Den großen Sprung nach vorn machte die vegetarische Bewegung durch die BSE-Krise. Damals hat sich die Zahl der Vegetarier von zweieinhalb Millionen auf etwa fünf Millionen erhöht. Inzwischen sind es sechs Millionen - Tendenz steigend. Besonders unter Jugendlichen ist es oft schick, fleischlos zu leben. Viele begründen ihren Vegetarismus ethisch, andere politisch oder ganz pragmatisch gesundheitlich. Eugen Drewermann sagt: "Ich bin Vegetarier aus Liebe zu den Tieren." Für diese Haltung gibt es gute Gründe, denn in Deutschland müssen 63 Prozent aller Rinder und Kälber, 66 Prozent aller Mastschweine, 83 Prozent aller Legehennen und 99 Prozent aller Masthühner unter den Bedingungen der Massentierhaltung leben. Andere wissen: Fleischliche Ernährung ist besonders energieaufwendig. Die Futtermittel in der Tier- und vor allen Massentierhaltung kommen zu etwa 40 Prozent aus Übersee, häufig aus Ländern, wo viele Menschen hungern oder gar verhungern, wie in Brasilien oder Äthiopien. Nahrungsmittel aus Drittweltländern also für deutsche Schweine! Rein pflanzliche Ernährung ist entschieden wirtschaftlicher als die Umweg-Ernährung über das Tierfleisch. Für tierische Futtermittel wird inzwischen weit mehr Kulturland benötigt als für pflanzliche Produkte, die direkt von Menschen verzehrt werden. Je größer die Anbauflächen für Tierfutter, desto mehr Düngemittel, was wiederum mitverantwortlich ist für Grundwasserbelastung und Luftverschmutzung. Ob wir uns überwiegend pflanzlich oder eher fleischlich ernähren: Entscheidend ist, dass wir die Zusammenhänge unseres Tuns und unseres Verhaltens kennen. Jeder muss für sich selbst herausfinden, was ihm gut tut und welche Ernährung er vor seinem Gewissen rechtfertigen kann. Unstrittig ist übrigens: Viel Fleisch ist ungesund. Zur Zeit verspeist ein deutscher Mensch im Laufe seines Lebens durchschnittlich 22 Schweine, sieben Rinder, 20 Schafe, 600 Hühner sowie zusätzlich Wildtiere, Süßwasser- und Meeresfische. Der Fleischhunger des Menschen scheint so unersättlich wie seine Respektlosigkeit gegenüber dem Tier grenzenlos ist. Die meisten Tiere, die wir uns einverleiben, werden heute künstlich erzeugt, maschinell gemästet und am Fließband geschlachtet. Im Durchschnitt isst ein deutscher Mensch pro Jahr über 80 Kilogramm Fleisch und Wurst. Die Folgen für unsere Gesundheit, für die Krankenkassen und damit unseren Geldbeutel sind bekannt. Hinzu kommt: Wer sich vegetarisch oder weitgehend vegetarisch ernährt, entlastet den Treibhauseffekt, weil er für seine Ernährung weit weniger Energie verbraucht. Weitere Infos: Deutscher Vegetarierbund VEBU-Kampagne: vegetarisch unterwegs
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