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Umweltschutz   
Sauber und fair waschen und putzen
Von Norbert Suchanek
Fair und umweltfreundlich waschen und putzen ist mit konventionellen Mitteln nicht zu machen - Putzwahn mit Palmöl auf Kosten des Regenwaldes


Früher waren häufig Erdölprodukte und schwer abbaubare Substanzen Bestandteil der industriellen Putz- und Waschmittel der großen Firmen wie Unilever, Procter & Gamble, Henkel und Co., so dass es reihenweise Kritik von Seiten der damaligen Umweltschutzbewegung hagelte. Zum einen, um den "Ökos" den Wind aus den Segeln zu nehmen, zum anderen aber auch, um vom teueren Erdöl unabhängiger zu werden, suchte die Branche dann nach billigen Alternativen. Sie fanden sie in Form von Palmöl aus den Tropen. Zwar werden die Firmen nun seltener kritisiert, doch ökologischer sind Produkte der Waschmittelbranche dadurch dennoch nicht geworden. Im Gegenteil, denn seit Mitte der 1980er Jahre stirbt nun der tropische Regenwald für Führjahrsputz und Sauberkeitswahn, verlieren Tausende von traditionellen Waldbewohnern Lebensraum und Existenz.

Tenside sind ein Hauptbestandteil von industriellen Waschmitteln. Etwa ein Drittel der in Westeuropa verwendeten etwa eine Million Tonnen Tenside werden heute aus nachwachsenden Rohstoffen, vor allem aus Palmöl hergestellt. Allein die Firma Unilever verbraucht 1,5 Millionen Tonnen Palmöl jährlich. Um preisgünstig und ausreichende Mengen diesen nachwachsenden Rohstoff produzieren zu können wurden und werden Tausende von Hektar Regenwald in Südostasien oder Lateinamerika abgeholzt und Ureinwohner vertrieben und auf deren Gebieten Ölpalm-Plantagen angelegt. Diese Palmöl-Projekte wurden teilweise als staatliche Entwicklungshilfeprojekte bezeichnet und mit Krediten deutscher Banken wie Deutsche Bank, Commerzbank und Bayerische Hypo- und Vereinsbank sowie in Zusammenarbeit mit korrupten Regierungen und einheimischen Eliten und durchgeführt, die sich offensichtlich einen Dreck, um die eigene Urbevölkerung scheren, solange die Kasse stimmt.

Die davon profitierenden Konzerne indes waschen sich ihre Hände in Unschuld, tauchen sie doch in diesem rücksichtslosen Spiel meist "nur" als "unwissende" oder die Situation "beschönigende" Abnehmer des Palmöls auf. Nach einer Umfrage der Waldschutzorganisation Robin Wood lehnten die verarbeitenden Unternehmen jede Verantwortung ab. Dabei importiert die deutsche Industrie jährlich rund 400.000 Tonnen des begehrten nachwachsenden Rohstoffs allein aus Indonesien. Weiteres Palmöl kommt aus Malaysia und anderen Tropenländern. Und der Palmöl-Boom ist noch längst nicht vorbei: Bis zum Jahr 2005 will Indonesien die Fläche seiner Plantagen verdoppeln. Neuerdings werden diese unmenschlichen Plantagen sogar als Klimaschutzmaßnahme propagiert.

Dieser Palmölskandal zeigt zu Anfang des 21. Jahrhunderts auch deutlich die ans perverse grenzende Doppelzüngigkeit der von den Industriestaaten dominierten Weltbank auf, die auf der einen Seite verkündet, dass der indonesische Tieflandwald auf Sumatra innerhalb der nächsten drei Jahre und auf Borneo in spätestens acht Jahren von der Erdoberfläche verschwunden sein werde, wenn die Abholzung so weitergehe. Andererseits drängt sie zusammen mit ihrer Schwesterorganisation, dem Internationale Währungsfonds (IWF) Länder wie Indonesien dazu, den exportorientierten Agrarsektor und damit Ölpalmplantagen auszuweiten, um die Zinsen für internationale Schulden zu bezahlen.

Doch niemand muss diese "unmenschlichen" Waschmittel kaufen

Die Umweltschutzorganisation Robin Wood empfiehlt allen Verbrauchern, die diese Entwicklung nicht tolerieren, bei Reinigungsmittel auf solche umsteigen, die auf Seifenbasis hergestellt sind und unnötige Waschgänge vermeiden. Auch gibt es erste Unternehmen, die Waschmittel aus fair gehandelten Rohstoffen erzeugen. Am ehesten finden sich umweltfreundlich und auch sozial verantwortlich erzeugte Wasch- und Putzmittel im Naturkosthandel. Dort finden sich Produkte, die beispielsweise aus ökologisch angebauten Kokosnüsse aus dem brasilianischen Bahia hergestellt sind. Verbraucher, die keinen Naturkostlanden in der Nähe haben, bleibt nur noch der Versandhandel oder das konsequente Nachfragen nach Produkten ohne Palmöl-Tensiden in den Supermärkten.

Eine faire Alternative könnte auch die Waschnuss sein, die neuerdings im Naturkosthandel als "Multitalent" für Wäsche und Haushalt angepriesen wird. Sie gehört zur Familie der Seifenbäume, die in vielen tropischen Regionen vorkommen. Wichtiger, waschaktiver Inhaltsstoff dieser Waschnuss ist das Saponin, der sich in besonders konzentrierter Form von etwa 14 Prozent in der Fruchtschale der südindischen sapindus trifoliatus findet. Dieser Seifennuß-Baum" wird dort deshalb auch schon seit vielen Jahrhunderten kultiviert. Fair gehandelt könnte diese Waschnuss, zumindest in Indien für ökologische Arbeitsplätze sorgen und bei uns die Gewässerbelastung mit künstlichen Waschsubstanzen verringern helfen. Doch die Zeitschrift Öko-Test bescheinigte der indischen Waschnuss ein "mangelhaft", weil sie angeblich nur eine sehr mäßige Waschleistung und Fleckenentfernung hat. Das Untersuchungsteam der ZDF-Umwelt-Redaktion allerdings kam erst kürzlich zu anderen Ergebnissen. "Bei normaler Verschmutzung konnten durchaus gute Ergebnisse erzielt werden", so ZDF-Umwelt. Bei hartnäckigen Flecken wäre das konventionelle Waschmittel zwar überlegen. Aber bei besonderer Verschmutzung könne man ja eine zusätzliche Fleckenbehandlung vornehmen. "Waschnüsse", so abschließend die ZDF-Umwelt-Redaktion, "machen nicht nur Wäsche sauber, sie sind auch für die Körperreinigung und -pflege geeignet."

Kommentar zum Palmöl:

September vergangenen Jahres verkündete der World Wide Fund for Nature (WWF) einen angeblichen Etappensieg im Kampf um die Regenwälder Indonesiens. Der Düsseldorfer Konzern Henkel habe auf Druck des WWF als erstes deutsches Großunternehmen des Non-Food-Sektors öffentlich anerkannt, dass die indonesischen Regenwälder und die dort heimischen Elefanten, Tiger und Orang Utans durch den Anbau von Ölpalmen bedroht sind. Noch mal zum Mitschreiben: Die Henkelmanager haben anerkannt, dass die Regenwälder in Indonesien durch Ölpalmplantagen bedroht sind. Toll! Wenn solche Lächerlichkeiten schon als Etappensieg gefeiert werden müssen, dann steht es wirklich schlimm sowohl um die deutsche Umweltschutzbewegung als auch um die Regenwälder. Dieser "Etappensieg" des WWF ist eher ein Armutszeugnis. Wenn der Konzern Henkel seine Mitschuld an der Regenwaldvernichtung und am Genozid an den Waldvölkern bekannt hätte: Das wäre ein Etappensieg gewesen, an dessen Ende ein tatsächlicher Stopp der Regenwaldvernichtung und Entschädigung der Betroffenen Ureinwohner stehen könnte. Aber wo sind die Politiker, die Umweltschützer, die dieses von den Profiteueren der rücksichtlosen Regenwaldvernichtung einfordern und sich dabei nicht wie der WWF mit Almosen abspeisen lassen? Auch die von Henkel geäußerte Bereitschaft zur Teilnahme an "internationalen Verhandlungen mit anderen Großunternehmen, um Standards für die ökologische und sozial gerechte Produktion von Palmöl zu entwickeln und danach auf Basis dieser Ergebnisse geeignete Maßnahmen einzuleiten" ist doch bloß Augenwischerei, und dient lediglich dazu, Zeit herauszuschinden und vollendete Tatsachen zu schaffen. Die Regenwaldvernichtung geht schließlich ungebremst weiter. / Norbert Suchanek


Regenwaldschützer contra Palmöl

Seit einigen Jahren werden in Indonesien und Malaysia gigantische Ölpalmen-Plantagen angelegt. Diese "Landentwicklungsprojekte" umfassen bisher rund sechs Millionen Hektar. Neben den verheerenden ökologischen Folgen gibt es in zunehmendem Maß Konflikte mit den dort ansässigen Menschen, die Angst haben, ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Die Nachfrage nach Palmöl steigt weltweit. Fast niemand in den Industrieländern kennt Palmöl - doch in jedem Supermarkt stehen Hunderte Produkte, die Palmöl enthalten. Für die Regierungen von Malaysia und Indonesien ist Palmöl vor allem eines: Ein Devisenbringer. Industrieländer brauchen Öle für die Lebensmittel- und Waschmittelindustrie. Palmöl kann man für Margarine und Eiscreme verwenden, für Kaffeeweißer, Schokoriegel und Frittierfette, aber auch für Waschmittel, Kerzen und Lippenstifte. (www.pro-regenwald.de)

"Die Plantagenbesitzer gehen zur Anlage neuer Ölpalmplantagen extrem skrupellos und umweltzerstörerisch vor. Proteste der Bevölkerung werden ignoriert, die uralten Landrechte traditioneller Völker nicht anerkannt. Die für die Plantagen vorgesehenen Landflächen werden mit Hilfe des Militärs und der lokalen Behörden enteignet, die Bewohner mit Gewalt vertrieben. Wer sich dagegen wehrt, wird verhaftet, zusammengeschlagen oder erschossen. Palmölplantagen sind - wie alle Monokulturen - besonders anfällig gegen Schädlingsbefall. Damit die Palmen schnell und ohne Verluste durch Schädlinge wachsen, werden große Mengen hochgiftiger, in Europa oft längst verbotener Pestizide auf den Plantagen ausgebracht. Vergiftungen und schwere Gesundheitsschäden der Bevölkerung sind entsprechend an der Tagesordnung. Über die Flüsse und das Grundwasser verteilen sich die Substanzen im ganzen Ökosystem. Selbst an den Flussmündungen sterben die Fisch- und Garnelenbestände, die dort lebenden Fischer verlieren ihre Erwerbsquelle."
Rettet den Regenwald e.V., www.regenwald.org


Dem Umweltbundesamt sind die Hände gebunden

Eigentlich müsste das Umweltbundesamt umweltbelastende Waschmittel verbieten. Aber der staatlichen Behörde sind (politisch gewollt?) die Hände gebunden. Die beim Umweltbundesamt hinterlegten Rahmenrezepturen sind vertraulich. Informationen über die Inhaltsstoffe dürfen nicht an Dritte weitergegeben werden. Das Umweltbundesamt prüft auch die Gebrauchstauglichkeit der Produkte nicht, weshalb das Amt auch keine Aussagen dazu machen kann. Umweltbedenkliche Inhaltsstoffe werden im Rahmen des Anmeldeverfahrens zwar erkannt und die Anmelder gebeten, diese durch harmlosere zu ersetzen. Eine rechtliche Verpflichtung dazu besteht zur Zeit jedoch nicht. Nur besonders umweltgefährliche Stoffe können jedoch durch Rechtsverordnung verboten werden. Die Frage ist die Definition, was ist ein "besonders" gefährlicher Stoff. Schließlich prüft das Umweltbundesamt auch nicht ob die Werbeaussagen der Wahrheit entsprechen. Klageberechtigt sind hier nur die Verbraucherschutzverbände und die jeweiligen Konkurrenten. Die Bürger müssen es also selbst in die Hand nehmen und privat klagen. "Wer also Bedenken gegen eine Werbung mit Umweltargumenten hat, kann sich an Verbraucherberatungen wenden, die dann über den Verbraucherschutzverein die betreffenden Firmen abmahnen können", erläutert das Umweltbundesamt. Konkurrenzfirmen sind durch das "Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb" selbst klageberechtigt.

Weitere Infos:

www.umweltbundesamt.de/uba-info-daten/daten/hintergrundpapier-trends-auf-dem-waschmittelmarkt.htm
www.bayern.de/lfu/umwberat/waschmit.htm
www.hobbythek.de/archiv/277/index.html
www.zdf.de/ZDFde/inhalt/30/0,1872,1020478,00.html



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Quelle: Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
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