Der Garchinger Reaktor kostet fast eine halbe Milliarde Euro. Bedenkt man, dass die Regierung sogar die bayerischen Wälder verkaufen will, um ihren Haushalt zu finanzieren, muss man besonders strenge Kriterien an den Nutzen eines solchen Großprojekts anlegen. Der ist jedoch eher dürftig. In einer Denkschrift zum Reaktor werden Forschungsarbeiten aufgeführt, die international von geringem Interesse sind. Schon vor zehn Jahren schrieb Prof. Mößbauer von der TU München in der Süddeutschen Zeitung (vom 17.02.1994, S. 21):zu der Frage, warum man in München einen eigenen Reaktor braucht, wo es doch einen leistungsfähigeren in Grenoble gibt: "Es geht bei der Verteilung (der Experimentierplätze in Grenoble) nicht nach dem Länderproporz, sondern nach der Qualität. Und wenn wir nichts Gescheites mehr anbieten können, dann kommen wir nicht mehr zum Zug." Wäre es da nicht besser und billiger, ein paar gute Wissenschaftler anzustellen, um "etwas Gescheites" zu machen, statt einen neuen Reaktor zu bauen? Als einziger Reaktorneubau der westlichen Welt wird der FRM II mit sog. "Waffen-Uran" betrieben, mit dem auch Atombomben gebaut werden. 1995 sollte bei der Neufassung des Atomwaffensperrvertrags dieses Waffen-Uran grundsätzlich verboten werden. Wegen des Garchinger Reaktors setzte damals Außenminister Kinkel durch, dass dieser Teil des Sperrvertrags gestrichen wurde. Das ist ein großes Problem, weil jedes Land, das einen solchen Reaktor hat, innerhalb kürzester Zeit Atombomben bauen kann. Für die Wissenschaft ist dieses Waffen-Uran nicht nötig. Das berühmte Argonne National Laboratory hat einen alternativen Entwurf zum Garchinger Reaktor vorgelegt, der bei praktisch gleichem Neutronenfluss mit normalem Uran auskommt. Die Aussage, dass "die Wissenschaft" das Waffen-Uran benötigt, ist somit eindeutig falsch. Wegen des "Schweren Wassers", das im FRM II verwendet wird, ist der Ausstoß von radioaktivem Tritium ähnlich hoch wie bei einem normalen Atomkraftwerk. Aus dem offiziellen deutschen Kinderkrebsregister ergibt sich, dass in der Umgebung der Deutschen Kernkraftwerke die Häufigkeit von Krebs bei kleinen Kindern signifikant erhöht ist. Will man der Bevölkerung dieses Opfer auch im Namen der Wissenschaft abverlangen? Neben der Einweihungsfeier des Reaktors findet eine Protestveranstaltung statt, an der verschiedene Bürgerinitiativen und Vertreter von ödp, Die Grünen und SPD teilnehmen. Die ödp beklagt besonders, dass das Ultragift Plutonium in die Isar "entsorgt" wird, und zwar an einer Stelle, wo häufig gebadet wird.
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