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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Wirtschaft    Datum: 10.12.2003
Grünes Geld braucht unabhängige Information
Mit Geldanlagen Klima schützen und fairen Handel fördern Von Norbert Suchanek
Während wir alle mehr oder weniger ruhig schlafen, geschieht etwas geheimnisvolles bei Banken, Versicherungen und Aktienhändlern. Unser Geld arbeitet. Es finanziert Rüstungskonzerne oder Supermarktketten, Autofirmen, unökologische Riesenstaudämme und Kernkraftwerke, Gentechniklabore und Pestizid-Konzerne, gibt transnationalen Konzernen die finanzielle Kraft immer größer zu werden und andere zu verdrängen. Es kann aber auch wie bei Oikocredit oder bei der Gepa Bauernkooperativen in der Dritten Welt die Umstellung auf Bio-Kaffeeanbau erleichtern oder mexikanischen Frauen in die Selbständigkeit helfen. Wir haben es in der Hand, was unser Geld macht - mehr oder weniger.

Zum einen ist es sehr mühsam, sich von Banken und Versicherungen alle ihre Beteiligungen und Investitionen im Detail geben zu lassen. Zum anderen blickt man durch den inzwischen entstandenen Dschungel der verschiedenen Geldanlagemöglichkeiten, die nach eigenen Angaben ökologischen und ethischen Ansprüchen gerecht werden sollen, kaum noch durch. Allen ist nur gemein: Sie wollen an das Geld der umweltbewussten oder ethisch und sozial eingestellten Mitmenschen heran. Aber wie in den Zeiten vor der gesetzlichen Regelung für die Verwendung der Vorsilben "Bio" und "Öko" im Nahrungsmittelbereich gilt im Geldgeschäft: Wo "Öko", "Nachhaltigkeit" oder "Ethik" drauf stehen, müssen diese vorbildlichen Inhalte noch lange nicht drin sein.

Da ist zum Beispiel der GreenEffects-Fonds. In ihm sind die Firmen des Natur-Aktien-Index (NAI) vertreten, der von der Zeitschrift Natur&Kosmos veröffentlicht wird und seit 1997 als "Orientierung für grüne Geldanlagen" gilt. Der NAI umfasst nach eigenen Angaben (www.nai-index.de) "25 internationale Unternehmen, die nach besonders konsequenten Maßstäben als erfolgreiche Öko-Vorreiter ausgewählt werden." Dass das auch so stimmt, dafür steht ein so genannter NAI-Ausschuss gerade, dessen Mitglieder sind: Horst Hamm von Natur&Kosmos, Thomas Orbach vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, Christoph Bals von Germanwatch, Antje Schneeweiß vom Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene, Caroline Zuniga und Rolf Buschmann vom Katalyse-Institut für angewandte Umweltforschung. Zwar sind im NAI tatsächlich einige Firmen wie Bodyshop oder Solarworld vertreten, denen man ein ökologisches Engagement nicht absprechen kann. Andere NAI-Firmen wie der Wasserkonzern Severn Trent kann man allerdings kaum als "erfolgreiche Öko-Vorreiter" bezeichnen.

Der Wasserkonzern Severn Trent steht für die, von vielen umweltorientierten Nichtregierungsorganisationen, Kommunalen Wasserexperten und Stadtwerken sowie auch von kirchlichen Gruppen abgelehnte Wasserprivatisierung. 1989 profitierte Severn Trent von der Privatisierung der britischen Wasserversorgung und den anschließenden, drastischen Wasserpreiserhöhungen unter Maggi Thatcher. Dabei wurde laut BBC in Großbritannien kein Wasserversorgungs- und Abwasserunternehmen so häufig wegen Umweltverschmutzung erfolgreich verklagt wie Severn Trent Water. Gleichzeitig schrecke das Unternehmen nicht davor zurück, Haushalten rigoros den Wasserhahn zuzudrehen, wenn diese mal ihre Rechnung nicht zahlen können.

Severn Trent ist aber dennoch nicht nur im NAI vertreten, sondern zählt ebenso zu den "Sustainability-Leader-AGs", die laut Öko-Test "besonders nachhaltig" wirtschaften. Die Zeitschrift lobt darüber hinaus den Wasserkonzern als das beste Unternehmen seiner Branche, "in deren Aktien eine Investition lohnt." Auch der Konzern Procter & Gamble ist ein solcher, von Öko-Test gelobter Sustainability-Leader. Dieser internationale Konzern beliefert uns seit Jahren nicht nur mit so "wichtigen" Produkten wie Wegwerfwindeln (Pampers) oder Schokoriegeln (Bounty). Er steht auch auf der aktuellen Liste der zehn miesesten Unternehmen auf der Welt, die jährlich vom in Washington ansässigen Multinational Monitor (www.multinationalmonitor.org) herausgegeben wird. Auch die Citygroup zählt zu den "10 Worst Corporations of 2002 ", vor allem weil sie "umweltzerstörende Projekte rund um den Globus finanziert." Trotzdem steht die Citygroup zusammen mit Procter & Gamble im SAM Sustainability Index Fonds aus Zürich, wobei das englische Sustainability natürlich für Nachhaltigkeit stehen soll. Die hier angeführten Beispiele sind keine Einzelfälle. Unter den verschiedenen Öko- und Ethik-Fonds finden sich noch mehr Ungereimtheiten und "Schwarze Schafe". Genaues Hinsehen ist angebracht!

Sicher im fairen Handel anlegen

Wer mit seinem Geld in Sachen Ethik und Ökologie auf "Nummer Sicher" gehen will, muss zwar den Traum vom "schnellen Geld" vergessen. Doch wer sich bei Gepa und Oikocredit beteiligt, hat dafür die sicherste Gewähr, mit seiner Geldanlage etwas gutes zu tun. Die 1975 gründete Gepa ist heute Europas größte Fair Handelsorganisation. Gepa-Gesellschafter sind Misereor, der Evangelische Entwicklungsdienst (eed) sowie die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej) und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Auch Privatpersonen können sind bei diesem Fair Handelshaus beteiligen und in den fairen, sozial- und umweltverträglichen Handel investieren. Für das fair angelegte Geld garantiert die Gepa immerhin 3,75 % Zinsen - und ein gutes Gewissen (www.gepa.org).

Etwas weniger, nämlich 2 Prozent, bekommen Anleger bei Oikocredit. Mit dem "geliehenen" Geld finanziert die 1975 vom Ökumenischen Rat der Kirchen gegründete Ecumenical Development Cooperative Society, die sich Oikocredit abkürzt, günstige Kredite an die benachteiligten Schichten in den Ländern der Dritten Welt. Frauen können sich so ein eigenes, kleines Geschäft aufbauen und Kleinbauernkooperativen auf besser bezahlten Bio-Anbau umstellen. Das erklärte Ziel dieser Geldanlage ist es, zu mehr wirtschaftlicher und sozialer Gerechtigkeit in der Welt beizutragen (www.oikocredit.org/de). Einen Förderkreis für Oikocredit gibt es auch in Bayern.

In den Wind investieren heißt Klima schützen

Eine von Haus aus grüne Geldanlage ist die Investition in Windenergie. Ob man dabei reich wird, lässt sich nicht garantieren. Garantiert ist nur, dass Windenergie eine wichtige, nachhaltige Energiequelle ist, um umweltschädlichen Strom aus Atomkraftwerken, Kohlekraftwerken oder aus großen, ganze Flusssysteme zerstörenden Wasserkraftwerken zu ersetzen und um unser Klima zu schützen (www.windenergie.de). Die UmweltBank ist einer der erfahrensten Vermittler von Windparkbeteiligungen (www.umweltbank.de). Sie hat bis jetzt insgesamt 26 Windkraftfonds auf den Weg gebracht. Aber auch die GLS Gemeinschaftsbank hat inzwischen die Windkraft als ökologische Anlagemöglichkeit im Angebot (www.gls-bank.de).

In den Medien tauchen derzeit immer öfter Berichte von sogenannten Windkraftgegnern wie dem Bundesverband Landschaftsschutz auf, die den Windkraftanlagen "Landschaftsverschandelung" vorwerfen und behaupten, dass sie nichts zum Klimaschutz beitragen würden. Was die Landschaftsverschandelung angeht, so lässt sich freilich je Geschmacksrichtung ewig darüber streiten, ob nun ein Windrad schöner oder hässlicher ist, als eine Hochspannungsleitung. Der andere Vorwurf ist schlichtweg falsch. Natürlich trägt jede mit Windenergie erzeugte Kilowattstunde zur Vermeidung von Kohlendioxid und zum Schutz unseres Klimas bei.

Anders sieht es allerdings mit der gleichfalls als "Klimaschutzmaßnahme" propagierte Geldanlage in Aufforstungsprojekten in der Dritten Welt aus. Seit Jahren warnt beispielsweise das World Rainforest Movement (WRM) vor der Ausweitung der Baummonokulturen (Holzplantagen) in der "Dritten Welt", weil diese nicht nur sozial, sondern auch ökologisch unverträglich seien. Dies gelte auch für die neuerdings mit dem Label des Forest Stewardship Council (FSC) ausgezeichneten Aufforstungsprojekte. Das brandaktuelle WRM-Buch "Certifying the uncertifiable - FSC certification of tree plantations in Thailand and Brazil" informiert darüber (www.wrm.org.uy).

Alles in allem betrachtet braucht es einen gesunden Menschenverstand, viel Zeit zum Lesen und gute, firmenunabhängige Informationen über Geldanlagen und Firmentätigkeiten, wenn man sein Geld sinnvoll in Versicherungen, Fonds, Aktien und Firmenbeteiligungen anlegen möchte. Leider aber ist im Zuge der Medienkonzentration immer weniger Geld für fundierte, unabhängige Recherchen da und gleichzeitig immer weniger Platz für kritische Reportagen und Berichte in den Medien. Eine Basisquelle für Informationen rund um Grüne Geldanlagen ist die Website der Ecoreporter (www.ecoreporter.de). Allerdings sind auch diese Informationen nur mit Vorsicht zu genießen, da sie oft von den Firmen selbst stammen, wie ECOreporter.de-Chefredakteur Jörg Weber selbst einräumt: "Wir können mit unseren Mitteln halt nicht immer gegen halten, wenn Konzerne etwas behaupten. In der Rubrik ad hoc müssen wir die wörtlichen Texte bringen, sonst sind es keine Ad hoc mehr..."



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