechnische Kontamination und nicht auf Biologische Sicherheit!"
Info: Evangelischer Entwicklungsdienst e.V. (EED), Ulrich-von-Hassell-Str. 76, 53123 Bonn, Tel.0228-8101-2503, Website: www.eed.de


Mexiko: Naturschutz und Entwicklungshilfe gegen Zapatisten?

"Gen-Diebstahl" für die Pharmaindustrie und der Naturtourismus sind ein globales, gut gehendes Geschäft in Regenwaldgebieten geworden. Auch Mexikos Regenwaldreservat Montes Azules im Gebiet der Lacandonen soll Urlauber anlocken und der Pharmaforschung dienen und damit zu einer Geldquelle werden, wobei der "Naturschutz" freilich offiziell im Fordergrund steht. Pech nur für die Naturschutz- und Tourismus-Investoren – zu denen die US-Naturschutzorganisation Conservation International CI, die US-amerikanische Entwicklungsbehörde US-Aid – dass in diesem Gebiet noch mexikanische Indianer leben und die zapatistische Guerilla EZLN dort fest im Sattel sitzt. Die Lösung für CI und die mexikanische Regierung ist einfach und bereits in vielen anderen Regenwaldgebieten der Erde erprobt: Die Indianer, die dem wahren Naturschutz nur im Wege sind, sollen aus dem Wald raus und irgendwo anders umgesiedelt werden.
Wie der in Mexiko lebende Journalist Wolf-Dieter Vogel kürzlich berichtete, seien auch die Europäische Union sowie das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit ihrer ausführenden Entwicklungsagentur, die GTZ, darin verwickelt. Im Rahmen des Projekts "Soziale und nachhaltige Entwicklung im Lakandonischen Regenwald" solle in der Region laut Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) mit Hilfe ressourcenschonender Anbaumethoden die Kultivierung vermarktungsfähiger Produkte wie Kaffee, Honig und Heilpflanzen gefördert werden. Einheimische Menschrechtsinitiativen und Zapatisten vermuten hinter dem Projekt aber eine versteckte Aufstandsbekämpfungsmaßnahme. "Dafür spricht, dass die Projekte rund um Montes Azules angesiedelt sind", so Wolf-Dieter Vogel und stellt die Frage: "Sollen sie helfen, die Bevölkerung aus dem Bioreservat zu vertreiben und den Zapatisten ihr Rückzugsgebiet zu nehmen?"
Weitere Infos:
DNR Redaktionsbüro Info-Service, 2. November 2004, E-Mail: info-berlin@dnr.de]


Kongo: Heimlicher Krieg im Regenwald

"Die Lage ist dramatisch. In Afrikas Regenwäldern ist ein Wettstreit unter Holzkonzernen entbrannt", berichtet Lukas Straumann vom Bruno-Manser-Fonds, der Regenwaldschutzorganisation mit Sitz in der Schweiz. In Zusammenarbeit mit dem Basler Afrika-Komitee hat der Bruno-Manser-Fonds nun eine Sonderausgabe des Afrikabulletins herausgebracht, die eine schonungslose Bestandsaufnahme über die Katastrophale Entwicklung im zweitgrößten Regenwaldgebiet der Erde ist. "Tag für Tag sind die abgelegenen Regenwälder des Kongobeckens Schauplatz von Menschenrechtsverletzungen, Wilderei und Naturzerstörung: Ein nicht erklärter Krieg, betrieben durch die Holzindustrie und Konsumenten in den Industriegesellschaften, gefördert durch korrupte Regierungen, toleriert von kompromissbereiten Umweltorganisationen", schreibt Ruedi Suter in seiner "Reportage aus dem grünen Herzen Afrikas". Der Schweizer Journalist kritisiert in diesem Zusammenhang den internationalen World Wide Fund for Nature (WWF) und die US-amerikanischen Wildlife Conservation Society, die mit den Abholzern paktieren. Hauptopfer dieses Kriegs um Holz und Wald unter den Augen dieser Millionen schweren Naturschutzorganisationen sind die traditionellen Waldvölker wie die Baka-Pygmäen.
Info:
Bruno-Manser-Fonds, Heuberg 25, Ch-4051 Basel, E-Mail: info@bmf.ch, www.bmf.ch
Info:
Umweltbundesamt, Postfach 33 00 22, 14191 Berlin
Telefon: 030/89 03-2226, Fax: 030/89 03-2798
Internet: www.umweltbundesamt.de


Tendenz steigend:
Deutschland importiert fünf Millionen Tonnen Abfall

Wie das Umweltbundesamt (UBA) berichtet, importiert Deutschland immer mehr Abfall aus dem Ausland. "Die Menge der im Jahr 2003 importierten genehmigungspflichtigen Abfälle ist mit 4,9 Millionen Tonnen - wie schon in den Jahren zuvor - erneut deutlich gestiegen", so das UBA. Gegenüber dem Jahre 2002 stiegen die Abfallimporte um eine Million Tonnen. Importiert wurden beispielsweise 1,7 Mio. t gemischte Materialien wie Sortierreste und gemischte Verpackungsabfälle, 470.000 t behandeltes Holz, 310.000 t Rückstände aus Abfallverbrennungsanlagen, 260.000 t Klärschlamm, 270.000 t Schlacken aus der Eisen- und Stahlindustrie, 270.000 t Hühnertrockenkot, 150.000 t Rückstände aus der Aluminiumerzeugung, 50.000 t Altöl sowie 100.000 Tonnen gemischter Hausmüll. Ursprungsländer dieser Abfälle sind vor allem die Niederlande (2,6 Mio. t) und Belgien (600.000 t). Die Einfuhr aus nicht-europäischen Staaten ist dagegen mit rund 10.000 t gering.


Mehr Mobilität mit weniger Autos

Die Umwelt- und Lebensqualität in den Städten verbessern und dabei langfristig auch Geld sparen: Das ließe sich erreichen, wenn die Kommunen weg vom Auto kommen, meint nicht nur der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge. In Deutschland geben allein die Kommunen für den Autoverkehr jährlich über zehn Milliarden Euro aus, einzelne Großstädte sogar über 100 Millionen Euro. "Würde ein Teil des Autoverkehrs auf das Rad oder Bus und Bahn verlagert, ließen sich auch erhebliche Kosten sparen", so der UBA-Präsident. "Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile, ohne Auto mobil zu sein: für ihre Gesundheit, für ihre Fitness, für ihr Wohnumfeld und für die Umwelt", betonte Troge. Eine Umfrage im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) bestätigt, dass 77 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Städten mehr Platz für Fußgänger wünschen. Zwei Drittel der Bundesbürger sind dafür, in größeren Städten die Innenstadt weitgehend für den Autoverkehr zu sperren.


Flächenverbrauch ist ökologisches, finanzielles und soziales Risiko

Das Umweltbundesamt (UBA) fordert, endlich die Subventionen für die Zersiedelung der Landschaft zu streichen. Noch immer werden 105 Hektar Fläche täglich in Deutschland neu für Siedlungen und Verkehr zubetoniert, verbaut, asphaltiert oder zugepflastert. Begünstigt wird dies auch durch staatliche Subventionen, wie die Eigenheimzulage, oder falsche Weichenstellungen im Steuersystem wie die derzeitige Grunderwerbsteuer. Das UBA hält es für notwendig, die staatlichen Förderungen, die die Flächeninanspruchnahme für Siedlungen und Verkehr begünstigen, grundlegend zu reformieren. "Denn", so das UBA, "der seit Jahren konstant hohe Flächenverbrauch frisst nicht nur wertvolle natürliche Lebensräume auf. Er wird auch immer mehr zu einem finanziellen und sozialen Risiko für Bund, Städte und Gemeinden. Permanent werden neue Gewerbe- und Siedlungsgebiete erschlossen, deren Bedarf vielfach nicht mehr gegeben ist. Menschen und Gewerbe wandern derzeit aus den Innenstädten ab. Diese veröden, die Fixkosten für die Infrastruktur - wie etwa die Wasserversorgung - bleiben aber gleich. Die zwangsläufig steigenden Gebühren müssen immer weniger Menschen zahlen. Im Ergebnis dieser Entwicklung ist zu befürchten, dass in den Innenstädten zunehmend Problemquartiere entstehen, weil eher sozial Schwache zurückbleiben."
Info:
Der UBA Bericht "Reduzierung der Flächeninanspruchnahme durch Siedlungen und Verkehr - Strategiepapier des Umweltbundesamtes" umfasst 148 Seiten, kostet 24,80 Euro und ist beim Erich Schmidt Verlag Berlin, Genthiner Str. 30 g, 10785 Berlin sowie im Buchhandel erhältlich. Die Studie "Reduzierung der Flächeninanspruchnahme durch Siedlungen und Verkehr - Materialienband" ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes als Nr. 90/03 erschienen. Sie ist kostenlos erhältlich beim Umweltbundesamt, Zentraler Antwortdienst (ZAD), Postfach 33 00 22, 14191 Berlin; Fax-Nr.: 030/8903-2912; E-Mail: info@umweltbundesamt.de.


Reisemagazin hilft Indianern

Zusammen mit der Regenwaldschutzorganisation Pro Regenwald setzt sich das in München ansässige Reisemagazin 'Verträglich Reisen' für die Tupiniquim- und Guarani-Indianer in Brasilien ein, die Opfer von Eukalyptus-Monokulturen wurden. Der Zellstoff- und Papierkonzern Aracruz hat sich illegal weite Teile des Indianerlandes angeeignet, die natürlichen Wälder abgeholzt und mit umweltschädlichen Eukalyptus-Monokulturen zur Papierherstellung bepflanzt. Bäche und Flüsse wurden verseucht, das Land unfruchtbar. Eine "Grüne Wüste" entstand, wie die Brasilianer heute die Eukalyptus-Plantagen nennen.
Nun droht Brasiliens Indianern und Kleinbauern die Ausweitung der Baummonokulturen unter dem Deckmantel des Klimaschutzes und mit Geldmitteln aus dem so genannten Emissionshandel. Als Kompensation für die Verschmutzung der Atmosphäre mit Treibhausgasen wie Kohlendioxid durch den Flugverkehr sollen gerade in den tropischen Ländern große umwelt- und sozial schädliche Monokulturen mit schnell wachsenden Baumarten wie Eukalyptus entstehen. Viele Umweltgruppen und Indianervertreter in Brasilien wehren sich dagegen. Auch die Tupiniquim, das erste Opfer des Eukalyptus-Wahns.
Verträglich Reisen möchte den Tupiniquim helfen und ruft dazu auf, für sie zu spenden. Das Magazin, das sich auf umwelt- und sozial verträgliche Urlaubsangebote spezialisiert hat, möchte damit ein Zeichen setzen und darauf aufmerksam machen, dass man Klimaschutz (und Fernreisen) nicht auf dem Rücken der indigenen Völker austragen soll. Die neue Ausgabe von Verträglich Reisen - sie erschien am 15. November – berichtet ausführlich über die Tupiniquim und das aktuelle Tourismusthema "Fliegen für die Umwelt".
Auch eine Fotoausstellung in München steht im Zeichen der Tupiniquim: Noch bis 31. Januar 2005 zeigt die unopiú-Espressobar – in der Lindwurmstr. 79, am Goethe-Platz, Tel. 089-51617299 - Fotos von den Mebengokre-Indianern des südöstlichen Amazonasgebietes sowie eindrucksvolle Aufnahmen aus der Mata Atlantica, dem bedrohtesten Regenwaldgebiet Brasiliens. Ein Teil des Verkaufserlöses der Fotos kommt den Tupiniquim-Indianern zu gute, die sich gegen die Ausweitung der "Grünen Wüste" einsetzen und um den Erhalt ihrer Gebiete kämpfen.
Info:
Verträglich Reisen, Herzogstrasse 105, D-80796 München, Tel.: 089 30881-28, Fax.: 089 30881-18, E-Mail: info@vertraeglich-reisen.de

 
Quelle: Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
http://www.derspatz.de/
derSpatz@t-online.de
    

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