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Soziales u. Gesellschaft   
Selbst die "Willigen" werden jetzt unwillig
Ein Jahr nach Beginn des Irak-Kriegs wird es einsam um Präsident Bush. Mit einer "Koalition der Willigen" wollten Bush und Blair die Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins zerstören, den Diktator stürzen und im Irak sowie im ganzen Nahen Osten die Demokratie einführen.

Massenvernichtungswaffen wurden aber keine gefunden und von Demokratie ist der Irak Lichtjahre entfernt. Lediglich Saddam Hussein konnte gefangen werden. Dafür mussten etwa 18.000 Menschen sterben. Eine traurige Bilanz, politisch eine Katastrophe. Auch die "Willigen" werden jetzt sehr unwillig.

Spaniens neue Regierung hat den Rückzug seiner Soldaten aus dem Irak angekündigt. Australiens Präsident John Howard sagt heute: "Wenn ich vor einem Jahr gewusst hätte, was ich heute weiß, hätten wir uns nicht am Krieg beteiligt." Auch in Italiens Regierung wächst jetzt die Kritik. Erstmals sagte ein italienischer Minister, der Christdemokrat Rocco Buttiglione: "Der Krieg war vielleicht ein Fehler. Möglicherweise hätte er verhindert werden können. Auf jeden Fall war er nicht die beste Lösung."

Noch deutlicher wird an diesem Tag die polnische Regierung, wie die italienische ebenfalls am Krieg beteiligt. Der polnische Präsident Kwasniewski sagte, Polen wurde in der Frage der "angeblichen Massenvernichtungswaffen hereingelegt". Er fügte hinzu: "Wir sind an der Nase herum geführt worden. Wir wurden getäuscht." Das ist freilich eine sehr billige Ausrede. Wer es vor einem Jahr wirklich wissen wollte, konnte wissen, dass Saddam Hussein von UNO-Inspektoren längst abgerüstet war. Inzwischen hatte Kwasniewskis Büro dementiert, dass der Präsident das so gesagt habe. Aber dafür hat soeben Südkoreas Regierung abgelehnt, neue Truppen nach Irak zu schicken wie es Washington gewünscht hatte.

Auch in den USA wächst die Kritik an der Irak-Politik der Regierung. Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry sagte: "Die Regierung hält stur an ihrer gescheiterten, einseitigen Politik fest, die Verbündete verschreckt." Dennoch wird in den USA der angekündigte spanische Rückzug aus dem Irak als "Verrat" angesehen. Die meisten Journalisten kommentieren entsprechend - auch sie sind zum Umdenken unfähig.

Und der Wahlausgang in Spanien ist kein "Sieg von Terroristen" wie in USA jetzt häufig zu lesen und zu hören ist, sondern ein Sieg der Demokratie und des Willens zum Frieden. Offenbar sind in Spanien viele Wähler bereit gewesen, aus seinen Fehlern zu lernen. Das steht den US-Wählern noch bevor - aber ebenso den Wählern in Polen, Italien und Australien.

Und in Deutschland? Was sagt eigentlich Angela Merkel heute zum Irak-Krieg? Vor einem Jahr hatte sie getönt, wir würden uns am Krieg beteiligen, wenn wir an der Regierung wären. Heute schweigt die Frau, die 2006 Kanzlerin werden möchte. Auch deutsche Wähler haben allen Grund, wachsam zu bleiben.

© 2004 Franz Alt
 
Quelle: Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
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