Der Ursprung des aus Gerste gebrannten Whisky, dessen Name abgeleitet vom gälischen Uisge Beatha "Wasser des Lebens" bedeutet, liegt in Irland und Schottland. Irische Mönche verbreiteten wahrscheinlich schon vor über 1000 Jahren das Wissen um "uisge beatha" auf den britischen Inseln und schenkten das Lebenswasser in ihren Klöstern aus. Natürlich handelt es sich damals - wie auch in den folgenden Jahrhunderten bis zur industriellen Revolution in der Landwirtschaft - um 100 Prozent biologisch erzeugten Whisky. Den weltweit ersten Bio-Whisky unserer Zeit - also nach Erfindung von Kunstdünger und chemischen Pestiziden - brannte 1992 die schottische Springbank-Distillery. Die Idee dazu hatte der walisische Bio-Bauer John Savage-Onstwedder, ein Urgestein des britischen Öko-Anbaus. Er wollte zur bevorstehenden Jahrtausendwende ein Zeichen setzen und das 21. Jahrhundert mit einem echten Bio-Whisky begießen, was er dann auch tat, nachdem das sieben Jahre in Sherry-Fässern gereifte "Lebenswasser" ungefiltert in Flaschen abgefüllt war. Allerdings blieb die Produktion des "Da Mhile Organic Single Malt" von Springbank auf 1000 Flaschen beschränkt. Eine davon hat sich frühzeitig ein anderer walisischer Öko-Bauer gesichert: Prinz Charles, the Prince of Wales. Mit Bio-Whisky spekulieren Vergangenen März meldete nun die traditionsbewusste, schottische Bruichladdich-Distillery auf Islay, der südlichsten Insel der schottischen Hebriden, dass sie künftig jedes Jahr einen Bio-Whisky aus schottischer Bio-Gerste herstellen will. Der erste, vom Biologisch-Dynamischen Anbauverband Demeter zertifizierte Öko-Whisky von Bruichladdich lagert bereits seit Ende vergangenen Jahres in seinen Fässern. Der generell auf Umweltschutz und regionale Kreisläufe setzende Produktionschef der Brennerei und "Master Distiller", Jim McEwan, würde am liebsten die gesamte Whisky-Produktion auf biologische Rohstoffe umstellen. Leider gebe es noch nicht ausreichend schottische Bio-Gerste. Jim McEwan geht es bei der traditionellen Herstellung seines "Green Bruichladdich" auch darum, den Geschmack eines Whiskys wie er vor 100, 200 oder 300 Jahren war, wieder zu entdecken. Bis das nun in Bourbon-Fässer lagernde Destillat allerdings den Genießer Gaumenfreuden bereiten kann, werden noch ein paar Jährchen ins Land gehen. Master Distillery Jim McEwan wird ihn wahrscheinlich mindestens 8 Jahre lagern lassen, bis er das edle Getränk in Flaschen füllen lässt. Wer den "Green Bruichladdich" dann genießen möchte, sollte sich allerdings bereits jetzt darum kümmern. Die schottische Distillery bietet nämlich so genannte Futures vom neuen "Green Bruichladdich" an. Das heißt man kann für umgerechnet rund 350 Euro ein "Case" von 12 Flaschen erwerben, die in einigen Jahren mit einem besonderen Label abgefüllt und dann vielleicht noch viel teurer werden: Bio-Whisky als Spekulationsobjekt. Schweizer Whisky Whiskys gibt es nicht mehr nur aus Schottland oder Irland. In vielen Ländern wird das hochprozentige Getränk gebrannt, selbst in Japan. Am bekanntesten dürften die Destillate aus den USA sein, die allerdings neben Gerste auch Roggen, Mais, oder Weizen einsetzen. Ein amerikanischer Bio-Whisky ist allerdings noch nicht in Sicht. Doch dafür gibt es bereits einen echten Öko-Whisky aus dem Baselbieter Dorf Lauwil in der Schweiz. Seit 1999 brennt man dort auf dem Bauernhof "Die Holle" das edle Getränk aus biologisch angebauter Gerste. Der "Holle Single Malt" der nach eigenen Angaben kleinsten Whisky-Brennerei der Welt reift in alten Rot- und Weißweinfässer und erfreut sich steigender Beliebtheit bei Kennern. Bio-Korn und Bio-Grappa gibt's schon länger Hochwertiger Bio-Whisky ist freilich nur eine aktuelle Spitze der Bio-Brände. Längst auf dem Markt und etabliert sind Brände aus Trester oder Früchten aus dem ökologischen Anbau. Es gibt schmackhafte Obstler aus den verschiedensten Regionen, erstklassigen Bio-Grappa aus Italien und milden, aromatischen Bio-Weizenkorn und Bio-Wodka aus Deutschland. Selbst Weinbrand, Gin, Rum und brasilianischer Zuckerrohrschnaps (CACHAÇA) werden längst wieder auch aus biologischen Rohstoffen gebrannt. Und aus Frankreich kommen Bio-Fernet und meisterliche Bio-Cognacs und Bio-Armagnacs. Wer umweltbewusst und biologisch lebt, muss kein Kostverächter oder Anti-Alkoholiker sein. In Bioqualität genießen heißt nicht asketisch darben sondern in Maßen genießen und dabei die Umwelt schonen. Norbert Suchanek INFO www.bruichladdich.com www.murray-mcdavid.com/da_mhile_organic.htm www.single-malt.ch
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